ARGE

  • Endlich Bewegung auf dem Arbeitsmarkt, (wenn man umsonst arbeiten will)…

    ….oder: Job ja, aber nicht für jeden Preis!!

    Ich bin ja immer noch auf Suche nach einem Job. Angebote von Arbeitsvermittlern habe ich zwar mittlerweile 3 Stück zu Hause rumliegen, aber es fehlt eben noch der blöde Vermittlungsgutschein, und dann könnte ich auch vermittelt werden. Das Problem scheint in meinem Datensatz bei der Agentur für Arbeit zu liegen, da hat wohl ein Sachbearbeiter was falsch eingetragen. Mein Kumpel hatte sich den nämlich gezogen, und mal reingeschaut. Dort ist fälschlicherweise der Beginn der AL am 29.4, und nicht am 1.4 eingetragen. Im Bewilligungsbescheid steht das korrekte Datum. Also zum Amt Stress machen, und dann auf den VG pochen!

    Aber was machen Bürger, die keinen Kumpel beim Amt haben, der reinguckt, und Fehler sieht? Bis jetzt habe ich dort nur Holzköpfe rumsitzen sehen. Da ist man als Bürger echt Scheisse dran, will ich mal meinen. Nun, Heute habe ich es nicht geschafft zum Amt, also Morgen früh!

    Wie zum Beweis dass sich auf dem Arbeitsmarkt was tut, schellte heute auf meinem 15 Kilometer Trimm-Trab das Handy. Am anderen Ende eine nette Dame. “Ach Hallo Herr Awiszus, sie hatten sich doch vor ein paar Monaten bei uns beworben, aber damals waren alle Jobs vergeben. Ich habe eine gute Nachricht, wir stellen wieder ein, und kommen deshalb auf Sie zu!” Hey dachte ich, Klasse! “Sind Sie noch interessiert?” kam vom anderen Ende die Frage..”Ja, aber natürlich”, antwortete ich wahrheitsgemäß. “Ja okay, ich habe dann nur noch ein paar Fragen” sagte die nette Dame am anderen Ende. “Sie möchten in Vollzeit arbeiten?” “Ja”, sagte ich. “Gut, bei einer 40 Stunden Woche wäre das dann ein Gehalt von 1.404 Euro und 48 Cent”.. “Sssssss”, schmerzhaft sog ich die Luft durch meinen Mund! Ich fühlte plötzlich die gleichen Schmerzen, wie damals, als man mir den Weisheitszahn ausgrub. “Erhöht sich das nach der Probezeit auf einen annehmbaren Betrag?”, war meine erste Frage? “Nein”, flötete die Dame am anderen Ende “aber sie haben natürlich die Möglichkeit bis zu 150,00 Euro Teamprovision zusätzlich zu verdienen!”

    Klingling-klingling, mein Kopf machte das Geräusch einer Registrierkasse. (war ja nicht umsonst Geschäftsführer und habe eine kaufmännische Ausbildung) Ich rechnete mal kurz im Kopf:

    Das wären mit Provision also auch nur maximal 1550 Euro Brutto (wobei eine Provision ja nie garantiert ist, und bei meinem letzten Arbeitgeber gab’s ja auch jede Menge ‘Kunstgriffe’ um die nicht ausschütten zu müssen). Also rechne ich damit erst mal gar nicht! Mir fällt da nämlich immer der Spruch von meiner Oma ein: “Wer vorher rechnet, muss zweimal rechnen!” Und damit hatte Sie immer Recht!

    Endlich Bewegung auf dem Arbeitsmarkt, (wenn man umsonst arbeiten will)…

    (Bild oben: so würden es Deutschlands Arbeitgeber bei Ihren Lohn-Sklaven gerne sehen! Malochen bis zum umfallen, aber real keinen müden Cent in der Tasche. Ich verweigere mich dem, und nehme keinen Job für Dumpinglohn an. Okay, Ich bin aber auch ein unverbesserliches Arschloch, Sozialschmarotzer und Staatsfeind Nr.1! Es soll auch andere geben, die für jedes Geld arbeiten)

    Was übrig bleibt, sind knapp 1.000,00 Euro Netto. Runtergerechnet auf den Stundenlohn sind das 7,96 Brutto pro Stunde. Selbst eine Putzfrau bekommt Netto mehr, wenn Sie mit einem feuchten Lappen die Ecken rund wischt! Und ich soll dafür meine mehrjährige Ausbildung und Berufspraxis unter Preis verkaufen? Das ist eine Beleidigung! Sorry! Muss man so sagen! Da habe ich vor 20 Jahren schon mehr verdient (und wesentlich niedrigere Lebenshaltungs-kosten gehabt). Vollzeit arbeiten, und dann nur zweite Wahl im Supermarkt kaufen können, um annähernd über die Runden zu kommen, bloß weil einige Vorstände nur ihre Gewinnzahlen im Kopf haben?

