ALG I

  • “..und plötzlich ist da ein Licht am Ende des Tunnels”..

    ..oder: trotz desaströsem Arbeitsmarkt – The One and Only Womanizer hat wieder einen Job!

    Tja! Wer hätte das für möglich gehalten: Nach 18 monatigem Zwangs-Nichtstun (was darüber hinaus auch noch äußerst Mies bezahlt wurde), bin ich seit gestern wieder in einem richtigen Job!
    Betontreppe01.jpg
    (..und plötzlich ist da ein Licht am Ende des Tunnels. – Das Bild passt!)

    Darüber hinaus nach den letzten Jobangeboten, die mir (für Gehälter, welche kaum über den Hartz IV- Regelsatz hinausreichten – ich berichtete schon darüber), angeboten wurden, sogar fürstlich bezahlt.

    Das hat für mich und mein Privatleben nun einige positive Auswirkungen.
    Denn während meiner Zeit als HARTZ IV – Empfänger, liefen Mädels spätestens bei Erwähnung dieses Zustandes kreischend davon – ich vermute mal, dass einige Bundesbürger immer noch irrtümlich glauben, das Arbeitslosigkeit ansteckend ist – was für mein Sexualleben ziemlich abtörnend war.

    Die viele Freizeit war zwar schön – ohne Geld in der Tasche kann man damit aber leider nicht viel anfangen. Der Zustand VIEL Geld + VIEL Freizeit ist zweifellos besser…

    Dieser Neugewonnene Zustand des “In Arbeits seins” hat auf mein Privat – und Blogger-Leben natürlich Auswirkungen.Zuerst mal: Ich schlafe wie ein Stein! Darüber hinaus gehen mir momentan hauptsächlich Dinge durch den Kopf, die Job bezogen sind, und kaum Thema für einen Blog-Beitrag bieten.

    Dies wird wohl auch noch die nächsten Wochen so bleiben, weshalb ihr hier wohl für ein paar Wochen auf meinem Blog ein erweitertes Sommerloch, also sozusagen ein Herbstloch vorfinden werdet.

    Das wird sich sicher wieder ändern, denn jetzt, wo ich wieder auf dem besten Wege bin, mit Mammon um mich zu schmeissen, wird erfahrungsgemäß wieder mehr Weibsvolk um mich herum schwirren, wie Fliegen um den Misthaufen. Und da dieses Wochenende Straßenfest in Hombruch ist…

    Also, das wird wieder reichlich Stoff für ganz viele spannende Geschichten zum Thema “Frauen und andere Katastrophen” liefern.

    Da bin ich sicher!

  • Mein erstes Speed Dating!..

    …oder: Dalli, Dalli – wer hat ‘nen Job?

    Dortmund, BochumAuch wenn sich viele meiner Ex-LAG’s jetzt hämisch die Hände reiben – soweit ist’s noch nicht, dass sich der “One and Only Womanizer Doctor Love” auf von Singlebörsen veranstalteten Speed Datings rumtreiben muss, um seine menschliche Wärmflasche für die alten Glieder (Mehrzahl bitte! – also nicht, dass hier was frauenfeindliches gemeint war) und das Kuschelbettchen zu casten.

    Nein, hier ist vielmehr von einem JOB Speed Dating die Rede.

    Das ist zwar bei weitem nicht so sexy – naja, ein Job mit einem hohen 5stelligen Jahresgehalt kann schon sexy sein (macht vor allem auch sexy bei den jungen Hühnern – ist halt schon was anderes, ob man die neue LAG mit einer geleasten Mittelklasse- Limousine abholt, oder ihr den Einzelfahrschein für die gemeinsame Busfahrt spendiert), und da mich meine liebreizende Betreuerin – der ich ja kaum eine Bitte abschlagen kann, wenn Sie mich so nett anfleht –  gebeten hat dort mit zu machen, habe ich mich bereit erklärt dort als Stargast aufzutauchen. Wenn ich dort aber wieder trickreich vor die Kameras und Mikrofone der Medien als “Bestlooking ALG II Recipient of the World” gezerrt werde, werd ich echt wild und verlange Gage..

    Mercedes-in-Movement-5.jpg

    (Dank Speed Dating bald wieder MEINS! Erst der Job mit, na sagen wir mal, knapp 60.000,00 Ocken Jahresgehalt (wir wollen ja nicht gleich übertreiben) und dann kommt wieder so ein Schneckenmagnet ins Haus)

    Stattfinden wird das ganze am 1. September 2010 im Eisenbahnmuseum in Bochum Dahlhausen in der Zeit von 9:00 – bis 15:00 Uhr. Es sollen wohl so knapp 70 Firmen aus allen Bereichen dort vertreten sein.

    Für die persönliche Vorstellung sollten wir einen Flyer erstellen.

    Nun, Flyer sind eigentlich schon seit Jahren OUT, aber ich wäre nicht ich, wenn MEIN Flyer nicht quasi ein Quantensprung im modernen Self-Marketing wäre.

    Nicht nur, dass er sich völlig vom vorgegebenen Design unterscheidet, er ist auch ein Hingucker, was Optik und Haptik angeht.

    So drucke ich den Flyer nicht auf Standardpapier, sondern auf festem Fotoglanzpapier.

    Durch spezielle Faltung ist er überdies breiter, als die anderen Flyer. Das ist gewollt, da sich damit die Optik im Slogan wiederfindet.

    flyer1.jpg

    (DAS ist ein Flyer! Dagegen ist alles andere Pipikram – Ha, muss mich einfach mal selber loben. Den Umschlag zeige ich euch nicht. Ihr würdet vor ungläubigem Staunen glatt das Atmen vergessen – viel zu gefährlich!)

    Meine Projekte, Lebenlauf, Zeugnisse und Initiativ-Bewerbung, passten nicht auf den Flyer. Für einen IT-ler aber kein Problem. Einfach eine Visitenkarten–CD erstellt,  die alles enthält. Natürlich mit einer Autorun Funktion und mit dem Design bedruckt, welches sich sich an das des Flyers hält.

    Na, das soll erst mal einer der anderen Mit-Bewerber toppen..

    Vielleicht krieg ich jetzt doch meinen Traumjob als Hamburger-Einpacker bei McDoof. Na gut – ein hohes 5stelliges Jahresgehalt ist da nicht drin, wahrscheinlich nicht mal ein niedriges 4stelliges, aber wenn man seiner LAG ein paar alte Hamburger und kalte Fritten mitbringt, und die zu Hause bei dem romantischen Schein einer Kerze futtert (weil der Strom mal wieder abgestellt wurde) ist das ja fast so toll, wie der Besuch in der Nobel-Pizzeria.

