Ankunft in Budapest – Sonne! Die Haare liegen..
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Auf dem Flug passierte nichts außergewöhnliches. Während der Startphase war es ganz interessant aus dem Kabinenfenster zu schauen – aber da meine Sitzreihe bei den Notausgängen genau über den Tragflächen war, sah ich hauptsächlich das Düsen-Triebwerk und die darauf angebrachten englischen Warnhinweise „NO STEP“ und „NO GRAB“, die besagten, dass man dort nicht drauf treten soll und nicht als Handgriff benutzen – ich nahm mir (als beim Start von der Stewardess vergatteter Rettungsassistent) vor, im Falle eines Absturzes darauf zu achten und Passagiere, die sich bei Evakuierungsversuchen nicht an die Beschilderung halten sollten, ordentlich zu maßregeln – so wie es für einen ordnungsliebenden Deutschen halt üblich ist..
Solange der Airbus unter den Wolken war, konnte man noch sehen, wie die Häuser kleiner wurden und sich die Landschaft langsam unter einem weg bewegte – nachdem die dichte Wolkendecke durchflogen war und die Wolken den Blick nach unten verhinderten, wurde es schnell langweilig.
Dazu fing mein Hinterteil an, weh zu tun. Das stundenlange hocken auf der unbequemen Flughafen-Sitzbank und nun das sitzen auf besseren Camping-Stühlen im Flieger liessen mein Gesäß protestieren.
Gut, dass die restliche Flugdauer überschaubar war – und der Landeanflug schon eingeleitet. Aus dem Fenster konnte man den großen Budapester Flughafen schon sehen. Der Pilot landete aber nicht direkt in Flugrichtung sondern flog einmal querab zum Flugfeld, flog also an der Landebahn vorbei, machte hinter dem Flughafen eine enge Wende um 180 Grad um dann den Endanflug und die Landung einzuleiten. Nach dem Kampfjet-Start in Dortmund überkam mich langsam das Gefühl, dass im Cockpit eine Wette läuft, wie viele Passagiere mit grüngefärbten Gesichtern aus der Maschine wanken..
Die Landung und das Aufsetzen verliefen aber unspektakulär – warum Passagiere klatschen, wenn ein Flieger heil unten ankommt versteh ich allerdings nicht – das sollte man eigentlich erwarten. Ich applaudiere ja auch nicht, wenn mir der Kellner in einer Gaststätte ein Getränk bringt ohne es vorher zu verschütten – derlei übertriebene Beifallsbekundung könnte auch falsch verstanden werden..
Als der Flieger seine Parkposition eingenommen hatte wurde es eng im Gang. Alle standen auf (jedenfalls diejenigen, die einen Platz direkt am Gang hatten – die weiter in Richtung Fenster saßen mussten erst mal warten, weil im Gang gar kein Platz mehr war), fummelten an den Gepäckbehältern über den Sitzen und zerrten ihre Rucksäcke, Beutel, Tüten, oder was Sie sonst als Handgepäck bei sich hatten aus den über den Sitzen angebrachten Ablagefächern. Es dauerte ein paar Minuten, bis sich die Schlange in Bewegung setzen konnte, weil die Kabinentüren noch geschlossen waren und die mit den Fensterplätzen waren die letzten, die aufstehen konnten um ihr Gepäck zu schnappen und endlich aus der fliegenden Konservendose an die frische Luft zu kommen..
Dass ich wieder einer der letzten war, der aus dem Rumpf des Flugzeugs auf die Gangway trat, ist klar – irgendwie zieht sich das ja wie ein roter Faden durch die ganze Reise..
Sofort legte sich eine drückende Hitze um mich. Der Hoodie und die leichte Sommerjacke die morgens um vier Uhr in Dortmund bei etwas über 10° Celsius noch Sinn machten, waren viel zu dick und absolut unnötig bei den hochsommerlichen Temperaturen von knapp 30°. Aufgrund der Enge im Flieger hatte ich den Hoodie aber nicht ausziehen können ohne mir die Schulter zu verrenken. Nach knapp 200 Meter schweißtreibendem Fussweg über das Rollfeld war ich in der großen Empfangshalle und suchte mir erst mal einen Platz um wenigstens die Jacke noch in den Rucksack zu stopfen damit ich beim verlassen des Geländes nicht eine Spur von Schweisstropfen hinterlasse und mir aus Sicherheitsgründen eine Reinigungskraft ein Schild mit „Caution Wet Floor“ hinterher trägt.
