ungefähre Lesedauer 4 Minuten

..oder: frei nach E.A. Poe: „Doppeltod in der Rue Charles-Wenk“

Dortmund – Tiefe Nacht lag über der Stadt. Dichter Nebel waberte durch die menschenleeren Gassen Dortmunds, und liess die Nacht noch dunkler als sonst erscheinen. Die Straßen-Laternen kämpften vergeblich damit, in der Rue Charles-Wenk, wenigstens ein klein wenig Licht in der Dunkelheit zu spenden, doch ihr fahles Licht wurde vom Nebel schon nach wenigen Zentimetern geschluckt, und liess nur ein schwaches, gelbliches Leuchten durch, welches den Glühlampen eine leuchtende Corona verlieh, und sie wie überdimensionale Glühwürmchen erscheinen liess. Die Straßen und Gehwege waren vom tagelangen Regen aufgeweicht und fast nicht passierbar. Tiefe, mit einer Mischung aus verdrecktem Brack – und Regenwasser gefüllte Löcher machten das spazierengehen zu einem Abenteuer welches einem Fußgänger durch einen einzigen unbedachten Schritt pitschnasse Füße bescheren konnte.. Der feine Nebel kroch durch die Kleidung, legte sich auf den Körper, kühlte ihn aus und ein ständiger, leichter  Nieselregen liess die Kleidung unangenehm klamm und schwer vor Nässe werden. Ich schlug den Kragen meines beigefarbenem Field-Jackets  hoch, und zog den Reißverschluß bis unter’s Kinn.
Mich fröstelte ein wenig – ärgerte mich auch gleichzeitig, dass ich noch mal bei dem Wetter aus der behaglichen, mollig warmen Wohnung musste, um für das junge Ding, welches ich am Abend kennengelernt und mit nach Hause genommen hatte, und die nun gelangweilt das abendliche Fernsehprogramm von meinem Sofa aus verfolgte, noch eine Packung Chips und Cola zu besorgen, damit der Abend noch gemütlich enden konnte.. – beglückwünschte mich aber auch dafür, dass ich keinen Hund hatte, mit dem man 3 oder 4 mal am Tag bei dem Wetter Gassi gehen muss. Mit festem Schritt ging ich den Weg zur Hauptstraße um zur Tag und Nacht geöffneten Tankstelle zu gelangen, und die benötigten Leckereien für das kleine verwöhnte Biest zu kaufen. Das vom Nebel verzerrte, hallende Echo meiner energischen Schritte, die beim gehen seltsam dumpf von den Häuserwänden zurückprallten, riss mich aus meinen Gedanken, und…   

"Tales of Mystery and Imagination" im Jahre 2010

(im Stil der alten Bleistift-Illustrationen. Nacht, Nebel, Regen – wer geht da schon freiwillig raus? Nur jemand, der Masochist ist.

So oder ähnlich könnte eine geheimnisvolle Geschichte von mir angefangen haben, wenn ich im Stil von Arthur Conan Doyle oder Edgar Allen Poe schreiben würde.  Aber leider bin ich kein Schriftsteller mit solchen Qualitäten (oder doch?), und deshalb erzähle ich euch meine mysteriöse Geschichte in einer etwas weniger lautmalerischen Art.

Wie bereits erzählt hatte ich einen neuen DSL-Vertrag bei vodafone abgeschlossen. Doch die neue Telefonanlage weigerte sich standhaft mit dem zweifellos auf der Leitung vorhandenem DSL-Signal zu verbinden. Nach dem die Leitung von Ratingen aus durch gemessen wurde, war die Diagnose: „kein Endgerät vorhanden“. Man sah sich also gezwungen mir eine neue Anlage zu schicken..

Letzte Woche bekam also eine zweite Telefonanlage geliefert.  Mit vor Aufregung zitternden Fingern unterschrieb ich auf dem Lesegerät des DHL-Mitarbeiters, was meine fast klare, fast kalligraphische Handschrift in ein unerkennbares Gekrakel mutieren liess, öffnete mit einem Messer den Karton, packte die Telefonanlage aus, schloss alle Kabel an, und – Nichts!

