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Mal wieder Pleite? Das muss nicht sein..

..oder: “Verkaufen – Verkaufen – VERKAUUFEEEEN” (aus “die Glücksritter”)

S

eit ein paar Tagen ist im TV häufiger die Werbung für zwei Firma namens MOMOX und REBUY.TV zu sehen. Wie in den Werbespots zu sehen, kaufen diese Firmen gebrauchte Software, Bücher, DVDs und Handys an.

Ähnliches machte vor einiger Zeit die Plattform Zonzoo im Bereich Handys (ich berichtete hier darüber).
Nach Weihnachten sind vielerorts die Börsen leer, weil sich die vom weihnachtlichen Geist geschädigten und der dank Euroumstellung mit weniger Reallohn haushaltend müssenden Konsumenten finanziell verausgabt haben.

Es steht also zu erwarten, dass solche Plattformen dankbar angenommen werden, um dem gebeutelten Menschenfreund wieder etwas Bares in die Taschen zu spülen.

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(Mal wieder Pleite? Schon alle Körperinnenteile an die Organ-Mafia verkauft? Nach zehnmaligem Blutspenden hintereinander keine  rote Lebensflüssigkeit mehr in den Venen, welches sich versilbern lässt? Kreditantrag mangels Bonität abgelehnt? Dann könnten Rebuy und Co. deine Rettung sein..)

Zeit also, diese altruistischen Institutionen mal einem Test zu unterziehen, und mal auf Mark und Pfennig – Entschuldigung, muss natürlich politisch korrekt Euro und Cent heißen – also mal zu testen, was man erwarten kann, wenn man sich von seiner 2 Jahrzehnte umfassende Playboy-Sammlung trennen will, weil es keinen männlichen Stammhalter gibt, sondern der missratene Sohn sich lieber in einem Rosa Tutu auf dem Christopher Street Day vor Wonne quietschend von behaarten Kerlen begrabschen lässt, was den Verdacht aufkeimen lässt, dass die Interesse am Playboy und knackigen jungen Damen eher gen Null tendiert…

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(MOMOX – Portal zum Ankauf gebrauchten intellektuellen Sondermülls. Die erzielen Preise sind dürftig – aber wenn man nicht grade die Originalausgabe der Encyclopedia Britannica für etliche Tausende bei EBAY versteigern kann, durchaus brauchbar)

Doch zurück zum Test:

ich habe verschiedene ältere Bücher, DVDs, Software und Handys testweise angeboten, um zu sehen, welche Preise erzielt werden können. Angeboten wurde von mir folgendes:

im Bereich Software:

  • SUSE Linux 9.0 update
  • Microsoft Age of Empires III
  • Colin McRae 4

bei DVDs:

  • mit Schirm, Charme und Melone Gesamtedition

bei Büchern:

  • The Complete Works of William Shakespeare
  • Architektur des 20. Jahrhunderts

und letztendlich bei Handys:

  • Nokia N95
  • Nokia N900
  • Apple IPhone 4S 32GB

Rebuy und Momox kaufen alle oben aufgeführten Rubriken an. Zonzoo allerdings nur Handys. Erstaunlicherweise ist Zonzoo, obwohl auf Handys spezialisiert, äusserst knickerig beim zahlen. Die Preise sind weit von erzielbaren Marktpreisen entfernt. Um es klar zu sagen: Zonzoo ist nicht als Verkaufsplattform zu empfehlen!

Doch was lässt sich für ein Gewinn erzielen, wenn man seine in Messi-Manier gehüteten Schätze versilbern will, um der neuen scharfen Schnecke mal ein teures Abendessen spendieren zu können, aber die letzte Kohle grad im Unterhaltscheck an die Ex gesteckt wurde?

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Nun, die erzielten Preise sind ähnlich – und leider nicht berauschend. Ältere Software, die ehrlicherweise kaum noch jemand einsetzt, wird zwar noch recycelt, aber um ins Geld zu kommen, muss man schon einen randvollen Karton zusammen bekommen.

Freundlicher sieht es bei Handys aus. Die dort erzielten Preise sind so lala, aber noch akzeptabel. Auch hier sind sowohl rebuy als auch Momox fast gleich auf. Ob es damit zusammenhängt, dass beide Firmen beim Handelsregister in Berlin Charlottenburg eingetragen sind? Dass es bei den beiden Firmen Berührungspunkte gibt, ist zu vermuten, wenn auch in den jeweiligen Impressen andere Namen stehen.