Ich war grade dabei den Reißverschluß des Rucksacks wieder zu schließen, als mein Handy klingelte..
Es war der Fahrer des Shuttle-Services „Travel4You“ der mich in gutem Deutsch fragte ob ich schon gelandet wäre? Ich entgegnete, dass ich grade in die Halle gekommen wäre und nun auf dem Weg zum Ausgang bin – aber mich erst mal orientieren muss, wo der ist. Der Fahrer entgegnete, dass er am Ausgang warten würde und ein weißes T-Shirt trägt – also machte ich mich auf die Socken und orientierte mich an den Schildern mit der englichen Aufschrift „EXIT“ – die ebenfalls angebrachte Beschriftung in Landessprache war weder verständlich noch für ungeübte Zungen aussprechbar. Ich vermutete aber, dass die Aussprache aneinander gereihter Zisch-Laute nach dem dritten oder vierten Bier für Ungeübte einfacher würde.
Der Weg zum Ausgang zog sich hin – Treppauf – Treppab – hier durch eine Glastür, dort durch eine Passage – auf dem riesigen Budapester International kann man jede Menge Meter machen. Mehrere Minuten vergingen, bis ich plötzlich durch eine Milchglastür in den Ausgangsbereich kam. Dort standen etliche Fahrer diverser Fahrdienste, die ihre Schäfchen einsammeln wollten. Einige hatten selbstgemalte Pappschilder, andere Notizblöcke in der Hand.
Ich schaute mich um – ja, da stand ein Mann mit einem weißen T-Shirt und es hatte auch das Firmenlogo von „Travel4You“ aufgedruckt. Ich ging auf ihn zu und sagte „Hallo“ – „bist Du Peter?..“, fragte er. „Ja..“, entgegnete ich. „Dann lass uns fahren, die anderen sind schon am Auto..“ – war ja fast klar, dass ich mal wieder der letzte war.
Wir gingen zu einem Mini-Van im Parkbereich – ob die anderen Fahrgäste im gleichen Flieger wie ich saßen, konnte ich nicht mit Bestimmtheit sagen – ich hatte weder in Dortmund in der Departure-Zone noch während des Fluges großartig auf andere Leute geachtet. Die 7 anderen Fahrgäste erschienen mir aber fremd. Vielleicht waren Sie mit einem anderen Flieger gekommen – jedenfalls hatten wir alle das gleiche Ziel – Pecs.
(Bild: der ungarische Forint ist die Landeswährung in Ungarn. Die hier abgebildeten 9.000 Forinth wirken zahlenmäßig zwar spektakulär, entsprechen aber grade mal etwas über 20,00 €. )
Der Fahrer fragte mich, wie ich den Transfer zahlen wollte Bar oder mit Karte – da ich keinen einzigen Forint (Anm. die ungarische Währung) bei mir hatte, zahlte ich mit meiner Eurocheque-Karte. Das zahlen mit Karte ist in Ungarn übrigens wesentlich verbreiteter als in Deutschland – jeder Laden, jede Kneipe – eigentlich wirklich jeder hat ein mobiles Kartenlesegerät – so auch mein Fahrer von „Travel4You“.
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Nur noch 2 Stunden Autofahrt – dann ist Pecs erreicht..
Es dauerte ein paar Minuten, bis wir das Flughafengelände verlassen hatte und auf die Autobahn konnten – auf dem Weg dahin standen hinter einem Maschendrahtzaun auf der rechten Seite einige ausgemusterte Propeller-Flugzeuge, die vor sich hin gammelten und schon bessere Tage gesehen hatten. Anhand der Beschriftung hielt ich die für frühere russische Maschinen. Ich konnte die kyrillischen Buschstaben aber nicht übersetzen, obwohl ich vor einigen Jahrzehnten mal (noch in schwarz-weiss) im Schulfernsehen ein paar Lektionen russisch gelernt hatte. Vieles war mir mittlerweile entfallen – dass „Frühstück ist fertig“ – завтрак готов (zavtrak gotov) heisst, wusste ich noch – half mir aber hier nicht wirklich weiter..
