..oder: wenn uns junge Mädchen zeigen müssen, was Zivilcourage ist, sollten die erwachsenen Männer sich schämen.
Eigentlich wäre dieser Beitrag besser in der Rubrik “Sonntagsgedanken” aufgehoben, doch vorgestern besuchte mich ein befreundetes Ehepaar (er arbeitet als Architekt in Österreich, seine Frau – Ungarin – hat in Pecs an der Uni als Englischlehrerin gearbeitet). Mein Freund hat hier noch seine Wurzeln und besuchte seine Großeltern. Natürlich hat er mir auch stolz seinen vierjährigen Sohn gezeigt, den ich bisher nur über Skype ab und an sehen konnte. Da Sie seit einer Woche hier sind, und die Medien verfolgen, haben Sie – die ja nun auch Eltern sind – auch die traurige Geschichte von der jungen Türkin Tuğçe, mit bekommen und im laufe des Abends fiel häufiger der Begriff “mangelnde Zivilcourage bei den Deutschen Bürgern”.
Und gestern Abend hatte ich ein langes Telefongespräch mit einem langjährigem Freund, der selber Vater von einer 18 jährigen Tochter ist (natürlich mit den ganzen Sorgen, die man als alleinerziehender Vater mit einem pubertierendem Teenager hat) – und sich auch Gedanken oder besser Sorgen um die Bereitschaft der Bürger macht, im Falle eines Falles, statt wie ein Schaf auf der Schlachtbank stur auf Ihren Teller zu starren, mal den Arsch hoch zu bekommen und gegen Unrecht einzuschreiten. Er bat mich deshalb, weil er meinte, dass ich das schreiben einfach “drauf habe”, darum diesen Artikel zu schreiben. So ist dies also quasi meine erste Auftragsarbeit – und auch wenn ich dies hier auf Non-Profit-Basis schreibe, mache ich Sie sehr gerne und ich könnte mir zum aktuellen Zeitpunkt kein besseres und nachdenklicheres Thema vorstellen!
Aktuell ist in allen sozialen Netzwerken das Bild der bildhübschen gerade mal 22 Jahre alten Türkin Tuğçe zu sehen. Manche sind mit Kerzen verziert und mit Sinnsprüchen verschönert, wie “Tuğçe wir werden dich nie vergessen”, “Du bleibst in unseren Herzen”, oder ähnlichem. Natürlich ist es eine nette Geste, Ihr Kondolenz zu erweisen. Doch wichtiger ist, dass die Menschen, die diese Bilder posten auch bereit sind in Zukunft Ihr Handeln dementsprechend zu verändern, dass so eine Tat nicht wieder vorkommen kann .
Ich bin ehrlich – die Tat, die Hintergründe und dass ein junger Mensch getötet wurde macht mich betroffen. Es macht mich auch wütend, wenn ich lesen muss, dass ein bereits mehrfach aufgefallener Straftäter wieder zuschlagen konnte. Dass er einen Migrationshintergrund hat, macht es nicht besser. Ich habe mit Absicht kein Bild von dem getöteten Mädchen in meinen Beitrag. Den Sinn dieser Bilder lasse ich mal dahin gestellt– ob die Poster nun tatsächlich “unendlich traurig” oder “betroffen” sind, weil Sie tot ist, oder ob die junge Tuğçe mehr Emotionen und Gedanken freisetzt wie eines der etlichen tausend durchs Netz geisternde Bilder mit Sinnsprüchen und nächste Woche vergessen – ich habe keine Ahnung, fände es aber traurig und gesellschaftlich sehr bedenklich, wenn dem so wäre.
Gerne würde ich diejenigen, die vor 5 Jahren Dominik Brunner einen „ewigen“ Platz im Herzen reserviert haben, und Bilder mit seinem Konterfei verschickt haben, fragen, ob Sie denn auch noch ab und zu an Ihn denken und Ihr öffentlich soziales Leben nun in seinem Sinne leben. Und wenn Du nicht weißt, wer mit Dominik gemeint ist, dann solltest Du mal nur 5 Jahre zurück denken. München S-Bahn Station Sölln, als ein ebenfalls nur mit Zivilcourage bewaffneter Mann von jugendlichen Gewalttätern getötet wurde, weil er sich schützend vor einige Fahrgäste gestellt hatte. Jetzt erinnerst Du Dich?