    Na ja – Aber aber eben nur Fast!…

    letzte Änderung: 17.08.2010 08:54 Uhr

  • und plötzlich ist man ein Star!..

    ..oder: Best Ager Dortmund plus Radio Do 91,2 multizipiert mit mich = Radiointerview

    Heute habe ich einen großen Schritt in Richtung Medienstar gemacht! Jawoll! Nicht mehr lange, und ich habe eine eigene Sendung im Radio – ach was sage ich: IM FERNSEHEN ZUR PRIMEZEIT! – Denn ich bin von einem Radiosender interviewt worden! Wieso ich interviewt worden bin, willst du wissen? Was? Willst Du nicht? Ist mir egal! Ich erzähl’s Dir trotzdem…

    Heute Morgen um kurz nach 8 Uhr schellt mein Handy, das ebenso wie ich, noch gemütlich geschlummert hat..

    Am anderen Ende? Simone, meine Betreuerin der Best Ager Agentur..

    und plötzlich ist man ein Star!..

    “Du denkst doch wohl heute an den Tag der offenen Tür, oder? Es gibt lecker Essen und Getränke. Ich ruf auch noch die anderen an! Sei mal so um 11:00 Uhr da”.

    Ohje..  Unsanft aus schönsten erotischen Träumen gerissen – und das morgens von einer quirligen hellwachen Quasselstrippe, während man als völlig verkatertes Gegenüber Mühe hat, die gehörten Worte noch in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen. Uff! Quasi aus der Tiefschlafphase gerissen und ohne aufmunternden Morgen-Kaffee rang sich mir deshalb nur ein grummeliges “Hmmm” aus meinem Mund..

    Mein Gegenüber wertete das als Zustimmung – Wie Frauen ja meine Äußerungen IMMER fehl interpretieren..

    Naja, aber lecker Essen und Trinken für umsonst? Dafür kann man dann schon mal seinen kleinen Knackarsch in die City bewegen. Und das tat ich dann auch.. aber erst NACHDEM ich mir ungefähr einen Liter Kaffee zum wachwerden verabreicht hatte..

    So gegen 9:00 Uhr checkte ich aber erst nochmal meine Mails zu Hause. Im Messi sah ich, dass ein weiteres Mitglied unseres Clubs online war. Ich fragte denn auch, wann er da sein würde. “Wie, was, wo?” der liebe Mitstreiter wusste von nix. “Hmm”, dachte ich mir, “ist ja klar! Dich schmeißt Sie mitten in der Nacht aus dem Bett, und die anderen lässt sie schlafen… ”

    Mit der Überzeugung, dass das Leben mich nicht mag, oder jedenfalls die weiblichen Komponenten meines Lebens, machte ich mich langsam auf den Weg in die City – Zu Fuß – denn mein Trainings-Programm “Bauchwech” muss ja weitergehen. Und bei dem Wetter heute, war das, das optimale Klima um Gewicht zu verlieren – selbst wenn es nur Eimerweise Schweiß ist..

    Um kurz nach 11:00 Uhr fuhr ich “wie befohlen” mit dem Fahrstuhl in die dritte Etage des Job Club Dortmund.

    Als ich die bekannten Räumlichkeiten betrat, kam mir das irgendwie nicht wie ein ‘Tag der offenen Tür’ vor. ‘Zivil-Personen’? Fehlanzeige! Dafür Vertreter der Stadt, der Leiter der ARGE Dortmund, leitende Angestellte der Stadt, Arbeitsvermittler und sogar die Medien in Form von Lokal-Zeitungen und des Lokalsenders “Radio Do 91,2” waren da.

    Und irgendwie auch keine Spur von anderen “Betreuten”. Das kam mir ein bisschen spanisch vor.. Ich dachte mir aber noch nichts Böses dabei und setzte mich erst mal in den großen, gut gefüllten Seminarraum und hörte mir an, wie der Chef der Best Ager die Institution “verkaufte”. Danach schlenderte ich durch die Räumlichkeiten und mampfte erst mal genussvoll zahlreiche Lachsschnittchen in mich rein. Da ich einem Freund gesagt hatte, dass dort Tag der offenen Tür ist und Essen und Trinken gratis (und meine fürsorgliche Betreuerin Angst hatte, dass sie viel zu viel bestellt hätte), kam um 12:00 noch ein langjähriger Freund hinzu.

    Und während wir da so ganz entspannt standen, und Lachsschnittchen mit Orangensaft in uns hinein stopften, dabei den städtischen Großkopferten zuhörten, wie sie gegenseitig über das Projekt fachsimpelten, kam auf einmal meine liebe Betreuerin Simone mit einer außerordentlich (und damit meine ich WIRKLICH AUSSERORDENTLICH) attraktiven jungen Dame auf mich zugestürmt. Und das Outfit ihrer Begleitung erst: Eine dezente schwarzgelbe Halskette aus Natursteinen, deren gelbe Steine perfekt mit den göldenen Lichtreflexen ihres duftenden Haares harmonierten. Ein enger, dunkler Rock, kurz genug, um einen Blick auf die perfekten, langen Beine zu ermöglichen, aber lang genug, um die Trägerin nicht billig erscheinen zu lassen. Dazu trug Sie High-Heels mit Absätzen in der perfekten Länge. Nicht zu lang, so dass es nuttig wirkte, sondern genau lang genug, um dieses für Männerohren elektrisierende klacken auf dem Boden zu hinterlassen. Und diese Frau schaffte es dieses Geräusch sogar auf geräuschdämmender Auslegeware zu erzeugen! Nachdem ich meinen Blick von den knackig braunen, wohlgeformten Beinen der Schönheit etwas weiter in Richtung Oberkörper wandern ließ, sah ich, dass die junge Frau ein Mikrofon in der Hand hatte! Ja – dieser fleischgewordene Traum war eine Radiomoderatorin vom Lokalsender!!

    “Das ist genau der richtige Ansprechpartner für Sie!”, flötete meine Betreuerin Ihr zu. “Herr Awiszus wird seit längerem von uns betreut, und ist ein kompetenter Gesprächspartner!” lächelte zuckersüß in meine Richtung, und ließ  die hübsche Radiomoderatorin einfach neben mir stehen!

    und plötzlich ist man ein Star!..

    (Radio DO 91.2 – der Lokalsender für Dortmund. Mit guter Musik. Und jetzt auch mit einem Interview von mir!)