Auf der Autobahn tauchten kurz nach dem Flughafen riesige Hallen auf, die alle aussahen, als hätte man sie grade erst dort gebaut. Darunter auch viele bekannte deutsche Firmen. Etliche Kilometer reihte sich Firmengelände an Firmengelände – eines größer als das andere.
Das hat handfeste finanzielle Gründe: in Ungarn ist das Lohn-Niveau viel niedriger als in Deutschland – einen Kündigungsschutz für Mitarbeiter gibt es dazu praktisch nicht, es gehört aber zur EU was die Zoll-Bestimmungen vereinfacht und der Budapester Flughafen wird zu einem der weltgrößten Frachtflughäfen ausgebaut. Ist doch klar, dass man diesen Standort-Vorteil mitnimmt..
Auf der gut ausgebauten und ziemlich leeren Autobahn ging es zügig Richtung Pecs. Landschaftlich erinnerte die Strecke teilweise an die Strecke Dortmund-Frankfurt auf der A45 – mal Wälder, mal Felder. Mit anderen Worten: ziemlich eintönig.
Ich sass hinten im Mini-Van und trotz eingeschalteter Klima-Anlage war es nicht wirklich kühl im Wagen – ich hätte besser auch noch den dicken Hoodie ausziehen sollen und um den Bauch binden, denn in den Rucksack hat er nicht mehr gepasst, als ich die Jacke dort hinein gestopft hatte. Dafür war es jetzt aber zu spät – bei der Enge im Auto war es nicht möglich und dem Fahrer bitten dafür extra anzuhalten, fand ich den anderen gegenüber etwas deplatziert – ich hatte durch mein trödeln im Flughafen ja schon alle aufgehalten.
Die Sonne brannte unangenehm heiß von meiner Seite durch die Scheibe und die eine Reihe vor mir sitzende Frau versuchte das links von ihr sitzende Kind mit einer weißen Strickdecke vor den Sonnenstrahlen zu schützen. Sie knotete eine Ecke an die vordere Kopfstütze des Fahrers und legte das andere Ende über ihre eigene Kopfstütze, Da sie es aber dort nicht richtig befestigen konnte rutsche die Decke andauernd wieder herunter. Beim dritten mal nahm ich ihr das Ende ab, machte aus dem Ende einen Knoten schob den unter den Schonbezug der Kopfstütze – das hielt. Die Mutter lächelte mich dankbar an und ich kam mir vor wie ein Pfadfinder..
Die Strecke von 200 Kilometern fuhr der Fahrer ohne zwischendurch anzuhalten in knappen 2 Stunden und ich war auch froh, dass er nicht noch zwischendurch anhielt – ich wollte eigentlich nur noch in mein Apartment, alle Brocken in die Ecke werfen und mal ein paar Stunden relaxen.
Nachdem wir von der Autobahn auf eine Landstraße abgefahren waren, neigte sich die Fahrt dem Ende zu, denn es ist nicht weit von der Autobahn bis nach Pecs hinein. Es waren vielleicht knapp 10 Minuten Fahrt über die Landstraße bis zum Stadtzentrum.
Auf dem Weg dahin sahen wir zuerst mal ein dominantes Kraftwerk, das optisch so wirkte, als wäre es größer als die ganze Stadt, kurz darauf erschienen die ersten Gewerbegebiete, doch die dort ansässigen Firmen schienen verlassen und wirkten alt und schäbig. Sofort musste ich wieder an die frühere DDR denken und an meine ersten visuellen Begegnungen mit den Bausünden des Sozialismus.
Nur wenige Minuten später waren wir auf der Hauptstraße in Richtung Zentrum und der Fahrer bog in eine Seitenstraße ab. Einmal noch links, einmal rechts – und der Fahrer hielt an, stieg aus und machte die Seitentür auf. Er sagte dem jungen Pärchen, welches neben mir saß, dass die bitte aussteigen – und meinte dann zu mir: „Peter hier ist dein Ziel“ und sagte auch noch, dass der Eingang zu meinem Apartment wohl um die Ecke sei.
