ALG II

  • „Quadripel von brüliertem Weissfisch auf einem Beet von passierten Pommes de Terre“..

    ..oder: kennen Sie noch ‚Kartoffelpürre mit Fischstäbchen‘?..

    Dortmund– Zugegeben: Die im Titel genannte (besser wäre hier wohl das Wort ‚zelebriert‘ geeignet) Beschreibung des simplen Gerichtes Klotzfische mit Kartoffelmatsch hört sich wesentlich besser an als die „bürgerliche“ aber ehrliche Beschreibung die so wahrscheinlich auf der Speisekarte einer verrauchten Hafenkneipe stehen würde. Darunter kann sich allerdings jeder was vorstellen.

    Die hochtrabende Übersetzung eines französischen Küchenchefs dagegen macht aus jedem Armeleute-Esssen ein kulinarisches Erlebnis, welches schon beim lesen des Menüs beginnt. Da ist’s dann auch nicht so schlimm, wenn man statt einer gehörigen Portion Stampfkartoffeln, nur einen Klecks Püree von Tüten-Kartoffeln auf dem Teller findet.

    Wer nun allerdings glaubt, das Püree würde statt mit normalen  Trinkwasser aus der Leitung, und nicht, wie man anhand des plakativen, hochtrabendem und teuren Namens vermuten würde, standesgemäß mit einem namhaften kohlensäurefreien Tafelwasser angemischt, der irrt gewaltig. Hier beginnt dann auch schon die erste Augenwischerei, und wie der geneigte Leser erfahren wird, nicht die letzte..

    Überhaupt: Von Zubereitung kann man ja gar nicht mehr sprechen.. Es ist mehr ein Happening der Gaumenfreude, ein Festival für die Papillen, ein Orgasmus der Ernährungslehre!

    Kartoffelpürre mit Fischstäbchen

    (Kartoffelpüree mit Fischstäbchen.. lecker! Nur der Name ist natürlich völlig schwach. Zeit das ganze mal ein bisschen „aufzuhübschen“)

    Jawohl! Kochen ist angesagt wie nie zuvor. In der Flimmerkiste kommt kaum ein Kanal ohne Lebensmittelzubereitungs-Shows aus. Bei manchen Sendern reihen Sie sich gar wie Perlen an der Schnur hintereinander.

    Dort zeigen uns auch „Promis“ (allerdings aus der C-Kategorie, was bedeutet, dass Sie mittlerweile Medientot sind, und höchstens noch zu Hospiz-Eröffnungen gebucht werden, weil dort die letzten noch lebenden Fans auf ihr dahinscheiden warten), dass Sie nicht jeden Tag in Nobelrestaurants essen, sich wegen ihrer verzockten Millionen bei der ‚Tafel‘ anstellen (oder aus Altergründen Essen auf Rädern ordern). Da werden Tische liebevoll eingedeckt, mit Rosenblättern oder farblich zum Ambiente des Raumes passendem Glitter bestreut – auf dass der Gast ein kulinarisches Erlebnis hat, welches er, in seinem ansonsten trüben und langweiligem Leben, nie vergisst.

    Und wie in den feinsten 5 Sterne-Restaurants, bekommen auf einmal selbst die langweiligsten Gerichte herrlich verschnörkelte, und deshalb dem verwöhnten Gast wie geschmiert den Gehörgang entlanggleitende Namen.

    Simsalabim! Schon wird aus angekokelten Fischstäbchen mit Stampfkartoffeln eine ‚Creation‘ mit Namen wie:  „Quadripel von brüliertem Weissfisch auf einem Beet von passierten Pommes de Terre“..

    Und das ist schließlich ganz was anderes!

    Ganz ähnlich hat es vor kurzem die Citibank gemacht. Der alte Name zog nicht mehr… Schwupps! –  auf einmal hieß man  ‚Targo-Bank‘.