    HA! Deshalb hatte Sie mich eingeladen. Von wegen Essen und Trinken für lau! Meine Rolle war die des wortgewandten Edel-Arbeitslosen. Deshalb war auch kein Anderer aus unserer Truppe zu sehen. Ich war als Bauernopfer auserkoren worden, weil ich so ein knackiges Stück Fleisch bin, was man der Radiotante vorwerfen wollte..

    Ich fühlte mich irgendwie missbraucht!

    Naja, trotzdem wollte ich nicht unhöflich sein (im Gegenteil), und folgte der freundlichen Aufforderung der Moderatorin in ein ruhiges Zimmer zu wechseln..

    Und dort fragte mich die nette Dame, was hier anders wäre, wie bei der Agentur für Arbeit, warum ich dort wäre, wie meine beruflicher Werdegang war, und, und, und…

    Knapp 10 Minuten quasselte ich über alles mögliche: Job-Perspektiven für ältere Arbeitnehmer, aber auch über Repressalien von Seiten der Ämter, und geduldetem, bzw. unterstütztem Lohndumping von Seiten der Ämter.

    Das Interview enthielt sicher einigen Zündstoff. Ich bin mal gespannt, wann es gesendet wird. Und dann werde ich berühmt. Trete im Fernsehen für Antifalten-Mittel und Erwachsenen-Pampers auf..

    Aber vorher werde ich erst noch morgen Früh beim Nordic Walking eine junge Dame namens Simone mit den Stöcken für diesen herrlichen Streich  maßregeln und Sie damit mindestens 3mal um den See prügeln.. ^^

    letzte Änderung: 08.07.2010 23:17 Uhr

  • Nach dem Job ist vor dem Job…

    ..oder: Bei der Stellensuche läuft nix rund, und ein Vorstellungsgespräch dauert 9 Minuten!..

    DortmundLiebes Tagebuch: Heute habe ich das erste Mal einen Arbeitsvermittler ausgelacht. Und das tut mir wirklich sehr, sehr leid! Meine Großeltern haben mir immer versucht beizubringen, dass man auch geistig minderbemittelten Menschen mit Achtung begegnen soll.

    So ungefähr könnte ein Tagebucheintrag von mir anfangen – wenn ich ein Tagebuch führen würde.
    Da aber ein Blog sowas ist, wie ein elektronisches Tagebuch, werde ich mal erzählen, was mich heute zu einem Lachanfall der besonderen Art gebracht hat. Dazu benötigt der Leser einige Hintergrund-Informationen, damit er meine Heiterkeit versteht.

    Zum einen bin ich mit meinen 52 Jahren Lebensalter der  Joopi Heesters unter den Arbeitnehmern, denn solange die deutschen Unternehmen die Einstellung haben, dass sich ein Arbeitnehmer mit Anstand gefälligst am Vorabend seines 40.ten Geburtsages in einer feierlichen Zeremonie selbst entleibt, damit man für ihn endlich einen 20 Jahre jüngeren einstellen kann, ist der Arbeitsmarkt für Arbeitnehmer ab Baujahr 1960 sehr überschaubar – weil nicht existent. Daraus resultiert, dass ich seit mehreren Monaten ein zertifizierter HARTZ IV Empfänger bin – also, sozusagen ein Stütze-Bezieher mit Auszeichnung..

    Das “Stütze-Diplom” habe ich erhalten, weil ich nach der Zeit meiner Arbeitslosigkeit, in der ich keinen geeigneten Job fand, nach der ARGE weiter gereicht wurde, und dort als erstes an einem mehrtägiges Seminar zum Thema: „Fordern und Fördern” teilnehmen musste.

    Nach ‘erfolgreichem’ Abschluß – ich bin aber nicht ganz sicher, ob man überhaupt durchfallen kann –  bekam ich das auch Schwarz auf Rosa..

    Nach dem Job ist vor dem Job…

    (das “Stütze-Abitur” . Jetzt habe ich nachgewiesenermaßen ganz viele tolle, neue Fähigkeiten und Fertigkeiten erworben. Das Zertifikat gehört sicher in jede Bewerbungsmappe und sticht jeden anderen Bewerber aus!)

    Ob es dienlich ist, dieses Schreiben mit zu seinen Bewerbungsunterlagen zu packen, ist meiner Meinung nach a bisserl fraglich, aber da die Unternehmen in Deutschland ja “Zertifikatsgeil” sind; Naja, ganz ehrlich, bevor man halt gar nix hat, was man in die Bewerbungstüte stopfen kann, werden sich sicher manche sagen: “Klasse! Watt mit ’nem Stempel drauf! Rein damit!”. Ich denke, man muss dann wenigstens nicht lange warten, bis die Absage kommt. Und das hat ja auch viel schönes, wenn man sich nicht lange die Nerven zermarten muss, ob man den Job des Klowachmanns auf der Autobahnraststätte bekommt…

    Nun, mein Tagesablauf orientiert sich natürlich jetzt, nachdem ich diesen ganzen Sack voller neuer phantastischer Fähigkeiten habe darum, Morgens der erste zu sein, der die Morgenzeitung beim Nachbar klaut, um die Stellenanzeigen zu durchforsten. Aber da das Abo für die Tageszeitung leider nicht im Hartz IV Regelsatz vorgesehen ist, läuft das dann wohl zwangsläufig unter “erschlichener Nachbarschaftshilfe”, oder so (Juristen würden vielleicht den Begriff Diebstahl verwenden).. Also wieso kaufen, wenn man genauso gut klauen kann – Vorausgesetzt, man kommt früh genug aus dem Bett! Das könnte ja für viele ALG 2 Bezieher ein Problem sein – wenn es nach dem in den Medien präsentiertem Bild der Hartz’ers in der Öffentlichkeit geht.

    Nein lieber Leser. So ist es nicht. Im Gegenteil! Wenn ich Morgens länger schlafe, dann nur, weil ich mir die ganze Nacht das Hirn zermartert habe, mit welcher Marketing-Kampagne ich ein Unternehmen gründe, denn die Arbeitsagenturen und Argen versprechen einem ja das Heil darin, wenn man den Schritt in die Selbstständigkeit wagt. Deshalb grüble ich stundenlang, ob ich ein- oder vierfarbige Flyer drucken lasse, oder gleich ein mehrseitiges Magazin, welches mein Unternehmen vorstellt, mit welchen Steuertricks ich meine Gewinne vor dem Finanzamt verschleier, wo ich den abgezocktesten Steuerberater finde, und welches Alleinstellungsmerkmal ich meinen 3 Kunden bieten kann, damit sie demnächst ihre PCs zu mir bringen, und nicht zu diesem doofen PC-Shop an der Ecke. Und wer sich Nachts mit solchen Problemen beschäftigt, der darf auch Morgens mal ein Stündchen länger liegen bleiben, oder?