Ich nahm meinen Rucksack aus dem hinteren Frachtraum, der Fahrer schloß die Ladetür, lud das Pärchen wieder ein, fuhr los und ich stand etwas hilf- und orientierungslos auf der Straße. So musste sich ungefähr ein ausgesetzter Hund auf der Autobahn-Raststätte fühlen…
Bild: der erste Blick auf Pecs ist etwas unsexy, weil sich das riesige Heizkraftwerk im Bild in den Vordergrund stiehlt.
Wir fahren hier auch von der unattraktivsten Seite hinein – die später noch auftauchenden Ruinen in ehemaligen Gewerbegebieten schreien förmlich: „DDR Zwei Punkt Null“ und zeugen von den etlichen Jahren Sozialismus..
Der Rest der Stadt entschädigt aber für die eher mittelmäßige optische Begrüßung von Pecs.
das einchecken in mein Apartment – ein Saunagang mit Aufguss..
Na gut – der Vergleich mit dem Hund hinkt etwas – ich war ja nicht an eine Leitplanke angebunden. Ich kam mir eher vor wie ein frisch aus dem Raumschiff gekletterter Alien auf dem Planeten Erde – nicht der Sprache mächtig, mit den Bezeichnungen auf den Strassenschildern konnte ich auch nicht wirklich was anfangen – dazu brannte mir die Sonne unangenehm auf den Pelz. Eine äußerst lebensfeindliche Umgebung für friedliebende Außerirdische. Also bloss schnell ins Apartment – aber wo ist das? Ich ging erst mal zur Ecke und schaute auf das Straßenschild und verglich den Straßennamen mit der aus der E-mail von Booking.com – das schien eigentlich soweit richtig.
Dann suchte ich auf dem Handy die Mail des Apartment-Vermieters. In der stand auf englich und ungarisch wie man in das Apartment mit der Nummer 11 kommt: Zuerst die Zahl 11 eintippen, dann die Taste mit dem Schlüssel-Symbol, dann den vierstelligen Code 1234 zur Türöffnung.
Ich ging die Treppe hoch, stellte mich vor den Kasten, fing an zu tippen: 1-1-Key-1-2-3-4.. ERR! (Ihr ahnt es – „ERR“ bedeutet „Error“, oder auf gut deutsch „Fehler“) Es piepte und der Code war anscheinend falsch. Kein Türsummer, der die Tür entriegelte war zu hören. Also nochmal: 1-1-Key-1-2-3-4… und wieder piepste es nur und es erschien ERR. Die Eingangstür blieb verschlossen und ich durfte weiter in der Hitze braten..
Tja, das ging ja mal gleich gut los! Was nun? War ich am falschen Eingang? Vielleicht sogar in der falschen Straße? Glücklicherweise hatte ich einen Telefon-Joker und rief Torsten an.
Bild: in dieser Straße „Lyceum utca“ ist mein Apartment. Die Hausnummer ist 15. Das Wort „utca“ bedeutet eher Gasse oder schmale Strasse – „ut“ (also ohne „ca“) wird für eine breitere Strasse oder Hauptstrasse benutzt – so hat es mir wenigstens Torsten erklärt.
Torsten war grade auf dem Weg um seinen Sohn abzuholen, aber da er schon auf dem Rückweg war, dauerte es nur wenige Minuten bis sein Auto in die Gasse einbog und er mir helfen konnte, Zugang zum Haus zu erlangen, damit ich mich endlich von den schweißtreibenden Reiseklamotten befreien kann – die immer größer werdende Hitze machte mich doch langsam mürbe und ich merkte, dass mein T-Shirt unter dem Hoodie, den ich immer noch nicht ablegen konnte und dem vollen Rucksack, den ich auf dem Rücken trug immer feuchter vom Schweiss wurde.
Ich gab Torsten das Handy mit der Mail und er las die – fand aber keinen Fehler – versuchte am elektronischen Türschloß ebenfalls die gleichen Schritte wie ich: 1-1-Key-1-2-3-4.. es kam wie es kommen musste: es piepste und auf dem Display erschien ERR..