Doch schauen wir uns mal schwarz auf weiß an, was unterm Strich bei meinem Test rausgekommen ist:

Momox Test

(Momox: Für Bücher gibt’s nur Peanuts. Da könnte man die Wälzer auch gleich in das Altpapier geben, als sich einen Bruch zu heben, wenn man einen schweren Karton voller Bücher zur Post schlörrt. Handy Preise sind soweit in Ordnung.)

rebuy.tv Test

(rebuy.tv: ähnliches Ergebnis wie oben. Bücher sind im wahrsten Sinne des Wortes Altlasten, die man getrost ins Osterfeuer werfen kann, um Sie für’s gleiche Geld zu entsorgen. Bei Handys sind die Preise so lala..)

zonzoo Test

(Zonzoo: Wie schon letztes Jahr – immer noch Scheisse nicht empfehlenswert! Miese Preise, bei denen man die Handys lieber bei Ebay versteigert oder auf dem Flohmarkt verhökert. Oder Sie aus Bosheit seinem tuckigen Stammhalter vererbt)

Es kann sich übrigens durchaus lohnen seine Schätze testweise in 2 Browserfenstern simultan anzubieten, und dann das schlechteste Angebot zu canceln. Die grösste Differenz gab es prozentual bei der Schirm, Charme und Melone Gesamtedition, für einen Neupreis von ca. 80 €. Während auf der einen Plattform grade mal etwas über 4 Euro geboten wurden, gab es auf der anderen fast 10 mal so viel.

Fazit: Wenn man wirklich alte Schätzchen hat – In den meisten größeren Städten gibt es soziale Einrichtungen, bei denen man Antiquariat abgeben kann, damit die an Bedürftige (z.Bsp. Strafgefangene oder ALG2 Bezieher) abgegeben werden können. Denn die paar Euro machen einen nicht wirklich reicher, helfen aber anderen Menschen.

Bei Mobiltelefonen kann man die Plattform nutzen, wenn man auch einige Euros mehr erzielen könnte, wenn man Sie privat selber anbietet. Dies setzt aber voraus, dass man sich mit dem versteigern auskennt, die Zeit hat sich Online drum zu kümmern, im schlimmsten Fall sogar mehrmals anbieten und die Gebühren zahlen, weil sich das Handy als Ladenhüter erweist. Da ist das verscherbeln bei Momox und Rebuy.tv kinderleicht und bequem..

Datum letzte Änderung: 17.01.2012 07:27 Uhr

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Dr. Nerd

Peter, auch bekannt als DOKTOR NERD, hat schon mal das Attribut "bester Allround-Blogger" von einer bekannten Bloggerin verliehen bekommen - Inoffiziell versteht sich. Er war früher in sozialen Netzwerken aktiv - bis er feststellte, dass die sozialen Netzwerke ohne Ihn besser dran sind (und umgekehrt!). Hier schreibt er über alle Themen, die grade aktuell sind (und dabei ist ihm kein… More »

7 Kommentare

  1. re: hm, mein Problem ist ja, ich kann mich nur schwer trennen von was. Das liegt aber auch sicher daran, dass ich im Laufe der Zeit den Überblick verloren hab.

    Tatsächlich bin ich aber auch gegen Verbrennung, Vernichtung etc. Ganz aktuell ist im digitalen Zeitalter inzwischen die Löschung. Ich find das bedauerlich; auch wenn es im Nachhinein überzeugend peinlich scheint. hatte es doch damals seinen guten Grund. wie auch immer.

    Vllt komm ich auch mal zu einer Vorstellung.