    Ein roter Streifen am Fenster und über die Automaten geklebt. Fertig war das neue Outfit! „Refurbish“ nennt sich das (ich erwähnte dies in einem früheren Blog). Man gibt einer alten Kamelle, die niemand will, oder die schlechte Presse bekommen hat, einen kompliziert auszusprechenden ausländischen (oder auf jeden Fall komplett anderen) Namen, und schon wird das Produkt wieder vom Verbraucher akzeptiert. Übrigens macht es die Bundesregierung ganz genauso:

    Nachdem der Name Hartz IV und ALG II bei der Bevölkerung einen schlechten Geschmack hervorruft, der sogar noch mieser schmeckt, als stinkende und zu Holzkohle verglühte Fischstäbchen, hat man vor, die Namen in etwas mit mehr positiver Ausstrahlung zu ändern. – Aha, Soso..

    Da kommt man ins Grübeln. Ist doch schließlich der momentane Name erst vor einigen Jährchen dank Schröders Agenda 2010 von findigen Marketing-Spezialisten für teuer (Steuer)Geld erfunden worden. Na, da wird sich Vizekanzler Guido W. ja drüber aufregen. Schliesslich würde der ja am liebsten keinen Cent Steuergelder seiner Wähler-Klientel für HARTZ IV ausgeben.

    Selbst wenn es die Ämter für die dringende Renovierung des Renommees selber benötigen! Ob man mittlerweile ein schlechtes Gewissen hat, weil die Hartz IV Reform durch einen Halb-Knastologen enstanden ist? Also lieber Leser,  ein deutscher Politiker und ein schlechtes Gewissen? Eventuell sogar die Einsicht Fehler begangen zu haben? Da gefriert doch wohl eher die Hölle, bevor das alles zusammentrifft..

    Es dürfte wohl eher daran liegen, dass Hartz IV bei der gegenwärtigen Sozial – und Arbeitsmarkt- Politik für jeden Bürger in greifbare Nähe rückt. Und das macht das Leben in Völlerei nach den ganzen beunruhigenden Berichten in den Medien nicht einfacher. Aber es ist natürlich schön, wenn man etwas Unschönem durch simples umbenennen wieder eine Akzeptanz beim Bürger verpassen kann. Mal eben den Dingen einen anderen Namen geben, und die Welt sieht wieder rosarot aus. –  Jedenfalls eine Zeitlang..

    Kann man das nicht auch bei unartigen Kindern machen? – Also wenn dein Sohn mal wieder sauer ist, weil er gemerkt hat, dass die „Saucisses du Cochon au Pommes Frites“ nix weiter war, als ‚Currywurst Pommes‘, er deshalb aus Frust die Knarre unter deinem Kopfkissen mopst, und damit ein paar Löcher in andere Menschen ballert, nennst du ihn nicht mehr ‚Tim‘ sondern zum Beispiel ‚Rübennase‘. Also, das ist eine echte Strafe! Und hat ja auch was erzieherisches so was..

    Ob das aber das grundsätzliche Problem von ALG II und Hartz IV ändert? Ich fürchte nicht. Ich denke, dass wir uns demnächst auf jährliche Namensänderungen der Institution gefasst machen müssen. Da wird auch ein hipper unaussprechlicher Name mit positiver Energie nichts dran ändern, denn wenn die Verpackung zwar schön ist, aber der Inhalt Schrott, kann’s nicht lange dauern, und die Akzeptanz ist wieder im Keller…

    Vielleicht macht man ja einen gelddotierten Wettbewerb für den neuen Namen? Mein Vorschlag wäre: STÜTZE „RELOADED“

    letzte Änderung: 31.03.2010 08:58 Uhr

  • “Mehr Geld für Kinder!“, sagt das Bundesverfassungsgericht..

    ..oder: “wie viel Geld darf das lebenswürdige Leben kosten?”

    Weiberfastnacht musste ohne mich stattfinden, der Schnee ist geräumt (da es aber grieselt, und kein Salz mehr da ist, wird wohl in spätestens einer Stunde wieder alles bedeckt sein) – und ich sitze mit Triefnase, Kratzen im Hals und Hüsteken wieder am Rechner.

    Ich fühle mich etwas zu Matsche, um bei dem Wetter draußen rum zu eiern, aber solange es den Fernseher mit seinen 26 DVB-T-Kanälen, das Web, einen PC und eine stabile DSL-Leitung gibt, ist ja noch nicht alles verloren.

    Und dann wird man natürlich in den zahlreichen Sendungen des ‘Bildempfängers mit Tonausgabe’ über die wichtigen Dinge informiert, die so in der Welt statt finden.