Ich persönlich fände es wichtiger, wenn sich durch solche Taten – und noch mehr wegen der Betroffenheit über die Opfer – langfristig was im Denken der Bürger ändern würde – eine Initialzündung für das gegenseitige Einstehen durch die Bevölkerungsschichten gehen würden. Das erscheint mir wichtiger, als Bilder der Verstorbenen kreuz und quer durchs Internet zu schicken – und nach einer Woche wieder Katzenbildchen. Business as Usual eben. Aber wenn das der Katalysator sein muss, um die Menschen wachzurütteln – und Sie auf ein “Wir” zu sensibilisieren und nicht auf ein “ich” – dann soll es mir recht sein.
Versteht mich richtig: Dass ich kein Bild von der jungen Türkin online stelle, bedeutet nicht, dass mir diese traurige Geschichte am Arsch vorbei geht. Im Gegenteil! Grade weil Sie so jung und hübsch war und so viel positives ausstrahlt, macht es betroffen – weil man es nicht versteht.
Ich finde es traurig, dass diese junge mutige Frau (eigentlich ja noch ein Mädchen) – dazu aus gutem Hause mit Aussicht auf einem tollen Job – dies alles in die Waagschale geworfen hat um 2 wildfremden Mädchen zu helfen, die in einer Notlage waren, während andere anwesende Gäste erst später zu Hilfe kamen. Wie konnte es soweit kommen? Ich stelle mir einige Fragen zu dem Vorfall um zu verstehen, wie es dazu kommen konnte:
- Wieso hat das Personal des Burgerladens nicht schon vorher von seinem Hausrecht Gebrauch gemacht und die Störenfriede raus geworfen um deeskalierend zu wirken und die Mädchen zu schützen?
- Wieso kam nicht schon vorher eine Gruppe männlicher Gäste den bedrängten Mädchen zu Hilfe, sondern erst als das spätere Opfer die Initiative übernommen hatte?
- Wieso hat der im Laufe der weiteren Eskalation aus dem Laden verdrängte Täter draußen auf das Opfer warten können – und warum ist nicht bereits vorher die Polizei gerufen worden? Es war Morgens zwischen 3:00 und 4:00 Uhr – da hätte die Polizei in kürzester Zeit vor Ort sein können.
- Wie konnte der Täter draußen so nahe an Tuğçe herankommen – Sie war nicht alleine sondern mit Freunden unterwegs
Die meisten Fragen lassen sich relativ simpel beantworten: es wurde weggeguckt! Das ist ja generell das einfachste: Tu einfach so, als wenn Du nichts siehst, dann hast Du keinen Ärger. Die einen nennen das wahrscheinlich situationsangemessene Passivität, andere mangelnde Zivilcourage – aber nennen wir es beim Namen: es ist pure Feigheit.
Schon meine 1997 verstorbene Großmutter sagte Zeit Ihres Lebens den Satz: “Hannemann geh Du voran” – und meinte damit, dass sich immer erst ein Anführer erheben muss, der die anderen auf Spur bringt, damit einem Opfer geholfen wird. Ich habe das selber bei einem Rockkonzert erlebt – es muss bestimmt 30 Jahre – vielleicht sogar länger – her sein. Beim Konzert in der Westfalenhalle war damals eine Rockertruppe aus Bochum als Ordner eingesetzt, die sowohl die Eingangskontrolle machten, als auch vor der Bühne aufpassten, dass die Absperrungen nicht übertreten wurden. Im Laufe des Konzerts eskalierte die Gewalt der Rocker, vereinzelt wurden Konzertbesucher, die über die Brüstung stiegen oder durch von hinten andrängende Menschenmassen durch die Gitter geschoben wurden, von den Rockern hinter die Bühne geschleift und dort böse verprügelt. Zum Schluss ging die Gang mit Baseballschlägern aufs Publikum los und lösten eine Massenflucht aus. Doch nach kurzer Zeit stellte sich ein Besucher in einen Ausgang und schrei: “Hey, das sind 20 – wir sind Hunderte!” und lief in die andere Richtung – auf die Rocker zu. Und wie durch ein magisches Gummiband angezogen folgten die vorher flüchtenden Besucher ihm und machten nun plötzlich Jagd auf die Rocker und gegen die nun plötzlich xfache Übermacht hatten die Rocker nun Ihrerseits keine Chance und wurden verprügelt. Es zeigt, dass Zivilcourage bei den Bürgern der Republik grundsätzlich vorhanden ist – sofern man Sie wecken kann….