Bild: In Ungarn ist es üblich statt mit Schlüsseln – die es natürlich auch gibt, Türen mittels eines PIN-Codes zu öffnen. Links ist die Nummer der Wohnung, bzw des Apartments und die wird zuerst eingetippt – dann die Taste mit dem Schlüssel-Symbol und dann der Pin-Code. Schon ist die Tür entriegelt – wenn der Code stimmt..
Waren wir am falschen Eingang? Die Apartmentnummer 11 stimmte, aber vielleicht gibt es die auch an einer anderen Eingangstür? Wir gingen um die Straßenecke, aber am nächsten Eingang gab es keine Nummer 11. Das war es also schon mal nicht.
In der Mail war eine Telefonnummer angegeben. Torsten rief dort an, aber an der anderen Seite nahm niemand den Hörer ab.
Torsten kannte aber den Besitzer des Hauses, das war sein Nachbar (wie auch Torsten nur 3 Minuten Fußweg von meinem Apartment entfernt mit seiner Frau Lilla wohnte) und der hatte noch ein anderes Haus mit Apartments – vielleicht hatte sich der Vermieter mit dem Haus vertan?
Also marschierten wir zu dem anderen Haus – mit dem gleichen Ergebnis: es gab dort kein Apartment mit der Nummer 11. Also bei sengender Mittagshitze wieder zurück zu der Ecke an der mich der Fahrer abgesetzt hatte – die war dann wohl doch richtig.
Das war so ungefähr der Moment, wo Ich mir wünschte, ich hätte Dorothys rote Glitzer-Pömps aus „The Wizard of Oz“ an den Füßen – egal wie tuntig die an mir aussehen sollten. Ich wollte nur noch 3 mal die Hacken der Zauberschuhe zusammenschlagen, „there’s no place like Home“ flüstern und in meinem kuscheligen Bettchen bei herrlich erfrischend ans Fenster prasselnden Regen aufwachen..
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In dem Moment schellte Torstens Handy. Sein Nachbar meldete sich zurück und Torsten schilderte mein Problem auf ungarisch. Der Sprache konnte ich nicht folgen aber anhand der Gestik schien Torsten der anderen Seite zu erklären, dass der Code falsch war, testete nochmal die Nummer, die er von der anderen Seite vorgelesen bekam und bekam den gleichen Fehler. Der Vermieter gab ihm daraufhin den Pin-Code eines anderen Apartment, der die Eingangstür unten öffnete.
Na, wenigstens schon mal im kühlen Treppenhaus – eine Treppe hoch (mein Apartment war im ersten Stock links). Auch dort war ein digitales Schloss mit Zehner-Tastatur, aber kleiner und moderner als das recht klobige Ding draußen. Hier funktionierte der Code, den ich per Mail erhalten hatte. Er unterschied sich aber auch von dem der unteren Eingangstür.
Im Zimmer lag der Apartment-Schlüssel dann auf einem klappbaren Tisch griffbereit. Puh.. endlich die Brocken in die Ecke pfeffern und mal durchatmen..
Tosten und ich verabredeten uns für etwas später – ich musste ja noch Lebensmittel und Dinge für den persönlichen Bedarf kaufen. Beim Einkauf wollte er mich begleiten um mir auch gleich den Weg zu den Supermärkten in der City zu zeigen.
Ich konnte endlich den blöden Hoodie abstreifen (den ich in Ungarn kein einziges mal brauchen sollte), das völlig durchnäßte T-Shirt in die Waschmaschine pfeffern (das Apartment war wirklich komplett mit allem ausgestattet), Klamotten aus und dann erst mal eine Dusche nehmen und ein Stündchen im Sessel die Seele baumeln lassen..
Bilder: Mein Apartment in Pecs liess keine Wünsche offen. Es war wirklich komplett ausgestattet. Alleine für die gut funktionierende Klimaanlage hat sich das buchen gelohnt. Die braucht man dort auch im Sommer. Ansonsten haben die Toldi Apartments schnelles WLAN (kostenlos), ein gefliestes Bad mit Hänge-WC, Dusche, Waschbecken u. Waschmaschine und Fön. Das andere Zimmer ist wie eine Wohnküche eingerichtet. Eine Küchenzeile mit Kühlschrank, Kaffeemaschine, Wasserkocher, Mikrowelle, Ceran-Kochfeld (aber leider keinen Backofen) und Spüle. Im Kleiderschrank ist sogar ein Bügeleisen und neben dem Schrank in einer Nische ist ein Wäscheständer.