    (H)

    1. Ja, das ist auch mein Problem. Ich trenne mich nicht gerne von Sachen oder Dingen (außer Freundinnen). Ich habe so langsam das Gefühl, dass uns die Medien vorgaukeln wollen, wenn man mehr als 3 Teile im Schrank stehen hat, ist man ein Messi – um uns so (von der Regierung unterstützt) besser auf die neue Armut vorzubereiten, die uns demnächst erwartet..
      Ich habe, denke ich mal mehrere hundert Bücher. Natürlich lese ich nicht ALLE! Aber wenn ich im Supermarkt eine Dose Thunfisch kaufe, esse ich Sie ja nicht auch sofort – aber irgendwann kommt Sie in einen Salat oder in ein Nudelgericht. Bei Büchern ist es meiner Meinung genauso: Irgendwann passt es, und man liest einen nie vorher in die Hand genommenen Wälzer, der bis dahin im Regal verstaubte.
      Ich bin übehaupt der Meinung, dass die Medien uns ein Bild vorgaukeln, welches uns nicht gut tut. Berichterstattungen über Robäärt, der sich alles erlauben kann und seine Frau, die noch dümmer ist als ein Schimpanse, dem zu Studienzwecken das halbe Hirn amputiert wurde – Promis im Dschungelcamp, die lieber ihre Seele verkaufen und lebende Maden futtern, anstatt durch harte Arbeit Ihr Geld zu verdienen – all das ist für mich keine Unterhaltung. Es ist bizarr, geschmacklos und jeder TV-Zuschauer mit einem Rest an gesundem Menschenverstand sollte dann sofort weg zappen und sich wegen Körper-(oder Verstand)Verletzung schriftlich bei den Sendern beschweren!!
      P.S. ich habe schon 3 Caipirinha getrunken und bitte meine dunklen Verschwörungs-Phantasien zu entschuldigen… :-P

  2. Tja, die Zeiten in denen man bei eBay usw. Sachen gut verkaufen konnte sind leider vorbei. Eine Freundin wollte eine komplette Holzeisenbahn verkaufen und hatte so mit 300 Euro gerechnet. Heraus kamen 30,50 Euro bei einer ähnlichen Aktion.

    Wenn man jung ist und das Geld einfach braucht, kann man Koberer werden. Oder man geht zur Legion. Wenn man körperlich gut drauf ist und kein Schwerverbrecher ist kann man sich für 5 Jahre einschreiben. Man lernt Menschen aus allen Teilen der Welt kennen. Auf manche darf man auch schießen. Wem das nicht gefällt, weil zu brutal, kann es mit illegalen Dingen versuchen. Doch Vorsicht, nicht jeder ist zum Gangsta geboren. In einem vorzüglichen Artikel beschreibt Manuel Rodriguez, wie gut man auch als Hartzer leben kann. Hier ein Auszug: „Hartz IV, besser bekannt als Arbeitslosengeld 2 ist eine Super-Sache. Pünktlich zum
    Monatsende wandern 500-600 Euro auf mein Konto; und das bis ans Lebensende. Zusätzlich bekommt man die Fahrkosten zu Vorstellungsgesprächen erstattet. Dort lernt man die Leute aus Xing endlich mal in Natura kennen. Die meisten Personalreferentinnen sind in echt noch hübscher als auf dem Foto. Da schmerzt die Absage gleich viel weniger.

    Der Kontakt mit dem Jobcenter klappt reibungslos. Dort werde ich von den Nutten richtig hart geprügelt (ich steh auf Schmerzen). Besonders die Fallmanager-Ladys sind Kraft ihres Amtes sehr dominant. Viele tragen Uniform mit schwarzen Sonnenbrillen, manche haben Tränengas und Schlagstöcke. Das Erdulden von sexualisierter Gewalt kann überaus reizvoll sein. Am liebsten würde ich jede Woche
    zur ARGE gehen, doch die haben auch noch andere Kunden. Von dem Alg2 Geld kann man wunderbar leben: DSL Flatrate, morgens frische
    Brötchen, regelmäßig das neueste Laptop-Modell. Meist bleibt am Monatsende sogar noch was über, was ich dann in Porno-Zeitschriften investiere. Insgesamt kann ich Hartz IV jedem empfehlen, der Geld braucht und keinen Job findet.“

    und damit ist doch klar, wie gut wir es doch eigentlich haben. Zugegeben ich hätte auch gern einen Kühlschrank und ein Fahrrad, so wie du Peter, aber letztendlich kann Konsum und Reichtum auf die Dauer nicht glücklich machen. Wie sehr einige Werte unserer Gesellschaft schon im Keller gelandet sind, spiegeln die Artikel des Herrn Rodriguez wieder. Deswegen schätze ich ihn so.