    Bei Kerner zum Beispiel – dessen Sendeformat nun eher an die Knoffhoff-Show erinnert (natürlich auf das Niveau des Publikums der Privaten zugeschnitten, weshalb existenziell wichtige Fragen geklärt werden, wie: “Warum sieht man nichts mehr, wenn man die Augen zumacht?” Oder:” kann man Strom spüren, wenn man seine Zunge in die Steckdose steckt?”). Dort lernten wir Deutschlands “bekanntesten Arbeitslosen” kennen. Arno Dübel. Ein Vorzeige Hartz-IV-er wie er gerne in den Medien zwecks Meinungs-Bildung präsentiert wird: dumm, frech, stinkefaul, und sich für jede Arbeit zu schade..

    Gestatten: Arno Dübel Vollzeit ALG 2 Bezieher

    (Berühmt durch ALG 2 und Faulheit. Sozusagen ein Vollzeit Hartz-IV ler. Nachahmung wird nicht empfohlen)

    Nach dem Bericht kam dann auch eine andere Hartz-IV-Empfängerin (sozusagen aus dem entgegen gesetztem Lager) zu Wort. Die musste ihre Kinder und sich selbst von dem knappen Geld durchbringen. Die fand auch, dass das Bild des Arno Dübel eher eine Ausnahme, als die Regel ist..

    Und die Sprache kam auch auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, welches ja festgestellt hat, dass die Regelsätze für das ALG 2 verfassungswidrig sind. Na gut, bloß weil dies das oberste Gericht in Deutschland feststellt, heißt das ja nicht, dass dies jetzt auch zeitnah umgesetzt wird (und dass man es hier mit der Rechtstaatlichkeit in der Regierung nicht so genau nimmt, wissen wir auch seit der Daten-CD mit den Adressen der Schweizer Steuerflüchtlingen). Also, so bis Ende des Jahres bittet man sich da schon die Zeit aus. Und man müsse eben alles neu berechnen..

    Ein ebenfalls anwesender “Experte” meinte, das könnte auch bedeuten, dass die Hartz IV-Regelsätze für die Erwachsenen angepasst werden müssen  – NACH UNTEN, wohlgemerkt!

    Ah Ja? Was ist das für eine krumme Rechnung? Wenn ein alleinstehender ALG 2 – Bezieher von seinem Regelsatz der momentan ca. 350 Euro beträgt, vielleicht in Zukunft noch 100 Euro abgeben soll, damit dies den in Not lebenden Kindern zugute kommt, hilft ja als einzige Überlebensstrategie nur irgend eine andere Hartzerin ehelichen, und dann knattern, knattern, knattern – bis die Blagen kaum noch in die Wohnung passen…

    Dazu passen dann auch sehr schön die Zahlen, die da in den Raum geworfen wurden. in Berlin leben 38% der Kinder von Hartz –IV. Man rechnet in 10 Jahren mit einer Quote von 50%.

    Diese Aussage ist so natürlich falsch! Kinder bekommen kein Hartz IV. Es bedeutet etwas ganz anderes, und wesentlich dramatischeres: Nämlich dass 38% der Kinder in Familien leben, die von Hartz IV leben müssen. Das ist das alarmierende. Und wenn man diagnostiziert, dass in 10 Jahren 50% der Eltern von ALG 2 leben müssen, dann sagt das ja auch eine Menge über den Arbeitsmarkt, und die Lohnentwicklung aus.

    Danke liebe Regierung!!

    So, und ich muss jetzt mal leider wieder runter. Der Gehweg ist schon wieder zugeschneit…

    letzte Änderung: 12.02.2010 10:13 Uhr

  • Was Sie schon immer mal über Hartz-IV wissen wollten…

    ..aber nicht zu fragen wagten! (frei nach Woody Allen)