An der Wand hängt dann noch ein moderner Flachbild-Fernseher mit etlichen Kanälen – da die Sprache aber hauptsächlich ungarisch ist, war das Teil fast immer aus. Mal ehrlich, wer fährt in ein anderes Land um dort im Zimmer hocken zu bleiben und Fernsehen zu gucken?
Die Pause auf dem Zimmer tat mir echt gut. Endlich mal runterkommen – das Gefühl, dass jetzt nicht mehr viel schiefgehen kann, liess meine etwas angespannten Nerven wieder etwas ruhiger werden.
Ich döste wohl so knapp anderthalb Stunden und dann hatte ich wieder genug Energie um mich erneut in das unbekannte Abenteuer „Dr. Nerd in Ungarn“ zu wagen. Torsten hatte auch schon über whatsapp gefragt, ob ich wieder genug Mut hätte um zu einer neuen Exkursion aufzubrechen – na klar – ich war bereit..
Bild 1: ein Foto von der Hauptstrasse aus geknipst. Auf der Linken Seite ist ein Einkaufszentrum mit diversen Geschäften. Auf der Seite von der ich das Bild aufnehme, ist eine große Mall, die ein noch größeres Sortiment bietet.
Bild 2: Diese schmale Gasse führt direkt von meinem Apartment in die Altstadt. Die alte Stadtmauer ist auf der linken Seite zu sehen und wird bei allen Gebäuden mit ins Erscheinungsbild gezogen. Sehr interessant ist das Zusammenspiel alter historischer Elemente mit neuen Hightech-Bauteilen wie modernen Alu-Fenstern.
Dort wo das Auto steht, ist eine kleine Pizzeria, die eine wunderschöne Dachterasse eingerichtet hat. Überhaupt sind die Gaststätten und Kneipen in Pecs eher klein und gemütlich als neumodisch chic eingerichtet.
Bild 3: Die Häuser und deren Architektur sind häufig im meditteranen Baustil. Das liegt auch an dem Mittelmeer-Klima in Pecs, das dafür sorgt, dass hier große Weinanbaugebiete sind.
Einkauf im Supermarkt – alte Leute und moderne Technik: 2 Welten treffen aufeinander..
Torsten kam kurz von seiner Wohnung bei mir vorbei und zusammen gingen wir durch die engen Gässchen der Altstadt von Pecs zur Hauptstraße herunter um dort in einem Supermarkt eine „Grundausstattung“ an Lebensmitteln und Körperpflegeprodukte zu kaufen: Brot, Margarine, Wurst, Käse, Wasser, Kaffee, Milch, Zahnpasta, Deo, Zahnbürste, Seife.
Auf dem Weg dorthin kamen wir an einer Bank vorbei und ich wollte Bargeld abheben um damit im Laden bezahlen zu können. Torsten riet mir direkt davon ab: „daran erkennt man sofort die Deutschen – das sind die einzigen, die hier noch mit Bargeld zahlen“. Er wollte wahrscheinlich die „alten Deutschen“ sagen – lies das „alt“ aber aus Rücksicht auf mich netterweise weg..
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Wir gingen also an der Sparkassen-Filiale (das war tatsächlich eine Zweigstelle der „ersten Sparkasse“ aus Österreich mit dem auch hier üblichen, bekannten roten Sparkassen-Logo) auf der Hauptstraße, die wie jede andere Hauptstraße in deutschen Städten aussah vorbei überquerten die Straße und gingen in den „coop“ – Supermarkt, der modern eingerichtet war und sich was die Warenpräsentation anging an die bekannten Verkaufsstrategien hielt. Am Eingang Obst und Gemüse, dann Nährmittel, Konserven, Kaffee, Getränke, Molkereiprodukte, Fleisch-Abteilung. In einem modernen Supermarkt kann man sich eigentlich nicht verlaufen.
Das einzige, was an ein ungelöstes Scrabble-Spiel erinnerte, waren die Bezeichnungen auf der Ware und die Inhaltsstoffe auf der Rückseite. Damit konnte ich ja nun echt gar nichts anfangen.
