Gesundheit und WellnessHardwaretests

Das Withings BPM Core Blutdruck-Messgerät im Test..

..oder: Wenn das Design Top und die Funktionalität ein Flop ist…

..oder: Wenn das Design Top und die Funktionalität ein Flop ist…

Im Rahmen zur Überwachung meiner Körperfunktionen nutze ich seit längerem die App und die Produkte von withings (zeitweise in Besitz und gebrandet mit NOKIA). In der Regel sind die Geräte innovativ und bieten Funktionen, die kein anderes Gerät bietet – wie z. Bsp. die Messung der Pulswellengeschwindigkeit bei der Body Cardio Körperwaage. Unter anderem nutze ich diese Waage sowie den NOKIA Sleep Sensor, um meine Gesundheit zu überwachen. Nun sind Schlaf und Körpergewicht schon wichtig, doch zur kompletten Erfassung meiner Gesundheitsdaten, wie Zucker, Herzschlag und Blutdruck musste ich auf andere Geräte und andere Apps ausweichen. Da die Daten sich auch nicht ohne weiteres importieren ließen, musste viel nacharbeit erfolgen, wenn man die Daten in der HealthCare App zentral an einer Stelle abbilden wollte.

withings bpm core am ArmDeshalb war ich erfreut, als withings verkündete, nun ein Blutdruckmessgerät entwickelt zu haben, welches sowohl den Blutdruck misst, als auch ein EKG (ECG = Electrocardiogramm) erstellen zu können und anhand der Herztöne einen Herzfehler diagnostizieren zu können.

Für mich als übergewichtigen Herzschrittmacherträger hörte sich das gut an und obwohl der Preis für das BPM Core mit 249,00 €  happig ist, bestellte ich es direkt – und außerdem mag ich solche Gimmicks und das Weihnachtsgeld brannte mir grade auch ein Loch in mein Portemonnaie.

(Bild rechts: Das withings BPM Core – hier im Betriebsmodus und bereit für die Blutdruckmessung. Auf dem weißen Kunststoffröhrchen erscheint die Schrift in Punktmatrix-Anzeige und farbig markiert. Das sieht edel und futuristisch aus. Doch leider ist die Manschette von einer Person kaum richtig anzulegen. Fazit:  Design toll; Gebrauch mittelmäßig – Schade eigentlich)

Nach ein paar Tagen kam das Paket. Inhalt: das Messgerät, ein USB-Kabel und eine mehrsprachige Bedienungsanleitung. Das beiliegende USB-Kabel fungiert als ein reines Ladekabel und dient nicht der Datenübertragung. Das Gerät machte erst mal einen qualitativ hochwertigen Eindruck. Beeindruckend fand ich das weiße Röhrchen aus mattem Kunststoff, welches eher an Keramik erinnert – dort wurden in Punktmatrix-Anzeige die Werte Alphanumerisch eingeblendet. Dies wirkte irgendwie edel und Mega-Futuristisch.

Im täglichen Gebrauch zeigte sich aber leider, dass das toll aussehende Gerät nicht wirklich funktional war und noch schlimmer – vieles nicht so funktionierte, wie es allerorts in den Medien veröffentlicht wurde:

  • Die Manschette (obwohl nicht breiter als bei anderen Messgeräten) ist m.E. zu steif – es gelang mir nicht, den Arm (wie in der Anweisung angegeben) zu beugen, weil die steife Manschette über das Armgelenk ragte und sich nicht einknicken ließ. Weiter nach oben ließ Sie sich auch nicht schieben, da die Achsel im Weg war
  • das anlegen der Manschette mit nur einem freien Arm ist kaum zu praktizieren, da die Manschette im inneren sowohl Metallkontakte hat, die die Haut berühren müssen (wegen der Strommessung des EKGs), als auch eine Metallklammer, die die Manschette fixieren soll – aber so blöd angebracht ist, dass – wenn man sich nach der Klammer richtet – das Stethoskop keinen Kontakt zu den Rippen hat.
  • Versucht man die Manschette straff zu ziehen, dreht man Sie unweigerlich auf dem Arm – zieht man zu weit, bedeckt die Manschette das Stethoskop und die Herztonmessung schlägt fehl.
  • bei der Messung des EKGs bekam´ich immer die Meldung “Inconclusive”, was bedeutet, dass das Gerät mit den Werten nichts anfangen kann. Recherche ergab, dass das Gerät wegen meines Herzschrittmachers falsche Werte bekam – aber grade deshalb hatte ich es ja gekauft.
  • Die Messungen mit dem Stethoskop waren ebenfalls für die Tonne – Die App meldete, dass die Töne nicht eindeutig klassifizierbar seien.
  • Dazu kommt, dass man sich winden muss wie ein Aal um das Stethoskop einigermaßen passgenau auf einen Rippenbogen gesetzt zu bekommen.

Zusammen gefasst: Das anlegen ist eine Katastrophe und nur 1 von 3 Funktionen klappen – das hätte ich von withings Produkten dann doch nicht erwartet..