    Doch ich will nicht vom Thema abschweifen..

    Nachdem mich der blöde Bodybuilder von gegenüber zweimal erwischt hat, als ich mit SEINER Zeitung unter dem Arm wieder den Hausflur hochschlich (was für mich den Verlust einer Krone und eines Backenzahns bedeutete, und einen mehrstündigen Aufenthalt beim Dentisten zur Folge hatte – und jetzt stellt euch mal vor: die Arge zahlt nicht mal für solche Folgeschäden! Also sowas!!), habe ich das “Unternehmen Zeitungs-Sharing” auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

    Glücklicherweise gibt es auch noch harmlosere, bzw. schmerzlosere Methoden zu einem Stellenangebot zu kommen. Im englischen bedeutet ‘Harm’ ja Schmerz – im Zweifel bin ich immer für die schmerzlosere Methode! Deshalb bekommt man ja auch bei den turnusmäßigen Terminen bei seinem Fallmanager von ihm meistens mehrere hochdotierte Stellen in die Hand gedrückt.

    Also, wer jetzt glaubt, die kriegt man aus Menschenfreundlichkeit.. Tststs.. Du bist wohl noch nicht lange in diesem Land? Die bekommt man nur, weil die Arge damit rechnet, dass so ein fauler ALG2 Bezieher sich eh nicht innerhalb von 3 Tagen dort bewirbt, und dann kann man den Sozialschmarotzern mal eben schnell für ein paar Monate die Bezüge kürzen. Glück für mich: Die IT- Branche ist momentan so tot, wie der Golf von Mexico. Seit 2 Besuchen war kein Job für mich im System..

    Und um das ganze mal wieder auf die WM-Sprache zu bringen, zitier ich hier mal unseren BvB-Trainer Klopp, nachdem die Schweiz in 90 Minuten mal grade 2 Torchancen hatte: “Man muss schiessen, um treffen zu können”

    Aber ich schweif schon wieder ab, Manno!

    Zurück zur Jobsuche für den Hartz IV-Empfänger mit Zertifikat:

    Also Tageszeitung? – Au Backe, zu schmerzhaft und zu kostenintensiv weger der auflaufenden Arztkosten!

    ARGE ? – Nee, Jobs haben die auch nicht.

    Bleiben noch Internet Jobbörsen und private Arbeitsvermittler. Letztgenannte sind Kopfgeldjäger der besonders miesen Art. Sie bekommen nämlich von der Bundesagentur für Arbeit und der ARGE Geld dafür, dass Sie dich in einen Job vermitteln, der weder deiner Qualifikation gerecht wird, noch den üblichen in den Firmen gezahlten Gehältern.

    Gestern hatte ich wieder so einen interessanten Fall.

    Ich hatte mich als Einkäufer beworben, da ich diese Tätigkeit bei einem früheren Arbeitgeber in einem Projekt ausgeübt hatte.  Nun weiß ich ungefähr, was ein Einkäufer verdient. Die Gehälter fangen bei 2.000,00 Euro für Berufsanfänger an, bewegen sich im Mittel bei 3.000,00 Euro, können aber auch je nach Veraantwortung bis 5.000,00 Euro und darüber gehen.

    Ein paar Tage, nachdem ich meine Bewerbung abgeschickt hatte, rief mich die Arbeitsvermittlung zurück. “Ja, die Bewerbung ist ja Klasse”, meinte die Dame am anderen Ende. “Haben Sie  noch Interesse? Wir würden Sie gern persönlich kennenlernen!”. Na klar, sagte ich und als Termin wurde der Freitag angesetzt. Ach Gott.. wäre ich mal lieber zu meiner Nordic Walking Gruppe der Best Ager gegangen – ich hätte mir viel Ärger erspart!

    Der Name RAINBOW hatte zwar in meinem Kopf schon eine Alarmklingel bimmeln lassen – ich assoziierte RAINBOW mit GREENPEACE, MÜSLI und “PEACE BRUDER!”. Ich lag fast richtig!

    Die Arbeitsvermittlung? Ein umgebauter Kiosk, ein Ladengeschäft oder sowas ähnliches. Drinnen Möbel, die aussahen, als kämen Sie nicht aus einem Second, sondern aus einem Fifth Hand Shop. Um mein Datenblatt auszufüllen, musste ich in einen Nebenraum, der vom Ambiente ähnlich war. Vom Tisch konnte man einen Blick auf die Toilette werfen, und man war froh, dass man bereits zu Hause das “Geschäft” erledigt hatte, da dieses “Örtchen” nicht zum verweilen einlud. In einem Glas auf dem Tisch steckten 2 vergammelte und angenagte Kugelschreiber mit Werbung (allerdings nicht mit Werbung der Arbeitsvermittlung, sondern von ganz anderen Firmen), sowie ein unangespitzter, ebenfalls zur Zahnpflege genutzter Bleistift.

    Nachdem ich erst mit dem einen, dann mit dem anderen Kugelschreiber (die Mine bei dem ersten war leer), das Formular ausgefüllt hatte, wurde ich umgehend zu einem “Arbeitsvermittler” geführt, der mein Sohn hätte sein können – wenn ich es mit Frauen mit Migrationshintergrund treiben würde..

    Das Gespräch selber dauerte eigentlich dann nur sehr kurz, denn auf die Frage des Gehalts – bei der ich im Formular 2.000,00 Euro eingetragen hatte – wiegte der nette Herr den Kopf, und meinte, soviel wäre der Kunde nicht bereit zu zahlen. Auf meine Gegenfrage, WIEVIEL denn der Kunde zahlen würde (ich rechnete so mit mindestens 1.800,00 Euro als Einstiegsgehalt – es gibt nach Infos aus dem Netz aber in Dortmund keinen Einkäufer der WENIGER als 2.000, 00 Euro verdient), antwortete der Herr Arbeits-Vermittler: “1400,00 Euro Brutto”. Hmm, ich rief mir die Stellenanzeige noch mal vor’s geistige Auge – “in der Stellenausschreibung stand gar nichts von einer Halbtagstätigkeit”, meinte ich dann. “Nein, nein. Das ist ein Vollzeitjob!” entgegnete mein Gegenüber.

    “Hahahaha”.. ich musste herzhaft und laut lachen!