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Die neue Telefonanlage weigerte sich genauso ins Internet zu gehen, wie die vorige.

Da beim ersten Mal vermutet wurde, dass das Kabel defekt war, ich aber ausschloss, dass dies wieder der Fall sein würde, testete ich quer. Tauschte sowohl Kabel  wie auch Endgerät untereinander aus. Der Verbindungslose Zustand wollte sich einfach nicht ändern. Also höchste Zeit mal wieder die Kundenbetreuung mit der Nummer 1212 anzurufen. Diese Nummer kannte ich mittlerweile auswendig. Die Dame am anderen Ende liess wieder ihr Testprogramm über die Leitung laufen. „Kein Endgerät vorhanden“. Die Mitarbeiterin in Ratingen war sichtlich ratlos. Man merkte förmlich, dass die Dame sich wünschte, Sie hätte heute einen Tag Urlaub genommen. Sie sagte, dass Sie nicht weiterwüsste, und dass Sie die Sache an einen Techniker weitergeben wollte, der sich später dann bei mir melden würde.

Knapp 10 Minuten später schellte mein Handy wieder. Es war der Techniker von vodafone. Er fragte mich, ob ich Abends zu Hause wäre. Um 17:00 Uhr wollte er da sein. Tatsächlich kam der Techniker pünktlich, und überprüfte den Anschluß.  Es war wie gehabt:  Der Router baute ganz zuverlässig eine Verbindung ins Internet auf, und ich konnte jederzeit Webseiten aufrufen, aber kaum stöpselte man eine Telefonanlage an, gab es die Meldung „kein DSL-Signal“. Der Techniker ging noch mal runter zu seinem Wagen und holte eine Anlage hoch, bei der er sicher war, dass Sie funktionierte, steckte Sie in die TAE-Dose und ‚Voila‘, wie durch Zauberhand blinkte auf einmal die Internet-LED. 

Der Techniker und ich schauten uns vielsagend an.  –  Aha, deshalb konnte die zweite Telefonanlage am anderen Ende nicht gefunden werden. Sie war ebenfalls Schrott!

"Tales of Mystery and Imagination" im Jahre 2010

(Endlich! Alle Lampen leuchten! Internet und ISDN-Telefon funktionieren endlich. Letztlich war es eine schwere Geburt. Aber Hauptsache das Kind lebt!)

Nachdem nun klar war, dass es tatsächlich nur an der Telefonanlage lag (eigentlich lag es tatsächlich nur am Kabel, welches bei beiden Anlagen defekt war. – Tja, sowas kommt dann raus, wenn man 5 Cent an einem Kabel sparen will, und das in China herstellen lässt. Die Kabel sind Murks – dafür kann dann mal ein Techniker bis zu 400 Kilometer am Tag durch die Weltgeschichte fahren), braucht nur noch ein richtiges Kabel in die TAE-Dose gesteckt werden. Der Monteur baute mir aus einem RJ-45 Kabel und einem Telefondosenadapter ein Kabel. Das sieht nicht nur wertiger und stabiler aus, als das haudünne Drähtchen, was regulär beigelegt war. Ich kann es auch beliebig verlängern, und die Anlage dann mal an eine andere Wand verlegen.

Ich habe eh vor, den Standort meines Servers in ein anderes Zimmer zu verlegen. Im Wohnzimmer sind die Laufgeräusche der 8 Festplatten und unzähligen Lüfter einfach zu störend. Der ausgewählte Platz ist das frühere Kinderzimmer, welches nun als Esszimmer fungiert.

..doch nun genug von Telefonanlagen und dergleichen. Ich muss mich hier schliesslich noch um eine junge, fast unschuldige Dame kümmern, die nach Chips und Cola noch Appetit auf einen Nachtisch in Form von Schlagsahne oder Schokosauce hat…

letzte Änderung: 21.02.2010  20:23 Uhr