    Ochnöö! Nicht mit mir. Ich habe den Job freundlich aber bestimmt abgelehnt!! Die nette Dame am anderen Ende hatte sogar Verständnis dafür – Wahrscheinlich verdient Sie nämlich wesentlich mehr!….

  • Part 2: Schilda ist überall…

    ..oder: Qualifiziert die Überqualifizierten!!

    Wer nun glaubt, die Agentur für Arbeit tut sich nur schwer damit, Arbeitsuchenden die passenden Jobs zu vermitteln, der irrt. Sie blockieren darüber hinaus auch noch gekonnt die Arbeitsaufnahme durch ihre eigene Bürokratie..

    Wie das geht? Ganz einfach..

    Wie erwähnt, hatte ich vor einiger Zeit einen Termin bei meinem Fallmanager. Beim Termin sprach ich ihn auf einen Vermittlungsgutschein an.

    Wer nicht weiß, was das ist: Ein VG ist ein Gutschein im Werte von 2000 Euro, den private Arbeitsvermittler erhalten, wenn Sie selber einen Arbeitslosen vermitteln. Der Gutschein kann in Kopie bei beliebig vielen Arbeitsvermittlern abgegeben werden. Kommt ein Arbeitsvertag zustande, dann bekommt der Vermittler das Original des Gutscheins und rechnet mit dem Amt ab. Nach 6 Wochen bekommt er die ersten 1000 Euro und nach einem halben Jahr die zweiten 1000 Euro.

    “Joh”, sagte der gute Mann, “aber dazu müssen Sie erst mal 2 Monate arbeitslos sein.” “Na”, sagte ich: “OK! Bekomm ich den Gutschein eben nächsten Monat.”

    Der junge Fallmanager schien mir sehr wohlgesonnen, weil er mich immer wieder fragte, ob ich nicht eine Qualifizierung haben wolle? Nun, eigentlich halte ich mich für Qualifiziert genug, aber da er mich echt a bisserl nervte, und weil ich mir immer sage, naja dümmer wirst du ja nicht, sagte ich dann zu.

    Das Ergebnis war ein Brief vom Arbeitsamt mit einer Einladung zu einer Gruppenveranstaltung bei der CONTEXT GmbH.

    (die CONTEXT GmbH. Vom Arbeitsamt beauftragt im Projekt GANZIL (Ganzheitliche Integrationsleistung), Menschen wieder den Weg in die Arbeitswelt zu ermöglichen. Ach ja, ich habe jetzt auch die Ehre dort gecoacht zu werden…)

    Die Gruppenveranstaltung am ersten Tag, war eine Horrorvorstellung. Von 15 Eingeladenen kamen grade mal 8 Leute.

    Von den 8, die den Weg gefunden hatten, waren 2, die von dem was man ihnen versuchte zu erklären auch nicht ein Wort verstanden, weil sie der deutschen Sprache nicht mächtig waren. Eigentlich waren nur 2 der ganzen Truppe etwas intelligenter, das war eine junge Studentin, die nicht wusste, was Sie da sollte. und ich (der auch nicht wusste was er da sollte). Ziel dieses Coachings, was sich über einen Zeitraum von 4-9 Monate ziehen kann, ist die Integration des Arbeitslosen zurück ins Arbeitsleben.

    Auszug: ”Im Rahmen von “Hilfe zur Selbsthilfe” erhalten Teilnehmer dieses Programms die Gelegenheit ihre Arbeitssuche neu anzulegen. Wir begleiten und beraten, damit auch andere Wege erfolgreich ausprobiert werden können.”

    Im Angebot der CONTEXT folgendes Portfolio:

    • Deutsch lernen für Anfänger und Fortgeschrittene (brauche ich bestimmt, habe ja mit dem lesen und schreiben hier so meine Schwächen. Sieht man ja bei meinen Blogeinträgen)
    • PC- Grundkurs (Jau, unbedingt nötig, da ich zwar die letzten 18 Monate bei Microsoft im Vista Projekt war, und die letzten 10 Jahre in der EDV-Branche, aber noch ein Schein, mit dem man sich den Popo putzen kann, warum nicht)
    • Bewerbungstraining (Oh ja! Unbedingt nötig! Zwar sagen alle Personalchefs, die meine Bewerbung gelesen haben, die wäre Top. aber man kann ja alles verschlimmbessern)

    und last but not least

    • Schuldnerberatung (Jepp. Was soll ich dazu noch sagen?)