Und es zeigt auch, dass eine größere Gruppe von Einzelpersonen immer eine kleinere aber vermeintlich stärkere Gang besiegt – solange Sie zusammenhält.
Zivilcourage….
da ist es wieder dieses Wort..
Gehört hat es jeder schon mal – aber was ist es? Oder noch besser gefragt: Warum kennst Du es und tust nichts, wenn es drauf ankommt?
Die Wikipedia definiert Zivilcourage so:
„Zivilcourage“ (oder gleichbedeutend sozialer Mut) ist ein bestimmter Typus sozial verantwortlichen Handelns, keine Eigenschaft einer Person. Zivilcouragiertes Handeln geschieht in Situationen, in denen zentrale Wertüberzeugungen und soziale Normen (z. B. Menschenwürde, Menschenrechte, Gerechtigkeit, friedlicher Konfliktaustrag unter Bürgern) oder die physische oder psychische Integrität einer Person verletzt werden. Zivilcouragiert handelt, wer bereit ist, trotz drohender Nachteile für die eigene Person, als Einzelner (seltener als Mitglied einer Gruppe) einzutreten für die Wahrung humaner und demokratischer Werte, für die Integrität und die legitimen, kollektiven, primär nicht-materiellen Interessen vor allem anderer Personen, aber auch des Handelnden selbst. Zivilcourage wird oft mit Hilfe gleichgesetzt. Hilfe ist zwar meist in Zivilcourage enthalten aber nicht notwendig umgekehrt. Vier zentrale Merkmale unterscheiden Zivilcourage von Hilfe, Altruismus oder Solidarität, von Mut oder Tapferkeit:
- Es gibt einen latenten oder manifesten Konflikt zwischen denen, die diese Werte und Normen verletzen und denen, die sich für ihre Bewahrung einsetzen.
- Es gibt nicht immer leicht bestimmbare Risiken, das heißt der Erfolg zivilcouragierten Handelns ist meist unsicher, und der Handelnde ist bereit, Nachteile in Kauf zu nehmen.
- Zivilcouragiertes Handeln ist öffentlich, d. h. in der Regel sind mehr als zwei Personen anwesend.
- Es gibt ein reales oder subjektiv wahrgenommenes Machtungleichgewicht zuungunsten dessen, der mutig handeln will, etwa weil er sich in einer Minderheits-/Mehrheitssituation in Gruppen oder in einem Verhältnis der Über-/Unterordnung bzw. einer Abhängigkeit befindet (die oft mit Anpassungsdruck verbunden sind).
Soweit also die Definition aus der Wikipedia. In der Tat begegnen uns fast täglich Situationen in denen man beherzt eingreifen könnte. Meistens tut man es nicht, weil man froh ist, dass man selber nicht das Opfer ist – und man glaubt alleine zu sein und damit in der Unterzahl ist. Das mag alles sein – es ist sicher nicht angenehm, seinen Arsch zu bewegen um jemanden gegen anderen in einer offensichtlichen gefährlichen Situation beizustehen – aber wenn alle so denken, sind wir nicht weiter als ein Land von Opfern, wo jeder sofort wegrennt, selbst wenn ein Klein-Krimineller in der U-Bahn plötzlich deine Uhr rauben will.
Tuğçe ist auch nicht das erste Opfer, welches sterben musste, weil es sich für andere in Bedrängnis geratene Personen stark gemacht hat. Aber es ist verdammt traurig genug, dass ein junges Mädchen fast wie eine Jungfrau von Orleans den Männern zeigen muss, was Mut ist und dafür mit Ihrem Leben bezahlt hat. Auch der Tod des 50 jährigen Dominik Brunner, der 2009 in München auf einer S-Bahn Haltestelle getötet wurde, weil er anderen Fahrgästen zu Hilfe kam, war unnötig – weil vermeidbar, wenn andere Passanten auch Zivilcourage gezeigt hätten. Die Taten von Offenbach und München hätten gar nicht erst passieren können, wenn es bei den Anwesenden dieses schützende „Wir“-Gefühl gegeben hätte.