Bild: kleines Quiz – was habe ich hier gekauft? Viele Dinge sind einfach, weil ich auch in Deutschland bekannte Markenprodukte gekauft habe. Nicht wegen der Qualität, sondern weil ich da wenigstens wusste, was es ist – bei den ungarischen Bezeichnungen war ich hoffnungslos verloren..
Torsten zeigte mir auch wie das mit dem einpacken eines frischen Brotes funktioniert – im Prinzip genauso wie bei uns, nur dass man mit den Brot-Bezeichnungen nicht klarkommt. Für die Touristen hat man deshalb Zahlen ans Regal gemacht, die man auf der Waage dann eintippt. Man kann auch die Anzahl der Brote eintippen. Wenn man es einmal gesehen hat, dann weiss man eigentlich, wie das funktioniert. Bei den nächsten Einkäufen war ich schon selbst in der Lage das richtige Brot zu schnappen, auf die Waage zu legen und das Preisschild zu drucken.
Ich war stolz wie ein Kleinkind, dass das erste mal alleine auf’s Töpfchen geht..
Beim ersten Einkauf ging aber nicht alles so glatt wie geplant. Da an der Kasse einige Kunden – ungefähr 3-4 schätzungsweise – in der Schlange standen (für deutsche Kassen-Verhältnisse bei Aldi & Co. nichts was eine zweite Kasse rechtfertigen würde), meinte Torsten wir sollen zur Selbstzahlungskasse gehen.
So etwas ist mir in Dortmund noch nicht begegnet – man scannt die Artikel seines Einkaufs selber ein und zahlt dann mit seiner Eurocheque-Karte. Hier begann das Unheil..
Torsten legte den Einkauf neben die Kasse scannte alles ein und sagte zu mir „hast Du eine Kredit-Karte?“ Klar, habe ich eine Kredit-Karte und steckte die auch in den Automaten – der Apparat erkannte die auch. „Jetzt musst Du den Pin-Code eingeben..“, „was für einen Pin-Code?“ war meine Gegenfrage, denn auf der Kredit-Karte ist zwar auf der Rückseite eine Prüfziffer, die man bei Käufe mit der Kredit-Karte zur Legitimierung eingeben muss (ebenso wie die Kreditkarten-Nummer und das Gültigkeitsdatum) – aber einen Pin? Ich glaube, dass ich irgenwann mal die Nachricht von meiner Bank bekam, dass ich selber eine Pin-Nummer für die Karte vergeben kann – habe die aber nie genutzt.
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Torsten meinte eigentlich Eurocheque-Karte, also zog ich die Kredit-Karte während der Automat auf meine Pin-Nummer wartete raus und steckte stattdessen die richtige Karte ein. Na, da machte das Teil aber mal sofort Alarm..
Ich weiss nicht welche Schimpfworte mir der Automat auf dem Display an den Kopf warf – aber ohne Torstens Hilfe wäre ich wahrscheinlich in einem ungarischen Knast gelandet..
Eine Verkäuferin musste kommen um die wildgewordene Kasse zu beruhigen und alles wieder auf Null zu bringen – Torsten erzählte Ihr wohl, dass ich ein dummer deutscher Tourist bin, der das erste mal in seinem Leben das Land verliess – was ja auch fast stimmte.
Im nächsten Anlauf klappte das bezahlen dann.
Am nächsten Morgen ging ich direkt in die verpönte Sparkasse und hob erst mal 20.000 Forint Bargeld ab – mir doch egal, ob ich als alter doofer Deutscher, der Bargeld liebt, angesehen werde – die peinliche Nummer wollte ich nicht nochmal haben..
Das war Teil 2 meines Reiseberichtes aus Ungarn. Hat er euch gefallen? Konntet Ihr euch von dem Land schon ein Bild machen? Dann lasst einen Kommentar da – bald gibt es den nächsten Teil..
Auch Teil 2 war sehr spannend und kurzweilig zu lesen. Da das Beamen nach wie vor nur bei Raumschiff Enterprise und Konsorten funktioniert, kamst du in den Genuss des Fliegens und des Klatschens – warum auch immer die Leute letzteres tun, wird auch mir ein ewiges Rätsel bleiben . Ja, in einem anderen Land muss man sich erst einmal zurechtfinden. Da werden alltägliche Dinge wie der Einkauf im Supermarkt oder die Kartenzahlung durchaus mal zum Abenteuer. Deine Bude war ja echt schick. Und die Klimaanlage hat dich ja offenbar mit deinem Schicksal, nicht in der heimischen Casa zu weilen, halbwegs versöhnt. Und nun bin ich gespannt auf das Städtchen!