    Ich bin ja ein ziemlich neugieriger Zeitgenosse. Immer auf der Suche nach neuen Grenzen.. und damit meine ich jetzt nicht, dass ich versuche, die 20 gefährlichsten Stellungen das Kama-Sutras auszuprobieren. Naja, das vielleicht auch – Nein, liebe Leserinnen; es gibt in der Tat auch noch andere Dinge, die den Womanizer interessieren. Damit meine ich so ganz profane Dinge wie: wieso springen bei meinem Toaster die Jägerschnitzel nicht so hoch, wie die Papp-Fladen in der “Tillman-Toasties”-Werbung, und kann man eventuell dann auch gleich die Pommes mit reinstopfen, warum fällt ein Marmeladenbrot immer auf die beschmierte Seite, wieso werden meine weißen Bürohemden rosa, wenn ich eine rote Jeans mit in die Wäsche packe, wieso sind die Batterien einer Taschenlampe immer leer, wenn man sie braucht, obwohl man Sie vorher nie benutzt hat, wieso rennen mir die jungen Mädels hinterher, wie ein Hund dem Fleischerwagen, obwohl ich alles tue, damit Sie mich hassen?……

    Na, solche Dinge eben…

    Jetzt bin ich durch Zufall auf eine Information gestoßen, die ich eigentlich immer mal so im Hinterkopf hatte, und die nun mit Wort und Zahl in schwarz auf weiß hier nachzulesen ist.

    Die Rede ist vom Regelsatz.

    Mit dem Regelsatz, ist nicht der Satz gemeint, den mir meine Freundinnen immer an den Kopf werfen, wenn ich während ihrer Regel mit ihnen ein bisschen rumferkeln will, sondern hier geht es um den Hartz-IV-Regelsatz.

    (Ein Tampon.. Hilft Frauen während der Regel.. Hilft aber kein bisschen bei der Regel des Hartz-IV-Satzes)

    Diese immense Summe von 345 Euro, die ein Bundesbürger bekommt, wenn er sich nach einem kurzen unerfülltem Arbeitsleben erfolgreich durch das soziale Netz der Bundesagentur für Arbeit gewühlt hat, und endlich bei der ARGE, der letzten Instanz der irdischen Bürokratie angekommen ist. Nun, nachdem ja jetzt das Schonvermögen angehoben worden ist, trifft man auf den gut gefüllten Gängen der Arge verstärkt mit Pelzmänteln bekleidete und Brillantcolliers behängte Damen, die sich von ihrem Butler den Hartz-IV-Antrag ausstellen lassen.

    Tja, und dann? Hat man seine Vermögensverhältnisse offen gelegt (also nicht vergessen: die Kontoauszüge des letzten halben Jahres mit einzureichen), dann bekommt man 345 Euro. Und das JEDEN Monat!!

    Was mich daran immer interessierte, weil wir (bzw. das deutsche Beamtentum),  sind ja schließlich die Meister darin, Dinge zu definieren, Gesetze zu praktizieren, Vergewaltiger zu therapieren, statt zu kastrieren, Wähler zu manipulieren, und nicht zu vergessen: Hartz-IV-Empfänger zu drangsalieren. Und deshalb die Frage? Wie setzt sich dieser Betrag zusammen? Willkür ist ja völlig ausgeschlossen! Es muss eine Berechnungsformel geben. Und siehe da! Ich wurde fündig! Unter dem Blogtext ist eine wunderschöne Tabelle, die man sich mal auf der Zuge zergehen lassen sollte..

    122 Euro für Lebensmittel? 3,93 bzw. 4,06 Euro pro Tag (je nachdem, ob ein Monat 30 oder 31 Tage hat)? Da ist man ja schon glücklich, wenn Februar ist! Mit den 23 Cent mehr am Tag, kann man dann endlich den Tag stilgerecht mit Champagner und Beluga-Kaviar beginnen, und hemmungslos schlemmen.

    Aber einige andere Beträge finde ich noch interessanter..

    So ist für Bildung nicht ein einziger Euro vorgesehen.. Wie das mit dem fördern und fordern einhergeht? Das weiß wohl niemand so genau. Naja, der liebe Herr Clement, der das gern und häufig gesagt hat, vielleicht?

    (Ja, das ist ein Buch! Schön, wenn man eines hat, bevor man Hartz-IV-Empfänger wird. Sonst kann man seine Bücherregale mit örtlichen Telefonbüchern, und unbezahlten Rechnungen füllen..)