Damals schrieb die Süddeutsche: (Auszug) “Zivilcourage ist in vielen Fällen vor allem der Widerstand gegen die eigene Angst, gegen die eigene Bequemlichkeit, gegen das Angepasstsein: „Alleine kann man eh nichts machen“, so heißt das Motto dieser Haltung. Das Verbrechen von München kann diese Haltung stärken; es wäre eine gesellschaftsgefährliche Folge. Es geht auch um die Selbstüberwindung, einen mutigen Mann wie den in der S-Bahn in München nicht alleine zu lassen. Zivilcourage darf kein Todeskommando sein, Zivilcourage braucht die schnelle Verständigung mit anderen, mit Gleichgesinnten, sie braucht Unterstützung, sie braucht Selbstüberwindung vieler, die noch zögern.
Zivilcourage braucht aber auch die Hilfe eines Staates.
Ein starker Staat ist einer, der seine Bürger stark macht.”
In der Tat! Der Staat muss Helfern, die zu Opfern werden unterstützen. Und der Staat muss Zivilcourage stärken und Rechtsunsicherheit ausräumen.
Schauen wir in andere Länder – Nachbarschaftswachen wie es Sie zum Beispiel in Amerika gibt, schweißt bis dahin unbekannte Menschen, die in der gleichen Straße leben zusammen, führt zu einem Zusammenhalt der Bewohner. Die bekannten „Guardian Angels“ sind Bürger, die sich selber kostenlos und in Ihrer Freizeit in einer Schutzorganisation organisieren um U-Bahnen und Problemviertel sicherer zu machen. Es gibt auch Seminare wie man andere Passanten dazu bringt aufzustehen und gemeinsam gegen einen Aggressor vorzugehen. Vieles ist einfach Psychologie und weniger physische Gewalt. Doch da steckt die BRD noch in den Kinderschuhen und wir müssen uns selber helfen.
Was bleibt als trauriges Fazit? Wir können weder Tuğçe noch Dominik oder andere mutige Bürger die wegen Ihres Mutes getötet wurden wieder lebendig machen – aber wir dürfen es auf keinen Fall zulassen, dass deshalb auch noch die Zivilcourage stirbt und zu Grabe getragen wird!
Ich schäme mich jedenfalls ein bisschen dafür, dass eine junge Türkin uns Deutschen zeigen muss, für welche Werte Zivilcourage steht Und wenn Du nach dem lesen auch dieses Gefühl hast und bereit bist, nicht weg zu schauen, wenn andere Menschen in Bedrängnis sind, dann hat dieser Beitrag schon etwas bewirkt.
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Irgendwie ist man, wenn man hierzulande Zivilcourage zeigt, der dumme… Es ist nicht das Thema, aufzustehen. Die Schwierigkeit dabei ist, aufzustehen und sich einzumischen, sagen wir, in einem Bus voller Leute – und dann damit alleine zu sein und aus dutzenden schafsähnlichen Augen mit leerem Blick angestarrt zu werden. Und ich habe so die leise Ahnung, dass einem das in unserer Gesellschaft schnell passieren kann. Keine Ahnung, was ich dazu noch sagen soll. Zivilcourage bedeutet in diesem Land (leider), davon auszugehen, dass man aller Wahrscheinlichkeit nach alleine bleiben würde – und dann zu kalkulieren: wenn ich mich jetzt einmische, wie gut stehen deine Chancen? unabhängig davon, wie viele Leute um dich herum sind. Wenn du Pech hast, dann filmen die auch noch.
Hi Sven,
danke, dass Du so ausführlich deine Meinung schreibst. Ich bin bei vielen Dingen bei Dir. Berichterstattung bringt’s nur noch, wenn Blut fliesst.