Hi Elke,
wow, ich komme ja gar nicht hinterher auf deine Kommentare zu antworten. Schön, dass dich der reisebericht etwas gepackt hat – für mich als bekennender Sofa-Surfer, Stubenhocker und Reise-Verweigerer war das echt mal eine ganz neue Erfahrung. Fällt in den Bereich der 3 Dinge, die ein Mann im Leben tun muss..
Die Hitze war echt das einzige, was genervt hat. Glücklicherweise hatte mein Apartment /wie Du ja bemerkt hast) eine funktionierende Klimaanlage – sowas ist ja auch nicht überall üblich. Da konnte man nach einem Tag in der drückenden Hitze draussen, gut relaxen.
Es kommen tatsächlich noch ein oder 2 Teile, wobei der Rückweg der mit der höchsten Adrenalin-Ausschüttung war. Aber ich will nicht spoilern.. :-)
Wir lesen uns – und danke für die ausführlichen Kommentare!
LG
P.
Ach, wenn ich das so lese, muss ich an meine Reiseanfänge denken… als alles so neu und aufregend war und jeder nächste Schritt ein großes Rätsel… Das Einkaufen in Supermärkten des täglichen Bedarfs finde ich übrigens sehr spannend, es zeigt einem denn Alltag im Land besser als jede Führung. Und, tss tss, ich habe dich für technikaffin gehalten? ;-) Die Pin meiner Visa habe ich immer parat, die muss ich bei größeren Beträgen immer eintippen. Mit der Kreditkarte zu bezahlen ist einfach klasse, da sind andere Länder (fast alle Länder…) Europas (und außerhalb) so viel weiter als wir. In Island habe ich nicht in Traum daran gedacht, isländische Kronen abzuheben, ich konnte jeden Hot Dog bargeldlos bezahlen.
Über die Klatscherei im Flieger kann man sich streiten, eigentlich ist es eher auf Charterflügen als auf Linienflügen üblich, dass die Leute klatschen. Ich halte das auch für dämlich, aber na ja… ich habe schon Menschen eine Tonbandaufnahme, die aus einer leuchtenden Fontäne kam, beklatschen sehen…
Hi Kasia,
vielleicht krame ich mal den Pin der Kreditkarte raus, aber solange die Eurocheque-Karte reicht, ist mir das recht. Ich nutz die Kredit-Karte eigentlich nur um Flüge zu buchen.
Das mit der Tonbandaufnahme habe ich gestern bei dir gelesen – als Du den Beitrag über Marienbad veröffentlicht hast. Naja, was soll ich dazu sagen, außer dass ich da auch nur den Kopf schütteln würde.
Die Fotos der früher richtig schmucken Stadt finde ich toll. So viel schönes Art Deko – und dann alles so verrottet.. :-(
Ich glaube, das macht den Charme mancher tschechischen Orte. Es ist dieser Kontrast zwischen Hochglanz und Verfall, und oft existiert beides genau nebeneinander. Lost Places sind für Entdecker auf jedem Fall genügend vorhanden. Aber das müsste ich machen, wenn ich alleine unterwegs bin, ich will meinen Stefan ja nicht ins Verderben stürzen ;-)
Sind da nicht noch Überbleibsel der Römer zu besichtigen? Ich hoffe, Du kannst einiges besichtigen in den paar Tagen. Guten Rückflug jedenfalls.
Hi Peter, ich bin schon lange wieder zu Hause. :-)
Ich war da nur von Mittwoch bis Sonntag. Weil zu dem Zeitpunkt auch die Pecser Tage waren. War sozusagen ein Schnelldurchlauf im Schweinsgalopp – ABER SCHÖN!
Ich arbeite schon an den anderen Teilen.
und ja, Rom ist überall. Doch auch maurische Einflüsse von den Türken.. Später dazu mehr.. ;-)
Bleib gesund!
P.