    Ebenso der Satz für Verkehr.. Also Auto und/oder ÖPNV.. Juppiii.. 18 Euro im Monat? Da wird es schwierig zu Bewerbungs-Gesprächen zu kommen, sofern Sie nicht in der gleichen Straße sind, in der man selber wohnt. Beherbergungs- und Gaststätten-Dienstleistungen? Da sollte man besser mal kein Dauergast in seiner Stammkneipe sein, oder sein Bier heimlich unter dem Tisch mit einem Flachmann nachfüllen, denn nach 8 Euro (bei den heutigen Preisen also knapp 4 Bier) ist das Budget für den Monat aufgebraucht. Will man mit seiner Freundin mal in die Pizzeria, sollte man also besser ein paar Monate vorher anfangen dafür zu sparen..

    Was aber im ganzen noch mehr Angst macht, ist die Basis der Errechnung!! Wenn die untersten 20%!! der Bundesbürger schon ein Nettoeinkommen haben, das nur noch Ausgaben in Höhe von 779 Euro ermöglicht, dann sieht’s mit Wirtschaftswachstum aber mal ganz finster aus, gelle!!

    letzte Änderung: 28.10.2009 15:13 Uhr

    Kategorie Ausgaben*Hartz-IV-Bezug in Euro
    Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren133127
    Bekleidung und Schuhe3434
    Wohnen einschl. Energie, -instandhaltung32224
    Einrichtungs-, Haushaltsgegenstände2725
    Gesundheitspflege1813
    Verkehr5916
    Nachrichtenübermittlung4030
    Freizeit, Unterhaltung, Kultur7139
    Bildungswesen70
    Beherbergungs- /Gaststättendienstleistung288
    Andere Waren und Dienstleistungen4027
    insgesamt:779 
    Insgesamt ohne Wohnkosten483345

    *Errechnung des Hartz-IV-Satzes auf Basis der Verbrauchsausgaben der untersten 20 Prozent der nach Nettoeinkommen geschichteten alleinstehenden Haushalte. Empfänger, die überwiegend von Leistungen der Sozialhilfe gelebt haben, sind nicht berücksichtigt

  • Endlich Bewegung auf dem Arbeitsmarkt, (wenn man umsonst arbeiten will)…

    ….oder: Job ja, aber nicht für jeden Preis!!

    Ich bin ja immer noch auf Suche nach einem Job. Angebote von Arbeitsvermittlern habe ich zwar mittlerweile 3 Stück zu Hause rumliegen, aber es fehlt eben noch der blöde Vermittlungsgutschein, und dann könnte ich auch vermittelt werden. Das Problem scheint in meinem Datensatz bei der Agentur für Arbeit zu liegen, da hat wohl ein Sachbearbeiter was falsch eingetragen. Mein Kumpel hatte sich den nämlich gezogen, und mal reingeschaut. Dort ist fälschlicherweise der Beginn der AL am 29.4, und nicht am 1.4 eingetragen. Im Bewilligungsbescheid steht das korrekte Datum. Also zum Amt Stress machen, und dann auf den VG pochen!

    Aber was machen Bürger, die keinen Kumpel beim Amt haben, der reinguckt, und Fehler sieht? Bis jetzt habe ich dort nur Holzköpfe rumsitzen sehen. Da ist man als Bürger echt Scheisse dran, will ich mal meinen. Nun, Heute habe ich es nicht geschafft zum Amt, also Morgen früh!

    Wie zum Beweis dass sich auf dem Arbeitsmarkt was tut, schellte heute auf meinem 15 Kilometer Trimm-Trab das Handy. Am anderen Ende eine nette Dame. “Ach Hallo Herr Awiszus, sie hatten sich doch vor ein paar Monaten bei uns beworben, aber damals waren alle Jobs vergeben. Ich habe eine gute Nachricht, wir stellen wieder ein, und kommen deshalb auf Sie zu!” Hey dachte ich, Klasse! “Sind Sie noch interessiert?” kam vom anderen Ende die Frage..”Ja, aber natürlich”, antwortete ich wahrheitsgemäß. “Ja okay, ich habe dann nur noch ein paar Fragen” sagte die nette Dame am anderen Ende. “Sie möchten in Vollzeit arbeiten?” “Ja”, sagte ich. “Gut, bei einer 40 Stunden Woche wäre das dann ein Gehalt von 1.404 Euro und 48 Cent”.. “Sssssss”, schmerzhaft sog ich die Luft durch meinen Mund! Ich fühlte plötzlich die gleichen Schmerzen, wie damals, als man mir den Weisheitszahn ausgrub. “Erhöht sich das nach der Probezeit auf einen annehmbaren Betrag?”, war meine erste Frage? “Nein”, flötete die Dame am anderen Ende “aber sie haben natürlich die Möglichkeit bis zu 150,00 Euro Teamprovision zusätzlich zu verdienen!”