Jetzt könnte man darüber diskutieren ob das an den Kunden liegt, die das konsumieren – häufig ist da ja auch netterweise schon eine Meinung für den Leser drin zubereitet, da kann er dann an seinem Stammtisch mit diskutieren (und hat nicht mal einen Moment nachdenken müssen – zu irgendwas muss die BILD ja gut sein) – oder ob es an der Marktsituation der Medien im allgemeinen und der Printmedien im besonderen liegt.
Auch heute habe ich in einem Wissensbereicherungsmedium einen Beitrag gesehen, der das Foto des Täters zeigt. Netterweise gleich in der Unterüberschrift, dass er einen X6 fährt – hat ja auch unbedingt was mit dem Fall zu tun. Aber in Zusammenspiel mit den anderen in den Beitrag gestreuten Wörtern „Serientäter“, „Serbe“, kann sich auch ein mittelbegabter die unterschwellige Message zusammenreimen.
Ich halte eigentlich den unteren mit dem gelben Balken markierten Abschnitt für am wichtigsten. Nämlich, dass die Angst vor einer Auseinandersetzung und deren Folgen mit Aggressoren um Unschuldigen zu helfen – egal ob es sich um Verletzungen (oder schlimmeres) handelt, nicht mit diesem Vorfall noch stärker ins Bewusstsein der Bürger dringt und lähmenden Charakter hat. Genau das Gegenteil sollte erfolgen. Und wenn man nicht den Mut hat es alleine zu tun, dann eben seinen Nebenmann anstubsen und versuchen zu zweit oder noch mehreren Stärke zu symbolisieren (im Fall Tuğçe wurden die späteren Täter ja auch von einer Gruppe Anwesender aus dem Lokal gedrängt – es muss also da schon einen Fall von „Zivilcourage“ gegeben haben).
Das wollte ich eigentlich als Gedanken des Beitrags transportieren.
Hallo Peter,
wir haben ja schon am Telefon darüber gesprochen:
Nach mir bekannten Statistiken sind die Verhältnisse heute nicht anders als früher, allein die Brutalität mag zugenommen haben. Im Gegensatz zu früher werden heute derartige tragische Ereignisse so in den Medien breit getreten, dass nun auch wirklich alle informiert sind.
Zu den “Guardian Angels”: Die hat es auch immer wieder mal in Deutschland gegeben. Nur beharrt bei uns der Staat auf sein Gewaltmonopol, d. h. er allein hält sich für die innere Sicherheit zuständig. Von daher stand man diesen „Bürgerwehren“ von offizieller Seite skeptisch gegenüber und hat versucht sie zu verhindern. Und ich weiß nicht, ob das nicht vielleicht auch besser so ist.
Zu den Medien: So wie N24 gestern über die Beerdigung von Tugce berichtet hat, zumindest den Ausschnitt den ich gestern darüber in „ecxtra3“ gesehen habe, finde ich peinlich, nein, eher schon widerwärtig. Und dass auf Bild-Online das Tatvideo, aufgenommen durch eine Überwachungskamera, unautorisiert von der Polizei bzw. Staatsanwaltschaft zu sehen sein soll, dazu Fotos in der Printausgabe, finde ich so etwas von daneben, wie es nur geht: dadurch wird allein dem Verteidiger bzw. dem Täter in die Hände gespielt.
Zurück zur Zivilcourage: M. E. hat es die schon immer so gegeben wie es sie auch heute gibt. Ich sehe nicht, dass sie zu Grabe getragen wird, also nix für den Sarg. Wie gesagt, interessant für die Medien sind doch nur die „Bad News“, die bringen Quote, und nicht ein Artikel couragierte Menschen, die es gibt, und die jeden Tag irgendwo etwas „Gutes“ tun.
Tragisch: ja, auf alle Fälle. Bild und N24 „in den Arsch treten“ ja – aber sicherlich kommt dann ein couragierter Mensch und hält uns davon ab, mit der Begründung, dass geistig minderbemittelte ohne ethische und moralische Grenzen einfach nur krank, im Sinne von behindert, sind und dass man gerade auf solche Leute nicht eintritt, weil sie ja nicht wissen, was sie tun. Juristisch nennt man das Schuldausschließungsgründe. Panisch wg. der Tragödie? Nein.