    Er fühlte sich, glaub ich auch etwas pikiert, weil ich ihn quasi auslachte. Ich gab ihm den gutgemeinten Rat, mich wieder zu kontaktieren, wenn der Kunde sich mal mit den handelsüblichen Gehältern angefreundet hat, und nicht versucht Dummenfang und Lohndumping zu betreiben.

    Also lieber Leser: Du siehst, selbst so ein tolles Zertifikat garantiert dir nicht automatisch einen tollen, gutbezahlten Job. Von privaten Arbeitsvermittler schon gar nicht!

    letzte Änderung: 28.06.2010 00:11 Uhr

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  • Geschützt: “Geld ist ja nicht alles”..

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  • Gedanken zur Wahl RELOADED 2.0

    ..oder: neue Wege das Haushaltsloch zu stopfen

    Dortmund, Berlin – Da ja bald wieder Wahlen sind – wichtige Landtagswahlen noch dazu, denn wer in NRW an der Macht ist, der bestimmt im Bundesrat, wo’s lang geht, weshalb man wohl nun auch von Schwester Guido seit längerem nichts mehr gehört hat, denn NRW wird leider von einer verhälnismäßig großen Zahl erwerbsloser Menschen bewohnt, denen das dumme Gequassel unseres Vizekanzlers gehörig auf den Sack geht – was für das Wahlergebnis katastrohal wäre. Deshalb wird ihm wohl Angela einen Maulkorb verpasst haben. Damit nicht in Vergessenheit gerät, was auf uns zukommt, habe ich einen schon mal bei msn veröffentlichten Beitrag „refurbished“ (Ach, ich liebe diese Wort!), umgeschrieben und packe ihn als Gedächtnisstütze auf meinen WordPress-Blog.  Achja – für Politikneulinge empfehle ich diesen Link

    Wer’s bis jetzt noch nicht wusste, den wird diese Nachricht vielleicht schockieren. Sensible Gemüter sollten eventuell jetzt ihre Beruhigungstabletten nehmen, und eine Sitzgelegenheit aufsuchen, damit ihnen der Schock nicht die Beine einknicken lässt.  Denn, ja, es ist leider so: Deutschland ist Pleite! Dafür gibt es mehrere Hinweise:

    • zum einen schreibt mir mein Finanzamt für eine Steuerschuld von 8,53 Euro eine Mahnung (nach einem Jahr), und droht mit Kontopfändung
    • des weiteren wurde man noch nie so von den Ämtern drangsaliert, wenn es um Leistungsbezug geht
    • Die Spritpreise werden immer höher, damit der dumme Autofahrer die Staatsverschuldung wenigstens teilweise wieder ausgleicht

    Noch wollen die Parteien nicht damit raus, wie Sie das Haushaltsloch stopfen wollen, aber es ist mir gelungen (nachdem ich einigen Spitzen-Politiker mit reichlich Schmiergeld den Mund geöffnet habe), von den großen Volksparteien die streng geheimen Unterlagen einzusehen. Die FPD zum Beispiel hat folgendes vor:

    Gedanken zur Wahl RELOADED 2.0

    (Streng Geheim! Leider kommen nach der Wahl einschneidende Einschränkungen. Hier informiere ich Sie über alles, was Sie wissen müssen)

    Kopie eines geheimen Dossiers aus der FDP Parteizentrale Berlin: „Wir wissen ja, dass die Sozialausgaben einen großen Teil der Steuergelder verschlingen. Arbeitslosengeld, und noch schlimmer die staatsfinanzschädlichen Hartz-IV Bezieher benötigen riesige Mengen Steuergelder, um sich Miete, Essen, und andere überflüssige Annehmlichkeiten leisten zu können. Was für eine Verschwendung, einem alleinstehendem Hartz-IV Bezieher, die Miete für eine viel zu große Wohnung zu bezahlen. Hier greift der Lösungsansatz der FPD. Statt jeden Monat viel zu üppigen Wohnraum zu finanzieren, der kaum genutzt wird, werden die Wohnungen auf die Bedürfnisse des Sozialschmarotzers (im folgenden Bedürftigen genannt) angepasst. Hilfe kommt hier von Seite der Telekom, die etliche Tausend alte Telefonzellen in ihren Lägern hat. Die Schrottreifen Zellen brauchen nun nicht mehr teuer entsorgt werden, sondern werden von der Telekom für eine minimale Miete von 20 Euro Pro Monat zur Verfügung gestellt. Bei  4 Millionen Bedürftigen, macht das im Jahr fast eine Milliarde Gewinn für die Telekom! Dadurch kann auch die Telekom endlich mal wieder schwarze Zahlen schreiben! Also eine Win-Win-Situation für beide Seiten (ausser für den Bedürftigen!). Die Zellen sind ideal als neues Zuhause geeignet. Sie haben Licht, große Fenster (zugegebenermaßen, ist der Wohnraum relativ klein, aber die Terrasse ist dafür gigantisch!), sogar Telefonanschluß. Und in Verbindung mit einem Dixiklo, die perfekte Kombination aus elegantem Wohnraum, und bedarfsoptimierter Nasszelle. Unten ist ein Foto, eines in Ostdeutschland als Modellversuch gestarteten Projektes. Dies ist noch die späte Beta-Version. Die fertige Ausführung hat farblich zur Umgebung passende Gardinen.

    Gedanken zur Wahl RELOADED 2.0

    (So sieht nach den Vorstellungen der FPD, die zukünftige Wohnung eines Hartz-IV Beziehers aus. Leider fehlen noch Gardinen an den Fenstern, aber sonst schon komplett eingerichtet!)

    Wir haben vor am Montag nach der Wahl eine Gesetzesnovelle einzubringen, die den Anspruch auf Wohnraum pro ALG2-Bezieher auf 1 Quadratmeter beschränkt.“

    So weit also der Vorschlag der FPD.

    Aber auch die CDU  hat einen kreativen Vorschlag, der sicherlich die Staatskassen entlastet. Wie üblich, geht diese Partei aber einen anderen Weg, bzw. verfolgt einen anderen Lösungsansatz.