    Klingling-klingling, mein Kopf machte das Geräusch einer Registrierkasse. (war ja nicht umsonst Geschäftsführer und habe eine kaufmännische Ausbildung) Ich rechnete mal kurz im Kopf:

    Das wären mit Provision also auch nur maximal 1550 Euro Brutto (wobei eine Provision ja nie garantiert ist, und bei meinem letzten Arbeitgeber gab’s ja auch jede Menge ‘Kunstgriffe’ um die nicht ausschütten zu müssen). Also rechne ich damit erst mal gar nicht! Mir fällt da nämlich immer der Spruch von meiner Oma ein: “Wer vorher rechnet, muss zweimal rechnen!” Und damit hatte Sie immer Recht!

    Endlich Bewegung auf dem Arbeitsmarkt, (wenn man umsonst arbeiten will)…

    (Bild oben: so würden es Deutschlands Arbeitgeber bei Ihren Lohn-Sklaven gerne sehen! Malochen bis zum umfallen, aber real keinen müden Cent in der Tasche. Ich verweigere mich dem, und nehme keinen Job für Dumpinglohn an. Okay, Ich bin aber auch ein unverbesserliches Arschloch, Sozialschmarotzer und Staatsfeind Nr.1! Es soll auch andere geben, die für jedes Geld arbeiten)

    Was übrig bleibt, sind knapp 1.000,00 Euro Netto. Runtergerechnet auf den Stundenlohn sind das 7,96 Brutto pro Stunde. Selbst eine Putzfrau bekommt Netto mehr, wenn Sie mit einem feuchten Lappen die Ecken rund wischt! Und ich soll dafür meine mehrjährige Ausbildung und Berufspraxis unter Preis verkaufen? Das ist eine Beleidigung! Sorry! Muss man so sagen! Da habe ich vor 20 Jahren schon mehr verdient (und wesentlich niedrigere Lebenshaltungs-kosten gehabt). Vollzeit arbeiten, und dann nur zweite Wahl im Supermarkt kaufen können, um annähernd über die Runden zu kommen, bloß weil einige Vorstände nur ihre Gewinnzahlen im Kopf haben?

    Ochnöö! Nicht mit mir. Ich habe den Job freundlich aber bestimmt abgelehnt!! Die nette Dame am anderen Ende hatte sogar Verständnis dafür – Wahrscheinlich verdient Sie nämlich wesentlich mehr!….

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  • Part 2: Schilda ist überall…

    ..oder: Qualifiziert die Überqualifizierten!!

    Wer nun glaubt, die Agentur für Arbeit tut sich nur schwer damit, Arbeitsuchenden die passenden Jobs zu vermitteln, der irrt. Sie blockieren darüber hinaus auch noch gekonnt die Arbeitsaufnahme durch ihre eigene Bürokratie..

    Wie das geht? Ganz einfach..

    Wie erwähnt, hatte ich vor einiger Zeit einen Termin bei meinem Fallmanager. Beim Termin sprach ich ihn auf einen Vermittlungsgutschein an.

    Wer nicht weiß, was das ist: Ein VG ist ein Gutschein im Werte von 2000 Euro, den private Arbeitsvermittler erhalten, wenn Sie selber einen Arbeitslosen vermitteln. Der Gutschein kann in Kopie bei beliebig vielen Arbeitsvermittlern abgegeben werden. Kommt ein Arbeitsvertag zustande, dann bekommt der Vermittler das Original des Gutscheins und rechnet mit dem Amt ab. Nach 6 Wochen bekommt er die ersten 1000 Euro und nach einem halben Jahr die zweiten 1000 Euro.

