Ruhrpott

  • Kultur Pur – Geierabend 2014 “auf” Zeche Zollern II..

    ..oder: Späßchen in der Grube – bald auch auf Ihrem heimischen Fernseher

    Wenn ein Reiselustiger Sprachforscher zufällig ins Ruhrgebiet – also in das Städtesammelsurium, Gelsenkirchen, Bottrop, Herne, Recklinghausen, Mühlheim (natürlich das an der Ruhr) Duisburg, Essen und nicht zu vergessen Dortmund  – kommt, dann noch zufällig in einem Vorort strandet, der noch ein paar “Ureinwohner” in alten Zechenhäusern beherbergt, dann wird Er mit einer herrlich natürlichen Sprache konfrontiert, die in Ihrer absoluten Ehrlichkeit völlig ohne die vielgelobe Political Correctness auskommt. Eintrittskarte GeierabendSätze wie: “Schau Dir doch mal hier am Fenster doch mal bitte an, was unsere Nachbarin da grade macht”, werden auf den zentralen Inhalt komprimiert.

    Dazu gehört auch der Wegfall überflüssiger Höflichkeitsfloskeln wie: ”bitte”, “Danke”, “könnten Sie vielleicht” und ähnlichen nur Atemluft verschwenden Lauten. Der vorgenannte Satz heißt dann im besten (und korrektem) Ruhrpott-Deutsch: “KOMMA KUCKEN!”, eventuell ausführlicher: “KOMMA AN FENSTER KUCKEN”. Etwas ausdrücklicher und mit einer gewissen Erwartungshaltung wäre: „HÖMMA! KOMMA AN FENSTER KUCKEN!“ der korrekte Satzbau, wobei das Wort „HÖMMA“ durchaus in verschiedensten Szenarien eingesetzt wird – hauptsächlich um das Gegenüber auf den Satzinhalt zu sensibilisieren.

    Damit sichergestellt ist, dass das Gegenüber den Satz auch gehört hat, wird er in dreifacher Lautstärke als normal ausgesprochen. Ruhrgebietsneuankömmlinge mag dieses Sprechverhalten irritieren – doch nach den ersten 3 Sätzen hat man eh einen Tinitus mit Dauerklingeln im Ohr und würde ein mit normaler Lautstärke vorgetragene höfliche Bitte nicht mehr mitbekommen.

    Das Ruhrgebiet hat auch einige Begriffe, die es in anderen Sprachen nicht gibt: “Knifte” bezeichnet ein belegtes Brot, “Kippe” ist eine Zigarette, “Oma” ist eine ältere Dame (die nicht unbedingt in einem verwandschaftlichem Verhältnis stehen muss), ”geiern” ist lautes lachen – und hat nichts mit dem hässlichen Vogel zu tun.

    Einige nette Beispiele dieses liebenswerten Sprachidioms findet man in diesem Video:

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    Der Ruhrpottianer ist also im Kern ein sehr ehrlicher Mensch. Mimikry betreibende Ruhrgebietler, die nach außen hin, die in langen Jahren antrainierte Fähigkeit haben, sich in Hochdeutsch verständlich zu machen, um sich Artgenossen aus anderen Biosphären anzupassen (um eventuell einen Paarungspartner zu finden – oder Ihm eine Lebensversicherung aufschwatzen zu können) – bleiben trotzdem immer im Herzen eines: Ein Ruhrpottler!

    Zeche Zollern II bei Nacht Rurpottdeutsch ist also irgendwie Kultur. Wer sich mal einen lustigen Abend bescheren möchte, dem sei der “GEIERABEND” ans Herz gelegt. Das im Namen vorkommende “Geier” hat wie bereits oben erwähnt, nichts mit dem Vogel zu tun, sondern bezeichnet einen Abend voller Gelächter. Das Programm ist satirisch und nimmt sowohl lokale Politik, wie auch den lokalen Sport  – klar, die ewige Rivalität zwischen dem BVB und der seltsamen Mannschaft aus Gelsenkirchen „Nord“ – aufs Korn. Doch auch Weltpolitik und Kirche bekommen Ihr Fett ab. Und das alles im besten Ruhrpott-Dialekt. Dabei kann man natürlich wie es sich für einen Dortmunder gehört ein „lekker Pilsken zischen“..

    Und wo könnte so eine Veranstaltung passender stattfinden als “auf Zeche”?

    Auf Zeche Zollern II – die als Museum umgebaut worden ist – startet die Gaudi. Ausgerechnet bei unserem Besuch wurde das Programm vom WDR aufgezeichnet. Wer es sich anschauen möchte (ich werde bestimmt auch zu sehen sein) – am 1.3.2014 um 23:15 auf dem dritten Programm des WDR.

    Ich wünsche viel Vergnügen.

    HÖMMA! UND GETZ TRINK ICH MA WACKA EIN LEKKER PILSKEN!! TÜSSKEN!!..

    Hier mein Test:

    Geierabend - der Kulturtest

    Preis /Leistung
    Spassfaktor
    Aktualität der Sketche
    Ambiente
    Gastronomie
    Sauberkeit Nassbereich

    Ergebnis

    Der Geierabend ist mittlerweile in Dortmund eine bekannte Größe. Lokale Politiksatire, Comedy, Musik - dies alles in Ruhrpottianisch - kein Wunder dass die Vorstellungen auf Monate ausverkauft sind. Die Veranstaltung findet , wie könnte es anders sein, "auf Zeche" statt. das Industriemuseum Zeche Zollern II liefert die stilgerechte Bühne für einen 3 Stunden dauerenden Abend. Die Gastronomie ist - wenn es ums Essen geht - nicht üppig aber ausreichend und gut. Die Getränke sind leider zu teuer. 4 € für ein Bier und für einen Cocktail, der nicht gemixt wird, sondern aus einer Flasche kommt, kaum Alkohol enthält und geschmacklich enttäuscht, sind leider nicht optimal und geben Punktabzug. Die Toiletten sind ausreichend groß und sauber. Der Preis von knapp 20 € ist angemessen. Ein Begrüßungssekt ist inklusive.

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