    Gruß
    Uwe

    1. Also ich verstehe das jetzt einmal als Zynismus. Uwe findet doch immer noch einen Grund, die Dinge nicht so verbissen sehen zu müssen. Damit kann er sich auch schützen. Ehrlich gesagt finde ich das besser als den Kopf in den Sand zu stecken und Trübsal zu blasen.

      Auch ich bin ein großer Fan von Manuel Rodriguez. Das Tolle ist das Potential, das in ihm steckt. Er hat sogar jetzt begonnen Musik zu machen. Es ist kaum zu glauben.

      Auch ich bin schon eine Zeitlang arbeitslos gewesen und das war keine schöne Zeit. Meine Bewunderung gilt den Leuten, die trotz schwerer Schicksalsschläge immer noch (über sich selbst) lachen können. Nur so schafft man eine Veränderung. Nicht dadurch, dass man nur noch meckert und damit auch die anderen Leute nervt. Manuel hat den Spieß einfach umgedreht. Uwe gibt sich als Zyniker, aber Zyniker sind niemals richtig froh. Beide Autoren blicken über den Tellerrand und regen mich immer wieder dazu an, über das Leben an sich nachzudenken. Wie schnell kann es schließlich passieren, durch Unfall, Krankheit, schlechte Zähne oder Visionen von Gott, dass man plötzlich auf der Straße steht und keinen Job mehr hat. Davor sind wir alle nicht gefeit.

      1. Na,Ihr beiden? Eigentlich sollte der Beitrag wirklich nur die beiden Webplattformen testen – und keine Grundlage geben über den Sinn des Lebens zu sinnieren..
        Da wir alle ja schon mal geharzt haben, kann ich von mir sagen: Man arrangiert sich mit dem Zustand – aber es als tollen Zustand der einem alle Freiheiten offeriert zu sehen – das ist doch reiner Selbstbetrug. Meine Beiträge seinerzeit waren auch mehr zynisch. Ja, Zynismus und Sarkasmus helfen der Psyche und bauen eine eigene Wahrheit auf. Doch dies kann nur eine gewissen Zeit gut gehen ohne dass die Psyche Schaden nimmt. Es dauerte einige Monate bis ich die durch Hartz 4 einokturierten Minderwertigkeitskomplexe abgelegt hatte.
        So, und um jetzt mal ganz subtil auf den Blogbeitrag zu schwenken: welche Webplattform würdest Du jetzt nehmen? Momox oder Rebuy.tv? Bücher hab ich jede Menge – auch Klassiker. Aber ich trenne mich ungern von Büchern. Im Gegenteil: Habe auf Hood.de vor einiger Zeit ein gebrauchtes Taschenbuch aus einem SF/Fantasy – Zyklus gekauft.
        Und bei den paar Cent die man für ein Buch zurück bekommt – da lasse ich Sie lieber in meinem Bücherregalen. Wirkt ja auch bei den Hühnern. Da kommt man doch gleich viel gebildeter rüber..

        1. Als ich Momox entdeckte, war ich anfangs versucht, einen nicht unerheblichen Teil meiner Bücher zu verkaufen (ein weiterer Umzug ist absehbar und die Bücher werden da zur Last). Konnte mich dann doch nur von einer Handvoll trennen, denn: angenommen, ich wollte ausgerechnet in einem der verscherbelten Bücher noch mal was nachschlagen?

          Die Bücher, die mir nichts mehr wert sind und für die es nur ein paar Cent gibt, werde ich zukünftig über Bookcrossing freilassen, es sei denn, mir fehlt die Geduld zum Eintrag im dortigen System. Mein System ist da eigenwillig und wankelmütig.

          1. Hallo Samtmut,
            ja, ich habe auch immer das Gefühl, dass Dinge, kaum gekauft, einen Wert von 0 haben (und nicht nur bei Büchern). Leider sind bedruckte Zellulosestreifen in der Tat sauschwer, ich muss Dir bei deinem Umzug deshalb leider als Kistenschlepper absagen… ^^
            ich habe auch mal probeweise mit der IPhone App einen Meter meiner Bücherregale gescannt – aber wenn ich den Neuwert dagegenstelle:.. Neee. Da soll lieber eine zentimeterdicke Staubschicht drauf wachsen…
            Außerdem nehme ich bei dem Dreckswetter immer mal wieder ein altes Buch zur Hand um drin zu schmökern..

Geistesblitz da lassen..

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