Zum Thema Herzschrittmacher schreibt withings auf seiner Webseite übrigens folgendes:

Sie sollten BPM Core nicht verwenden, wenn Sie einen Herzschrittmacher oder andere medizinische Implantate haben. BPM Core sendet einen kleinen, elektrischen Impuls durch Ihren Körper, um zum Beispiel die Messung des Elektrokardiogramm (EKG) durchzuführen. Dieser könnte die Funktion eines Herzschrittmachers oder anderer medizinischer Geräte beeinträchtigen.

Beurer PulsoximeterSoweit, so gut. Mein Herzschrittmacher ist aber gekapselt und deshalb “immun” gegen diese Störstrahlung. Hier verhält es sich ja scheinbar genau umgekehrt: Mein Herzschrittmacher stört anscheiend die Messung des EKGs. Da die Herztätigkeit mit einem hochwertigem und medizinisch zugelassenem Pulsoximeter ebenfalls zur Kontrolle gemessen wurde und auf dem Gerät keine Unregelmäßigkeit auftrat, ist ja wohl die Erfassung seitens des BPM Core eher dürftig einzuschätzen (bei der Kontroll-Erfassung bei anderen Personen funktionierte das EKG aber – allerdings auch nicht bei allen).

(Bild links: mit dem Beurer Pulsoximeter wird eine regelmäßige Herzkurve ermittelt. Das ist zwar kein echtes EKG, aber die Erfassung des Herzschlags scheinen ja selbst Geräte für 80 € noch so nebenher hin zu kriegen..)

Die Das Withings BPM Core Blutdruck-Messgerät im Test..Herztöne werden mittels eines eingebauten Stethoskops gemessen und ausgewertet. Hier dürften ja wegen des Wegfalls von elektrischen Signalen die Auswertungen klappen, doch auch hier: Fehlanzeige – selbst bei gesunden Kontroll-Personen, bei denen zumindest das EKG geklappt hatte konnten die Herzgeräusche nicht klassifiziert werden. Da war es auch egal, dass in den Räumen absolute Stille herrschte und das Stethoskop direkt auf der Haut auflag (lt. Hersteller darf sogar ein dünnes Kleidungsstück, wie z.Bsp. ein T-Shirt getragen werden), die aufgenommenen Töne konnten nicht interpretiert werden.

(Bild rechts: leider die Regel – das ECG oder EKG liefert mal wieder keine eindeutigen Messwerte. Nach ungefähr 40 Versuchen an mehreren Tagen gab ich es auf..) 

Als einzig positiven Aspekt kann man das einbinden des BPM Core in die Health Mate App verbuchen, obwohl es etwas dauerte, bis das Gerät gefunden wurde. Die Daten werden nach Abschluss der Messung an die App übertragen und werden in der Timeline angezeigt. Auch die Trends werden dargestellt. Auch gut ist, dass der App bei der Vielzahl von angebotenen Geräten, die alle Zugriff auf die App haben,  eine Desktoplösung zur Seite gestellt wurde, um die Daten besser visualisieren zu können.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass ich von dem BPM Core sehr enttäuscht bin und es zurück schicken werde, da es für die gebotene Leistung (quasi funktioniert ja nur die Blutdruckmessung zufriedenstellend) zu teuer ist. Dazu kommt das unhandliche anlegen der Manschette. Nur ein schickes Design reicht leider nicht um den Kaufpreis von 249,00 € aufzuwiegen.

Das withings BPM Core im Test

Preis/Leistungsverhältnis - 52%
Aussehen - 92%
Verarbeitung - 93%
Haptik - 91%
Kompatibilität - 79%
Installation - 86%
Zubehör - 54%
Energieverbrauch - 89%
Funktionsumfang - 54%
Bedienung - 40%

73%

Gesamt

Schickes Design - aber Funktionalität mangelhaft. So könnte man das neue BPM Core Blutdruckmessgerät von withings beschreiben. Positiv sind die Optik, die Haptik und die Verarbeitung, sowie das Design. Negativ sind die gelieferten Ergebnisse. Bei mehreren Messungen bei mir und sich netterweise zur Verfügung stellenden Personen aus meinem Umfeld konnten zum größten Teil weder das EKG noch die Herztöne klassifiziert werden. Grade das macht aber das Alleinstellungsmerkmal dieses Gerätes aus und rechtfertigt nur dann auch den Preis. Schade - hätte withings etwas weniger Design und dafür etwas mehr Funktionalität bei dem BPM Core einfliessen lassen, wäre es sicher ein tolles Produkt. So kann ich es leider nicht empfehlen.

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Doktor Nerd

Peter, auch bekannt als DOKTOR NERD, hat schon mal das Attribut "bester Allround-Blogger" von einer bekannten Bloggerin verliehen bekommen - Inoffiziell versteht sich. Er war früher in sozialen Netzwerken aktiv - bis er feststellte, dass die sozialen Netzwerke ohne Ihn besser dran sind (und umgekehrt!). Hier schreibt er über alle Themen, die grade aktuell sind (und dabei ist ihm kein Eisen zu heiss..)

Geistesblitz da lassen..

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