    Hier also die abgefangene E-Mail aus der Parteizentrale der CDU. Gemäß dem Motto “Hilfe zur Selbsthilfe”, hilft die Überlegung der CDU, dem Bedürftigen sein Einkommen durch eigene, sogar frei wählbare Arbeitszeiten, selbst zu bestimmen. Dazu werden in den Arbeitsämtern mehrwöchige Seminare abgehalten. Thema: “Reich durch Einwahlshows”. Dort lernen die Bedürftigen, welche Spiele der Gameshows die größten Gewinn-Wahrscheinlichkeiten haben. Ebenso, wie man die ellenlangen Telefonnummern der verschiedenen Sender auf die Kurzwahltasten des Telefons legt. Dazu gehört auch ein Workshop für effektives Zapping. Natürlich wird auch ein bisschen Allgemeinbildung vermittelt, damit der Bedürftige auf Fragen wie: “Wer ist der erfolgreichste deutsche Formel 1 Fahrer”, bei den beiden zur Wahl stehenden Antworten  A: Michael Schuhmacher, oder B: Daniel Küblböck nicht ins schwimmen gerät. Jeder Sozialhilfeempfänger bekommt dann nach Absolvierung des Lehrgangs, dann keine Unterstützung mehr vom Staat, sondern einmalig ein Callya-Handy, und monatlich eine Prepaid-Karte mit 15,00 Euro Guthaben im Monat. Seinen Lebensunterhalt kann er sich dann Abends in den Gameshows “ertelefonieren”!

    Die CSU hat eine ähnliche Idee, findet Gameshows aber natürlich nicht in Ihr Konzept passend. Sie geben dafür jedem Bedürftigen eine kostenlose Software, die ausrechnet, welche Lottozahlen die höchsten Gewinnchancen versprechen!

    Gedanken zur Wahl RELOADED 2.0

    (nie mehr arm! Mit der Lösung der CSU, besteht der Schmarotzer-Sumpf der Hartz-IV Bezieher, quasi aus angehenden Multimillionären)

    Damit ist quasi jeder Hartz-IV-Bezieher, ein angehender Lotto-Millionär. Endlich mal ein kreativer Weg, aus der Krise. Auch hier wird die Sozialhilfe auf knapp 50 Euro im Monat zusammen gestrichen. Eventuell fehlender Mammon kann leicht durch 4stellige Lottogewinne (steuerfrei) hinzu verdient werden!

    Und was tragen die anderen Parteien zur Lösung des Finanzproblems bei?

    Nachdem wir eine Brieftaube der Grünen abfangen konnten, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war, um ihren Brief mit den Vorschlägen bei der Kanzlerin abzugeben, haben die scheinbar folgendes vor:.

    Demnach soll das Benzin auf den Preis von 12,00 Euro pro Liter steigen. Gleichzeitig  wird die Pendlerpauschale abgeschafft. So soll über die Mineralölsteuer der Bundeshaushalt finanziert werden. Unten ein Foto von berufstätigen Pendlern, auf dem Weg zur Arbeit ins Ruhrgebiet.

    Gedanken zur Wahl RELOADED 2.0

    (Der Sprit kostet 12,00 Euro der Liter. So ungefähr sieht es dann morgens auf der B1 Richtung Bochum aus. Morgendliche Pendler auf dem Weg zur Arbeit)

    Die SPD hat keinen eigenen Vorschlag, ist aber Feuer und Flamme für jeden Vorschlag eines Koalitionspartners, der bereit ist Sie mit ins Regierungsboot zu nehmen.

    Soweit die streng geheimen Vorschläge der Parteien. Ich hoffe unsere Redaktion, konnte ihnen durch unsere akribische Berichtserstattung helfen, um jetzt bei der sonntäglichen Wahl, die richtige Partei zu wählen!

    Ja, daran wollte ich euch nur erinnern, denn bloss weil Vizekanzler „Schwester Guido“ momentan nicht gegen Hartz IV-Empfänger geifert, heisst das nicht, dass dies so bleibt. Wenn die FDP in NRW genügend Stimmen erhält wird’s düster. Haltet dies beim Gang zur Wahlurne immer im Hinterkopf!

    zuerst veröffentlicht: 26.09.2009

    letzte Änderung: 27.04.2010 22:09 Uhr

  • Ein herrlicher Aprilscherz..

    oder: „Wir haben einen tollen Job für Sie!“

    Dortmund – Ein beliebtes Ritual am 1. April eines Jahres ist leichtgläubige Zeitgenossen „in den April zu schicken“. Dazu wird dann eine tolle Lüge erfunden, die von zumeist denkfaulen Nullschnallern gerne geglaubt wird. Beliebt sind solche Meldungen besonders in den Medien: Fernsehen, Internet und Zeitschriften. Dann gibt es schon mal Meldungen, dass Adobe seine Produkte nun für 99,00 Euro verkaufen würde, was natürlich Quatsch ist, aber bei vielen Angebotsjägern für heftige Schnappatmung gesorgt hat. Oder dass die deutsche Wiedervereinigung ungültig war, weil Helmut Kohl gedopt war. Bei den tagelangen Partys und Saufgelagen soll es zu einigen Alkoholtoten gekommen sein. Oder dass man es schafft mehrere Millionen Arbeitsplätze zu schaffen – ach nein, das verwechsel ich jetzt mit dem letzten Wahlversprechen der SPD..
    Auch ich sollte am 1. April in denselbigen geschickt werden – allerdings nicht durch die Medien, sondern durch meinen Fallmanager bei der Arge. Denn dort hatte ich am 1.4. einen Termin zwecks einem Gespräch mit dem Inhalt: „Bewerberangebot bzw. berufliche Situation“

    Tja, berufliche Situation? Die ist für jemanden mit einem Lebenalter über 50 eher bescheiden (um es mal freundlich auszudrücken). In Jobangeboten finden sich dann ja auch Sätze wie: „werden Sie Mitglied unseres, jungen, dynamischen Teams“. Da würden wir alten Haudegen ja nur im Weg stehen, wenn die jungen Ellbogenschubser sich die Karriereleiter hochboxen.

    Der Alltag sieht eher so aus: Abgeschickte Bewerbungen werden entweder gar nicht beachtet, oder kommen nach ein paar Monaten mit dem berüchtigten „Hau ab“-Brief zurück. Sowas kann schon frustrierend sein, und bei labilen Charaktären für Depressionen und erhöhten Alkoholkonsum sorgen ( da fällt mir ein – wo habe ich eigentlich meinen Caipirinha hingestellt?).

    Aber jetzt endlich wird’s!

    Denn am 1. April hat mein Fallmanager mal die Ärmel hochgekrempelt, und hat mir den lang ersehnten Traum-Job verschafft.