    “Joh”, sagte der gute Mann, “aber dazu müssen Sie erst mal 2 Monate arbeitslos sein.” “Na”, sagte ich: “OK! Bekomm ich den Gutschein eben nächsten Monat.”

    Der junge Fallmanager schien mir sehr wohlgesonnen, weil er mich immer wieder fragte, ob ich nicht eine Qualifizierung haben wolle? Nun, eigentlich halte ich mich für Qualifiziert genug, aber da er mich echt a bisserl nervte, und weil ich mir immer sage, naja dümmer wirst du ja nicht, sagte ich dann zu.

    Das Ergebnis war ein Brief vom Arbeitsamt mit einer Einladung zu einer Gruppenveranstaltung bei der CONTEXT GmbH.

    (die CONTEXT GmbH. Vom Arbeitsamt beauftragt im Projekt GANZIL (Ganzheitliche Integrationsleistung), Menschen wieder den Weg in die Arbeitswelt zu ermöglichen. Ach ja, ich habe jetzt auch die Ehre dort gecoacht zu werden…)

    Die Gruppenveranstaltung am ersten Tag, war eine Horrorvorstellung. Von 15 Eingeladenen kamen grade mal 8 Leute.

    Von den 8, die den Weg gefunden hatten, waren 2, die von dem was man ihnen versuchte zu erklären auch nicht ein Wort verstanden, weil sie der deutschen Sprache nicht mächtig waren. Eigentlich waren nur 2 der ganzen Truppe etwas intelligenter, das war eine junge Studentin, die nicht wusste, was Sie da sollte. und ich (der auch nicht wusste was er da sollte). Ziel dieses Coachings, was sich über einen Zeitraum von 4-9 Monate ziehen kann, ist die Integration des Arbeitslosen zurück ins Arbeitsleben.

    Auszug: ”Im Rahmen von “Hilfe zur Selbsthilfe” erhalten Teilnehmer dieses Programms die Gelegenheit ihre Arbeitssuche neu anzulegen. Wir begleiten und beraten, damit auch andere Wege erfolgreich ausprobiert werden können.”

    Im Angebot der CONTEXT folgendes Portfolio:

    • Deutsch lernen für Anfänger und Fortgeschrittene (brauche ich bestimmt, habe ja mit dem lesen und schreiben hier so meine Schwächen. Sieht man ja bei meinen Blogeinträgen)
    • PC- Grundkurs (Jau, unbedingt nötig, da ich zwar die letzten 18 Monate bei Microsoft im Vista Projekt war, und die letzten 10 Jahre in der EDV-Branche, aber noch ein Schein, mit dem man sich den Popo putzen kann, warum nicht)
    • Bewerbungstraining (Oh ja! Unbedingt nötig! Zwar sagen alle Personalchefs, die meine Bewerbung gelesen haben, die wäre Top. aber man kann ja alles verschlimmbessern)

    und last but not least

    • Schuldnerberatung (Jepp. Was soll ich dazu noch sagen?)

    Ahja.. heißt dann wohl zwischen den Zeilen, dass ich zu blöd bin, meine Bewerbungen korrekt zu schreiben?

    Das schien bis zu dem Zeitpunkt eigentlich nicht der Fall zu sein, da meine bis Dato verschickten Bewerbungen bereits positiv beantwortet wurden, und gleich 2 Arbeitsvermittler mich zu einem Bewerbungsgespräch einluden.

    Voraussetzung war hier natürlich der Vermittlungsgutschein. ich hakte also noch mal telefonisch für 3,9 Cent/Minute beim Amt nach.“Jaja”, sagte der Mann am Telefon “bei ihnen sind ja die Voraussetzungen erfüllt, ich sende ihnen den Gutschein zu.” Die Zeit ging ins Land, und doch schon nach 10 Tagen bekam ich einen Brief vom Amt. Im Brief stand im schönsten Behördendeutsch: “Ihrem Antrag kann nicht entsprochen werden, da nach Paragraph Blabla…. sie in den letzten 3 Monaten keine 2 Monate arbeitslos waren”. Ah Ja? Ich rechnete mal kurz nach….arbeitslos seit 31.3., beantragt am 19.6., Absage am 25.6.

