..oder: Warum es mir manchmal peinlich ist ein Deutscher zu sein
Gestern war wieder einer der Tage, die mich nachdenklich machten. Nachdenklich darüber, ob der Mensch tatsächlich die Bezeichnung “Krönung der Schöpfung” verdient, oder ob er sich die nur gegeben hat, weil er in der Lage ist Buchstaben korrekt aneinander zu reihen. Ich persönlich finde es manchmal jedenfalls peinlich ein Deutscher zu sein.
Nein, nicht wegen einer etliche Jahrzehnte zurück liegender Vergangenheit. Damit habe ich nichts zu tun, und den Schuh ziehe ich mir auch gar nicht an! Aber damit das auch ja nicht in Vergessenheit gerät, erinnert uns ja mit schöner Regelmäßigkeit Koksnase und Vorzeigejude Michel Friedmann an unsere “dunkle Vergangenheit”. Aber für den ist ein Deutscher ja schon antisemitisch, wenn er in einer voll besetzen U-Bahn einen fahren lässt, und irgendwo in der Bahn ein Werbeschild mit dem Text: “Machen Sie Urlaub in Israel” klebt..
Warum ich das sage? Ich habe gestern mal wieder etwas beobachten dürfen, was mich am Verstand der Mitmenschen ernsthaft zweifeln lässt.
Ich bin gestern nämlich in der City gewesen, um mir einen neuen Stabmixer zu kaufen. Denn trotz aller Bemühungen ließ sich der mittlerweile 30 Jahre alte ESGE-Zauberstab nicht mehr dazu überreden, den Betrieb aufzunehmen. Ersatzteile leider Fehlanzeige. Reparatur würde den Neuwert übersteigen. Bei Saturn-Hansa auf dem Ostenhellweg wurde ich fündig. – Fiel aber vor Schreck fast hintenüber! Fast 150,00 Euro? Nee, das war ich nun echt nicht bereit auszugeben…
Ein anderes Teil musste also her. Meine Wahl fiel auf einen preiswerten Stabmixer von Clatronic, dessen Spitze wenigstens aus Metall war. Die anderen Geräte von Phillips und Braun waren zwar optisch ganz hübsch, aber bei den Vorführmodellen, waren die schützenden Plastikummantelungen schon zerbröselt. Nicht unbedingt ein Kaufanreiz, und noch weniger ein Zeichen von Qualität..
25,00 Euro wechselten an der Kasse den Besitzer. Danach brauchte ich noch ein paar Lightscribe DVDs, weil ich noch ein paar Filme archivieren wollte.
Nach dem Einkauf ging ich auf dem schnellsten Weg zur U-Bahn. Haltestelle Stadtgarten. Die Rolltreppe runter – Der Bahnsteig proppenvoll! Die U-42 nach Hombruch hatte nämlich erhebliche Verspätung!
Andauernd tönten Lautsprecherdurchsagen der Leitstelle von der Decke: “Verehrte Fahrgäste! Auf der Linie U-42 Richtung Hombruch kommt es zu Verspätungen. Bitte beachten Sie die Anzeigetafeln!” Auf den elektronischen Schildern, unter der Decke, die im Abstand von ca. 20 Metern unter der Decke hingen, stand ganz klar:
Scheinbar waren aber außer mir und einer attraktiven Dame mittleren Alters, welche neben mir an der Wand des Bahnsteigs stand, alle anderen Fahrgäste Analphabeten. Denn als nach 8 Minuten die erste Bahn in den Bahnhof einfuhr (die natürlich schon rappelvoll war), spielten sich Szenen wie in der Tokioer Metro zur Rush-Hour ab. – Da wurde gebufft und geknufft, gedrängelt, mit den Ellenbogen gestoßen, geflucht, von einer Tür zur nächsten gelaufen, um sich bloß noch in die Bahn zu zwängen. Es sah aus, als ginge es um Leib und Leben – sozusagen “die letzte U-Bahn in die Freiheit”, bevor eine Horde menschen-fressender Aliens in den U-Bahn-Bahnhof eindringt, um dort ein paar leckere ‘Appetit-Häppchen’ für ihre Speisekarte zu fangen.
Ich dachte mir: “solch traurige Szenen müssen sich auch abgespielt haben, als der letzte Flieger im Kessel von Stalingrad Richtung Heimat abfliegen wollte”. – Aber hier ging es nicht darum vor der Roten Armee und dem russischen Winter zu fliehen. Dem Hungertod oder Gefangenschaft und Arbeitslager in Sibirien zu entgehen. Oder eben vor menschenfressenden Aliens zu flüchten…
(Die Dortmunder U-Bahn. Ein leerer Bahnsteig. Unter der Decke in regelmäßigen Abständen die Anzeigetafeln. Liest nur keiner- Geld was man sparen könnte!)
Es ging darum eine winzige Minute eher in eine U-Bahn zu steigen, um eventuell einen Wimpernschlag früher zu Hause zu sein. Also wieso das ganze? Die nächste Bahn stand nun schon im Tunnel direkt dahinter, und wartete mittlerweile darauf, dass die durch das drängen, schubsen, stoßen und noch rein zwängen, der Fahrgäste aufgehaltene Bahn endlich abfuhr. Die Dame neben mir und ich schauten uns an, und konnten ein Lachen nicht unterdrücken. “Das ist ja wie im Affenkäfig!”, “Ja, als wenn man einer Horde Trottel beim Heizöl hacken zuschaut..”
(Die Dortmunder U-Bahn. Hier kann ein Verhaltensforscher traurige Ergebnisse sehen, wenn er mal den Homo Sapiens in größeren Gruppen beobachtet – Eine Affensippe ist dagegen eine wohlerzogene Vorzeigefamilie)
Nachdem die hoffnungslos überfüllte U-Bahn endlich vom Bahnsteig getuckert war, schlenderten wir langsam zur Bahnsteigkante und stiegen in die nächste Bahn. Diese Bahn war natürlich bis auf 3 andere Fahrgäste menschenleer. So konnten wir uns in der U-Bahn einen bequemen Sitzplatz aussuchen, und noch ein bisschen Smalltalk halten.
Was mich aber wundert, ist die Frage: Wieso reagieren Menschen so hirnlos? Besteht das Volk der Deutschen zu 99% wirklich nur noch aus einem Haufen Dumpfbacken auf dem intellektuellen Niveau einer Kelly Bundy? Denkt wirklich niemand mehr in diesem Land? Sind die einfachsten geistigen Transferleistungen für den Bundesbürger so schwierig, wie aus Streichhölzern ein Modell der Sonne im Maßstab 1:1 zu bauen?
Falls irgend jemand eine Antwort auf die Frage hat – gebt Sie mir! Bitte!!
letzte Änderung: 04.02.2010 07:30 Uhr