    Denn ich kam auf eine Liste, auf die nur handverlesene, besonders geeignete Arbeitnehmer kommen. Das war schon ein ziemlich erhebendes Gefühl. Sich so als ‚Primus inter Pares‘ der ARGE Dortmund Süd fühlen zu können. Fast wollten mir ein paar Tränen der Rührung über die Wange laufen. Aber nur fast, denn mitten in diesem unglaublichen Glücksgefühl nannte mir mein Fallmanager Herr H. den wahnsinnigen Verdienst, den ich dort zu erwarten hätte: 1425,00 Euro Brutto. Bei einer 40 Stunden Woche und Schichtbetrieb bis 22:00 Uhr und 6-Tage-Woche.

    Meine Freudentränen verwandelten sich Stück für Stück in Tränen höchster Verzweiflung! Das sind genau 8,00 Euro Brutto, wenn man von 176 durchschnittlichen Monatssollstunden ausgeht. Ich musste echt weit zurückgehen in meinem Leben, um auf einen Lohn von knapp 16,00 D-Mark zu kommen, und landete so ungefähr vor 20 Jahren. Da habe ich für das Geld eine einfache Lagertätigkeit , bei der man nur seine Muskeln, und ganz wenig Hirn brauchte, ausgeübt.

    Der kleine aber feine Unterschied: Damals waren die Lebenshaltungskosten nur ein Drittel so hoch, wie Heute. Da konnte man sich von dem Geld tatsächlich auch noch nebenher ein relativ teures Auto leisten. Und Heute? – bei einem Teuro nochwas für den Liter Sprit, wäre bei mir noch nicht mal volltanken drin.

    Okay, vor 20 Jahren brauchte man nur Muskeln und Hauptschulabschluß, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Und was soll man Heute für knapp 1000,00 Euro Netto dem Arbeitgeber bieten? Na, die Liste war dafür umso einiges länger als vor 20 Jahren:

    • perfektes Deutsch in Wort und Schrift
    • hervorragende PC-Kenntnisse
    • gute MS-Office Kenntnisse
    • SAP wäre auch nicht schlecht
    • Flexibilität und Belastbarkeit
    • Teamfähigkeit und hohe Einsatzbereitschaft
    • hohe Auffassungsgabe und Prozessverständnis
    • Backoffice Tätigkeiten (Brief- Mail- und Faxbeantwortung)
    • uvm. (ich ende hier mal, die Liste war eine DIN A4 Seite lang, und würde sonst zu lang)

    pleite

    (als Lohnsklave in Deutschland verheizt zu werden – dank fehlendem Mindestlohn und Unterstützung durch die Aufstockerpolitik des Bundes ganz einfach. da ist am 3. des Monats die Börse schon leer)

    Mal ehrlich, habe ich dafür etliche Ausbildungen und Scheine gemacht? Mir vieles selber angeeignet, von dem selbst manche Chefs nicht mal wissen wie es geht? Soll ich mein Wissen so unter Preis verkaufen? Neeee..

    Dazu nur ein befristeter Vertrag, der das beliebte amerikanische „Hire and Fire“ – Prinzip über den großen Teich nach Good Old Germany gebracht hat.

    Da nenn ich mich lieber  ‚Aishe‘, lass mir einen Damenbart stehen, binde ich mir ein Kopftuch um, wickel mir zusätzlich noch 5 Handtücher um die Hüfte, damit ich einen Hintern wie eine türkische Gebärmaschine habe, und geh für 10 Euro Netto die Stunde putzen! Das Wort Steuerkarte kennen die alle nicht, und mit einem nassen Läppchen die Ecken rund wischen, schaff ich noch mit geschlossenen Augen.

    Natürlich muss ich jetzt zu dem Vorstellungstermin und dem Einstellungstest. Gibt ja sonst Repressalien. Aber in meinem Alter hat man ja täglich mit Demenz zu kämpfen. Ich habe so das Gefühl, dass ich mich den Tag so dämlich anstelle, dass ich den Start-Button auf dem Monitor nicht finde. Und dann nehmen sie vielleicht doch einen Jüngeren. Und dann werde ich wieder Tränen  meine Wangen runterlaufen spüren – es könnten aber Tränen der Erleichterung sein….

    letzte Änderung: 04.04.2010 16:19 Uhr

  • Willkommen bei der ARGE..

    ..oder: „Nöö, Jobs gibt’s hier nicht!“

    Am 1.3. hatte ich mal wieder einen Termin bei der ARGE. Und der Tag fing echt schon reichlich bescheiden an. Nicht nur, dass ich um 08:30 Uhr morgens schon da sein musste. Es hatte den Tag und die Nacht davor richtig heftig gestürmt, und das tief Xynthia hatte bei mir alles rausgelassen.

    Sturmtief Xynthia

    Morgens sah es auf den Strassen und Gehwegen aus, als hätte es Äste geregnet! Und natürlich musste es morgens immer noch regnen, so dass ich nicht bester Laune war, als ich die in Top-Lage (direkt am Wetsfalenpark in einem früheren Firmenglaspalast) liegende Arge betrat. Da mein letzter Besuch bei dieser Institution nun schon 2 Monate her war, wollte mein Sachbearbeiter jetzt natürlich auch mal sehen, was ich denn die letzten 2 Monate so bewerbungstechnisch auf die Reihe bekommen habe. Schliesslich muss man ja bei „Eintritt“ in die von der sozialen Gemeinschaft finanzierten Bedürftigkeit nicht nur die finaziellen Hosen runterlassen, sondern auch eine ‚Eingliederungsvereinbarung‘ unterschreiben. Und in der ist ganz klar vor geschrieben, wieviel Bewerbungen man gefälligst in einem bestimmten Zeitraum zu schreiben hat.

    Logo der Agentur für ArbeitUnd da ist es auch ganz wurscht, ob es Jobs gibt. Denn im November und Dezember des Jahres stellen Firmen kaum ein. Nun, mein Fallmanager war aber mit mir zufrieden. Danach kamen dann die üblichen Gespräche: Ich wollte einen Vermittlungsgutschein. Der wird jetzt neuerdings nur noch ausgestellt, wenn Arbeit „Akut“ ist. Das heisst, wenn man von einem Arbeitsvermittler einen konkretenVorschlag bekommen hat.  Seltsam, dass selbst dieser pieselige auf Recycling-Papier gedruckte Gutschein behandelt wird, als wäre er eine kostbare Staatsanleihe. Denn, er kommt eh erst zur Auszahlung wenn man einen Job hat. Naja, nicht ärgern, wundern, dachte ich mir. Nachdem wir auch das Thema Sanktionen angesprochen hatten – denn mir wurde die Regelleistung um 10% gekürzt, weil ich einem Termin nicht nachgekommen war (Hintergrund war, dass ich Mitte Dezember eine Einladung für Mitte Januar bekam – also einen Monat später, ich diesen wichtigen Termin auch in Outllok verbucht hatte, dann aber durch einen Festplattenschaden die .PST Datei futsch war, und damit auch der Termineintrag.  Deshalb hatte ich den Termin schlichweg aus den Augen verloren).