    Soso.. ich wunderte mich.. Also rief ich nochmals an. Der Herr der Hotline war sichtlich gereizt. Ich erzählte ihm erst mal worum es ging: Vermittlungsgutschein! Nach durchgabe der Kundennummer, kam von ihm ein: “Ja, haben Sie ja bekommen!”  “Öh Nö!” war meine Antwort, “Ich habe eine Absage bekommen!”.. “Hmm, Moment, ich zieh mir mal den Datensatz!” kam aus der Leitung… etwas später… “Ja, stimmt.. ist abgelehnt worden”… Ich fragte: “Weshalb?”.. Seine Antwort: “steht in der Begründung des Schreibens”.. “Neee”, sagte ich, “das Feld für die detaillierte Begründung ist leer. Er könne mir doch sicher sagen weshalb der Antrag abgelehnt worden ist?”…  “Nein, kann er nicht”, war die Antwort.. (Nun, wenn man schon beim Amt anruft, weil man Fragen hat, sollte man schon erwarten, dass die Leute die dort sitzen, einem eine einfache Frage beantworten können.) “OK”, sagte ich, “dann beantrage ich den VG eben nochmals!”… “Der wird auch abgelehnt!”, kam von der anderen Seite. So langsam wurde ich sauer, obwohl mir meine Oma beigebracht hatte, dass Freundlichkeit kein Geld kostet!! Nachdem ich mir nochmals seinen Namen geben ließ, um mich beim Amtsleiter persönlich für seine Fachkompetenz zu bedanken, wurde der Herr am anderen Ende des Telefons mitteilsamer.

     

    (Don’t call us. We call You! Wer bei der Agentur für Arbeit mal eine Frage hat, sollte besser selber die Antwort kennen, sonst sieht’s mau aus)

    Grund für die Nichtausstellung des Gutscheins ist scheinbar folgender:

    Dadurch, dass ich in einer Weiterbildung, Qualifizierung, o.ä. bin, bin ich nicht mehr Arbeitslos, sondern Arbeitssuchend (wieder dieser feine Unterschied). Dadurch habe ich keinen Anspruch mehr auf einen Vermittlungsgutschein. Der positive Nebeneffekt für das Amt: ein Arbeitsloser weniger in der Statistik im Superwahljahr! Denn arbeitsuchende tauchen nicht in der Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit auf.. Ist das nicht Toll?? So werden die Wähler verarscht!!

    Positiver Nebeneffekt für mich? Keiner!! Normalerweise werden Tage der Weiterbildungen zusammenaddiert, und durch 2 geteilt, dadurch erhöht sich der Bezug des Arbeitslosengeldes um diese Zeit.

    Dieses ‘Coaching’, zu dem man nur alle 14 Tage hingehen muss, hat Null Einfluss darauf.

    Mittlerweile war ich das erste mal beim Coaching. Der Herr, der mein Profiling machte, schüttelte nur den Kopf, und fragte mich, was ich bei ihm soll?

    Nach Durchsicht meiner Unterlagen meinte er, ich wäre dort wohl etwas fehl am Platze. Er meinte, ich solle Widerspruch einlegen, und den VG wenn nötig einklagen. Denn er kenne auch die Problematik der Individual-Bewerbungen bei normalen Stellenanzeigen. Vielen Firmen ist es einfach zu teuer, sich durch 500 Mappen zu wühlen, und geben ihre Job-Offerten gleich an die privaten Arbeitsvermittler. Der gibt ihnen dann statt 500 nur 3-5, die aber auf die Stelle passen. Dadurch gewinnt sowohl die Firma, wie auch der Arbeitsvermittler. Dieses Verfahren setzt sich immer mehr durch…

    Ich darf also jetzt mindestens 4 Monate lang, alle 14 Tage dort hin dackeln (was dann 8 volle Tage Coaching macht!.. Huuh, wenn man wollte, könnte man das aber auch locker auf 2 Wochen am Stück straffen. Aber dann wären die Leute ja wieder in der Arbeitslosenstatistik). Schön, wie man hier Steuergelder versenkt, um die Statistiken zu schönen. Wenn man deshalb aber keinen Job bekommt, ist’s nicht witzig!!

    Achja.. Mein Fallmanager bei der Agentur für Arbeit ist meiner Meinung nach ein Idiot!!

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