..oder: Sportsgeist vs. Olympiaden und FIFA Fussballweltmeisterschaften – wieviel Gier ist legal.
Letztes Wochenende war ich auf einer Party. Ich kann euch sagen – das war ein verdaaaammt langes Wochenende, denn ich hatte einiges auf der Agenda. Samstag Morgen um 04:00 Uhr saß ich schon am Rechner, weil ich meinem Blog einen mehr Vintage lastigen Stil verpassen möchte und deshalb bei Google Fonts die passenden Schriftarten suchte (wie Ihr gemerkt habt, ist dies noch nicht passiert – ich bin halt immer unterwegs – vermute mal das ist die Midlife Endcrysis). Um 06:00 Uhr frühstückte ich etwas und um 8:00 Uhr stand ich bereits einkaufswütig im Netto Markt, weil die spezielle Samstagsangebote haben und ein Kilo Tomaten für 0,69 Cent? Eben, da kann man mal schnell hin flitzen – vor allem weil ich seit Wochen statt Gerstensaft Tomatensaft trinke. Ehrlich gesagt: ich weiß nicht mal weshalb. Plötzlich hatte ich einen Heißhunger – oder muss es heißen: “Heißdurst”? – auf Tomatensaft – und seit der Zeit trinke ich das Zeug literweise. Naja, es gibt schlimmeres, was einen beunruhigen könnte, wenn man hübschen Mädchen nicht mehr hinterher starrt beispielsweise – doch dazu später. Ich schreib mich ja mal grade erst warm..
Zurück aus dem Netto ging’s direkt in die Westfalenhalle. Meine frühere Geschäftsleitung (bis vor 3 Monaten war ich als Assistent der Geschäftsleitung für eine Firma tätig, die für die größte amerikanische Firma im Bereich Kampfsport den Europa-Vertrieb als Vertriebspartner betreut) hatte mich zum NAGA Event in Dortmund eingeladen. Die NAGA ist die North American Grappling Association – was übersetzt so viel bedeutet wie Nordamerikanische Ringer Vereinigung. Dieses Ringen ist aber naturalmente “the american way” – lässt sich also ungefähr mit dem klassischen griechisch römischen Ringen vergleichen, wie europäischer Fussball mit American Football. Da die Westfalenhallen nur einen Katzensprung von mir entfernt sind bin ich natürlich hin.
(Bild oben: NAGA Event in Dortmund in der Westfalenhalle 3. Hier waren Kämpfer aus allen möglichen Stilrichtungen am Start – selbst UFC Kämpfer habe ich gesehen. Das ist also kein Kindergeburtstag – obwohl die NAGA Events durchaus Familien-Charakter haben.)
Dort ein bisserl mit früheren Mitarbeitern und Kunden gequatscht, ein paar Fotos geschossen – und dann zurück nach Hombruch, weil ich noch andere Dinge einkaufen musste und mich mein langjähriger Freund Klaus bereits gegen Mittag zur Party abholen wollte.
Die Party war Klasse und die letzten 3 Überlebenden Klaus, Jörn (ein Musiker bei der irischen Folk Band “Ten Pints After” – und klar, die Musiker sind eh Party-Champions) und ich saßen dann bis Sonntagmorgen um 06:00 Uhr im Garten – erlebten noch den herrlichen Sonnenaufgang, bis wir uns ein paar Stunden Schlaf gönnten. Ich hatte den längsten Streichholz gezogen und durfte im Bettchen seiner 17jährigen Tochter schlafen – Okay, Stop! Alle Tugendwächter den erhobenen Finger wieder einklappen! Keine Angst, die junge Dame war die Nacht selber auf Party und deshalb gar nicht zu Hause – aber wenn Sie wieder Erwarten doch gekommen wäre – Na, da hätte Sie aber verwundert die Augen gerieben, wenn da plötzlich ein schnarchender nach Bier müffelnder Brummbär in Ihrem Bettchen schläft.
Ich war nach wenigen Stunden aber wieder wach. Bei so herrlichem Sonnenwetter hält es mich nicht lange im Bett. Ich setzte mich dann lieber in den Wintergarten und genoss die ersten Sonnenstrahlen. Es dauerte noch eine ganze Weile bis die beiden anderen sich mit Lebenszeichen bemerkbar machten – als alle halbwegs wieder grade gucken konnten frühstückten wir noch lecker – Zuhause war ich dann aber trotzdem erst gegen 15:00 Uhr. Alles in allem kann man sagen: “erfolgreiches Wochenende gehabt!”
Jetzt ist die NAGA das eine – schaue ich mir aber die Nutznießer der Fußball-Gemeinde wie die FIFA als Ausrichter und die Sportartikelhersteller wie ADIDAS, PUMA und NIKE an, dann gerate ich doch etwas in Wut wie dort mit Mammon und Menschenleben geschachert wird.
Unten habe ich mal die Firmenlogos der großen 4 der Absahner eingefügt:
FIFA | ADIDAS | NIKE | PUMA |
Ich gebe zu, dass ich nicht einer der größten Fans des Fußball-Sports bin. Das mag daran liegen, dass ich früher aktiv Basketball gespielt habe und ich bis Heute nicht kapieren kann, dass es ein mit Millionen Euro geködeter Fussball-Söldner es nicht schafft einen verpissten 30 Zentimeter großen Lederball aus 2 Meter Entfernung in ein riesiges Tor zu dreschen, ein Basketballer aber einen in der Größe ungefähr identischen Ball durch einen nur minimal größeren Ring knallt – der dazu noch in 3 Meter Höhe hängt und das während eines Spiels auch noch um ein vielfaches öfter als jeder Fußballer.