    Tja, das ist für das Amt natürlich keine wichtige Entschuldigung (jedenfalls nach ihren Maßstäben). Auf der anderen Seite: 10% vom Regelsatz – also 35 Euro machen mich nicht wirklich ärmer. Naja, reicher machen Sie einen auch nicht. Und ich wollte doch eh abnehmen. Sparen wir also bei den Mahlzeiten, und tun damit auch gleich was für die Gesundheit.

    Zum Schluß kam dann der obligatorische Jobsuchlauf (auf die man sich ja auch innerhalb von 3 Tagen bewerben muss, sonst… ja genau: Sanktionen!)

    Tja, der liebe Herr suchte und suchte. Er war nach 5 Minuten richtig zerknirscht, als er nicht einen einzigen Job für mich finden konnte. Naja, es gab einen, aber der war in Würzburg. Den druckte mir mein Sachbearbeiter mit den Worten:  „Der hier ist ohne Rechtsfolgen“ aus. Ich liebe die Behördensprache…

    Damit ist also alles wie gehabt in Deutland im Jahre 2010: Jobs gibt’s hier nicht.

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  • Endlich Bewegung auf dem Arbeitsmarkt, (wenn man umsonst arbeiten will)…

    ….oder: Job ja, aber nicht für jeden Preis!!

    Ich bin ja immer noch auf Suche nach einem Job. Angebote von Arbeitsvermittlern habe ich zwar mittlerweile 3 Stück zu Hause rumliegen, aber es fehlt eben noch der blöde Vermittlungsgutschein, und dann könnte ich auch vermittelt werden. Das Problem scheint in meinem Datensatz bei der Agentur für Arbeit zu liegen, da hat wohl ein Sachbearbeiter was falsch eingetragen. Mein Kumpel hatte sich den nämlich gezogen, und mal reingeschaut. Dort ist fälschlicherweise der Beginn der AL am 29.4, und nicht am 1.4 eingetragen. Im Bewilligungsbescheid steht das korrekte Datum. Also zum Amt Stress machen, und dann auf den VG pochen!

    Aber was machen Bürger, die keinen Kumpel beim Amt haben, der reinguckt, und Fehler sieht? Bis jetzt habe ich dort nur Holzköpfe rumsitzen sehen. Da ist man als Bürger echt Scheisse dran, will ich mal meinen. Nun, Heute habe ich es nicht geschafft zum Amt, also Morgen früh!

    Wie zum Beweis dass sich auf dem Arbeitsmarkt was tut, schellte heute auf meinem 15 Kilometer Trimm-Trab das Handy. Am anderen Ende eine nette Dame. “Ach Hallo Herr Awiszus, sie hatten sich doch vor ein paar Monaten bei uns beworben, aber damals waren alle Jobs vergeben. Ich habe eine gute Nachricht, wir stellen wieder ein, und kommen deshalb auf Sie zu!” Hey dachte ich, Klasse! “Sind Sie noch interessiert?” kam vom anderen Ende die Frage..”Ja, aber natürlich”, antwortete ich wahrheitsgemäß. “Ja okay, ich habe dann nur noch ein paar Fragen” sagte die nette Dame am anderen Ende. “Sie möchten in Vollzeit arbeiten?” “Ja”, sagte ich. “Gut, bei einer 40 Stunden Woche wäre das dann ein Gehalt von 1.404 Euro und 48 Cent”.. “Sssssss”, schmerzhaft sog ich die Luft durch meinen Mund! Ich fühlte plötzlich die gleichen Schmerzen, wie damals, als man mir den Weisheitszahn ausgrub. “Erhöht sich das nach der Probezeit auf einen annehmbaren Betrag?”, war meine erste Frage? “Nein”, flötete die Dame am anderen Ende “aber sie haben natürlich die Möglichkeit bis zu 150,00 Euro Teamprovision zusätzlich zu verdienen!”

    Klingling-klingling, mein Kopf machte das Geräusch einer Registrierkasse. (war ja nicht umsonst Geschäftsführer und habe eine kaufmännische Ausbildung) Ich rechnete mal kurz im Kopf:

    Das wären mit Provision also auch nur maximal 1550 Euro Brutto (wobei eine Provision ja nie garantiert ist, und bei meinem letzten Arbeitgeber gab’s ja auch jede Menge ‘Kunstgriffe’ um die nicht ausschütten zu müssen). Also rechne ich damit erst mal gar nicht! Mir fällt da nämlich immer der Spruch von meiner Oma ein: “Wer vorher rechnet, muss zweimal rechnen!” Und damit hatte Sie immer Recht!

    Endlich Bewegung auf dem Arbeitsmarkt, (wenn man umsonst arbeiten will)…

    (Bild oben: so würden es Deutschlands Arbeitgeber bei Ihren Lohn-Sklaven gerne sehen! Malochen bis zum umfallen, aber real keinen müden Cent in der Tasche. Ich verweigere mich dem, und nehme keinen Job für Dumpinglohn an. Okay, Ich bin aber auch ein unverbesserliches Arschloch, Sozialschmarotzer und Staatsfeind Nr.1! Es soll auch andere geben, die für jedes Geld arbeiten)

    Was übrig bleibt, sind knapp 1.000,00 Euro Netto. Runtergerechnet auf den Stundenlohn sind das 7,96 Brutto pro Stunde. Selbst eine Putzfrau bekommt Netto mehr, wenn Sie mit einem feuchten Lappen die Ecken rund wischt! Und ich soll dafür meine mehrjährige Ausbildung und Berufspraxis unter Preis verkaufen? Das ist eine Beleidigung! Sorry! Muss man so sagen! Da habe ich vor 20 Jahren schon mehr verdient (und wesentlich niedrigere Lebenshaltungs-kosten gehabt). Vollzeit arbeiten, und dann nur zweite Wahl im Supermarkt kaufen können, um annähernd über die Runden zu kommen, bloß weil einige Vorstände nur ihre Gewinnzahlen im Kopf haben?

    Ochnöö! Nicht mit mir. Ich habe den Job freundlich aber bestimmt abgelehnt!! Die nette Dame am anderen Ende hatte sogar Verständnis dafür – Wahrscheinlich verdient Sie nämlich wesentlich mehr!….

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