“Mehr Geld für Kinder!“, sagt das Bundesverfassungsgericht..

..oder: “wie viel Geld darf das lebenswürdige Leben kosten?”

Weiberfastnacht musste ohne mich stattfinden, der Schnee ist geräumt (da es aber grieselt, und kein Salz mehr da ist, wird wohl in spätestens einer Stunde wieder alles bedeckt sein) – und ich sitze mit Triefnase, Kratzen im Hals und Hüsteken wieder am Rechner.

Ich fühle mich etwas zu Matsche, um bei dem Wetter draußen rum zu eiern, aber solange es den Fernseher mit seinen 26 DVB-T-Kanälen, das Web, einen PC und eine stabile DSL-Leitung gibt, ist ja noch nicht alles verloren.

Und dann wird man natürlich in den zahlreichen Sendungen des ‘Bildempfängers mit Tonausgabe’ über die wichtigen Dinge informiert, die so in der Welt statt finden.

Bei Kerner zum Beispiel – dessen Sendeformat nun eher an die Knoffhoff-Show erinnert (natürlich auf das Niveau des Publikums der Privaten zugeschnitten, weshalb existenziell wichtige Fragen geklärt werden, wie: “Warum sieht man nichts mehr, wenn man die Augen zumacht?” Oder:” kann man Strom spüren, wenn man seine Zunge in die Steckdose steckt?”). Dort lernten wir Deutschlands “bekanntesten Arbeitslosen” kennen. Arno Dübel. Ein Vorzeige Hartz-IV-er wie er gerne in den Medien zwecks Meinungs-Bildung präsentiert wird: dumm, frech, stinkefaul, und sich für jede Arbeit zu schade..

(Berühmt durch ALG 2 und Faulheit. Sozusagen ein Vollzeit Hartz-IV ler. Nachahmung wird nicht empfohlen)

Nach dem Bericht kam dann auch eine andere Hartz-IV-Empfängerin (sozusagen aus dem entgegen gesetztem Lager) zu Wort. Die musste ihre Kinder und sich selbst von dem knappen Geld durchbringen. Die fand auch, dass das Bild des Arno Dübel eher eine Ausnahme, als die Regel ist..

Und die Sprache kam auch auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, welches ja festgestellt hat, dass die Regelsätze für das ALG 2 verfassungswidrig sind. Na gut, bloß weil dies das oberste Gericht in Deutschland feststellt, heißt das ja nicht, dass dies jetzt auch zeitnah umgesetzt wird (und dass man es hier mit der Rechtstaatlichkeit in der Regierung nicht so genau nimmt, wissen wir auch seit der Daten-CD mit den Adressen der Schweizer Steuerflüchtlingen). Also, so bis Ende des Jahres bittet man sich da schon die Zeit aus. Und man müsse eben alles neu berechnen..

Ein ebenfalls anwesender “Experte” meinte, das könnte auch bedeuten, dass die Hartz IV-Regelsätze für die Erwachsenen angepasst werden müssen  – NACH UNTEN, wohlgemerkt!

Ah Ja? Was ist das für eine krumme Rechnung? Wenn ein alleinstehender ALG 2 – Bezieher von seinem Regelsatz der momentan ca. 350 Euro beträgt, vielleicht in Zukunft noch 100 Euro abgeben soll, damit dies den in Not lebenden Kindern zugute kommt, hilft ja als einzige Überlebensstrategie nur irgend eine andere Hartzerin ehelichen, und dann knattern, knattern, knattern – bis die Blagen kaum noch in die Wohnung passen…

Dazu passen dann auch sehr schön die Zahlen, die da in den Raum geworfen wurden. in Berlin leben 38% der Kinder von Hartz –IV. Man rechnet in 10 Jahren mit einer Quote von 50%.

Diese Aussage ist so natürlich falsch! Kinder bekommen kein Hartz IV. Es bedeutet etwas ganz anderes, und wesentlich dramatischeres: Nämlich dass 38% der Kinder in Familien leben, die von Hartz IV leben müssen. Das ist das alarmierende. Und wenn man diagnostiziert, dass in 10 Jahren 50% der Eltern von ALG 2 leben müssen, dann sagt das ja auch eine Menge über den Arbeitsmarkt, und die Lohnentwicklung aus.

Danke liebe Regierung!!

So, und ich muss jetzt mal leider wieder runter. Der Gehweg ist schon wieder zugeschneit…

letzte Änderung: 12.02.2010 10:13 Uhr

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