Das heißt natürlich nicht, dass ich – der ja in der Fußball-Stadt Dortmund, mit dem nicht ganz unbekanntem BVB 09 lebt – die buchstäblich schwarzgelb tickende Umwelt ausblenden kann. Klopp finde ich als Trainer und als Type großartig. Außerdem schafft er es sich einigermaßen verständlich zu artikulieren. Das haben auch die Werbefirmen erkannt. Deshalb ist der Dortmunder Trainer im Fernsehen auch Omnipräsent und wirbt für Produkte von Opel, Sky, PHILLIPS, PUMA – um nur die großen zu nennen. Glaubt man den offiziellen Angaben, bekommt Jürgen Klopp alleine durch die Werbeverträge über 2 Millionen € auf sein Konto geschaufelt. Pro Jahr. Kein schlechter Nebenverdienst..
Die Firmen scheinen also großzügig mit Geld um sich zu schmeißen – doch weit gefehlt! Denn diejenigen, die die eigentliche Arbeit machen – nämlich die Näherinnen in China, Afrika, Russland oder Mexiko – bekommen nur einen Hungerlohn. Ihr merkt, wir nähern uns langsam der Überschrift.
In der letzten Ausgabe der Sendung „die Anstalt“ wurde das Thema “FIFA” dann auch angeprangert. (Die komplette Sendung ist oben über dem Beitrag als YouTube Video verlinkt. Ich habe mir die Sendung aber auch als Podcast heruntergeladen – zur Sicherheit). In dem Sketch wurden irrtümlich falsche Zahlen genannt – die Realität ist noch viel, viel schlimmer. Eine Näherin in Mexiko bekommt einen Stundenlohn von 79 Cent. Das ist bei einem Verkaufspreis von 79,00 € für ein Shirt natürlich ein Prozent (so wird es in “der Anstalt” gesagt), aber eine Näherin arbeitet dort im Akkord und näht natürlich nicht nur ein Shirt pro Stunde zusammen.
(linke Seite: bitte zahle knapp 80,00 € – und Du darfst dich wenigstens äußerlich ein bisschen wie Götze und Co. fühlen. Öhh, nöö, die Mega Kohle kriegst Du natürlich nicht. Die braucht ADIDAS natürlich um Sie genau denen, die den Fummel auf dem Rasen tragen in den Rachen zu schmeißen)
Ich würde mal vermuten, dass es knapp 100 Shirts pro Stunde sind, die dort unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen genäht werden. Damit sind wir bei einem Stücklohn von 0,79 Cent – also nicht mal ein ganzer Cent. Eine Summe, die in der Kalkulation unter den Tisch fallen könnte – oder selbst, wenn man den armen Schweinen dort das doppelte zahlen würde, damit Sie einigermaßen über die Runden kommen, in der Bilanz kaum auffallen würde und das Shirt nicht einen Cent teurer machen würde!! Entschuldigung lieber Leser – aber wenn einem deutschen Nationalspieler dann im Gegenzug 300.000,00 € im Monat gezahlt werden, damit er so ein Piss-Teil trägt – Sorry, aber das ist einfach nur noch pervers.
Die Näherinnen in Mexiko sind das eine – das Geschacher um die Austragungsorte das andere. Denn auch dort regiert nur das dicke Geld. Mit anderen Worten: Wer dem FIFA Boss Herrn Blatter den dicksten Geldkoffer bringt, der darf in seinem Land dann die nächsten Fußballweltmeisterschaften (es muss natürlich FIFA vorne stehen – denn auch das ist Bestandteil der Auflagen) ausrichten.
Zu glauben dass die FIFA auch nur einen Cent in den Stadionbau oder in die Infrastruktur investiert ist auf dem Holzweg. Geld fließt grundsätzlich nur in eine Richtung – nämlich zur FIFA. Dann darf das Land mal zusehen, wie es die Milliarden für hippe neue Stadien, die niemand nach der WM mehr braucht und nach 20 Jahren Bauruinen sind, aufbringt, und wo es die hin baut. Da kann es dann eben auch schon mal passieren, dass hunderttausende Bürger einfach aus Ihren Häusern vertrieben werden und die Armee bereit steht um Aufstände dieser Fußball Verweigerer nieder zu ballern. Das sind dann halt FIFA-WM Kollateralschäden. Natürlich sind solche Stadien nicht sinnlos. Die Militär Junta in Chile hat in den 70er Jahren gezeigt, dass solche gigantischen Stadien sehr gut geeignet sind dort Regierungsgegner zusammen zu treiben. Da wird dann aus einem FIFA Fußball WM Stadion ein FIFA Fußball KZ. Wahrscheinlich muss man dafür auch noch an Herrn Blatter zahlen (ja, ich weiß, dass ist jetzt echt bitterster Zynismus)
Ich werde deshalb dieses Jahr (und die nächsten und übernächsten – ach sagen wir einfach ALLE!) Europa und Weltmeisterschaften mit Missachtung strafen. Sport sollte fair sein – Nicht nur zwischen den aktiven Sportlern – auch zwischen Malochern und Funktionären. Doch Fairness sucht man im bezahlten Profi-Sport vergebens – den findet man weder bei den Akteuren in den Arenen, noch bei den Aktionärsversammlungen – und ganz sicher nicht in den Sklavenbetrieben von Schwellenländern..
In diesem Sinne: Fröhliche Hungerspiele!