    Ahja.. heißt dann wohl zwischen den Zeilen, dass ich zu blöd bin, meine Bewerbungen korrekt zu schreiben?

    Das schien bis zu dem Zeitpunkt eigentlich nicht der Fall zu sein, da meine bis Dato verschickten Bewerbungen bereits positiv beantwortet wurden, und gleich 2 Arbeitsvermittler mich zu einem Bewerbungsgespräch einluden.

    Voraussetzung war hier natürlich der Vermittlungsgutschein. ich hakte also noch mal telefonisch für 3,9 Cent/Minute beim Amt nach.“Jaja”, sagte der Mann am Telefon “bei ihnen sind ja die Voraussetzungen erfüllt, ich sende ihnen den Gutschein zu.” Die Zeit ging ins Land, und doch schon nach 10 Tagen bekam ich einen Brief vom Amt. Im Brief stand im schönsten Behördendeutsch: “Ihrem Antrag kann nicht entsprochen werden, da nach Paragraph Blabla…. sie in den letzten 3 Monaten keine 2 Monate arbeitslos waren”. Ah Ja? Ich rechnete mal kurz nach….arbeitslos seit 31.3., beantragt am 19.6., Absage am 25.6.

    Soso.. ich wunderte mich.. Also rief ich nochmals an. Der Herr der Hotline war sichtlich gereizt. Ich erzählte ihm erst mal worum es ging: Vermittlungsgutschein! Nach durchgabe der Kundennummer, kam von ihm ein: “Ja, haben Sie ja bekommen!”  “Öh Nö!” war meine Antwort, “Ich habe eine Absage bekommen!”.. “Hmm, Moment, ich zieh mir mal den Datensatz!” kam aus der Leitung… etwas später… “Ja, stimmt.. ist abgelehnt worden”… Ich fragte: “Weshalb?”.. Seine Antwort: “steht in der Begründung des Schreibens”.. “Neee”, sagte ich, “das Feld für die detaillierte Begründung ist leer. Er könne mir doch sicher sagen weshalb der Antrag abgelehnt worden ist?”…  “Nein, kann er nicht”, war die Antwort.. (Nun, wenn man schon beim Amt anruft, weil man Fragen hat, sollte man schon erwarten, dass die Leute die dort sitzen, einem eine einfache Frage beantworten können.) “OK”, sagte ich, “dann beantrage ich den VG eben nochmals!”… “Der wird auch abgelehnt!”, kam von der anderen Seite. So langsam wurde ich sauer, obwohl mir meine Oma beigebracht hatte, dass Freundlichkeit kein Geld kostet!! Nachdem ich mir nochmals seinen Namen geben ließ, um mich beim Amtsleiter persönlich für seine Fachkompetenz zu bedanken, wurde der Herr am anderen Ende des Telefons mitteilsamer.

     

    (Don’t call us. We call You! Wer bei der Agentur für Arbeit mal eine Frage hat, sollte besser selber die Antwort kennen, sonst sieht’s mau aus)

    Grund für die Nichtausstellung des Gutscheins ist scheinbar folgender:

    Dadurch, dass ich in einer Weiterbildung, Qualifizierung, o.ä. bin, bin ich nicht mehr Arbeitslos, sondern Arbeitssuchend (wieder dieser feine Unterschied). Dadurch habe ich keinen Anspruch mehr auf einen Vermittlungsgutschein. Der positive Nebeneffekt für das Amt: ein Arbeitsloser weniger in der Statistik im Superwahljahr! Denn arbeitsuchende tauchen nicht in der Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit auf.. Ist das nicht Toll?? So werden die Wähler verarscht!!

    Positiver Nebeneffekt für mich? Keiner!! Normalerweise werden Tage der Weiterbildungen zusammenaddiert, und durch 2 geteilt, dadurch erhöht sich der Bezug des Arbeitslosengeldes um diese Zeit.

    Dieses ‘Coaching’, zu dem man nur alle 14 Tage hingehen muss, hat Null Einfluss darauf.

    Mittlerweile war ich das erste mal beim Coaching. Der Herr, der mein Profiling machte, schüttelte nur den Kopf, und fragte mich, was ich bei ihm soll?

    Nach Durchsicht meiner Unterlagen meinte er, ich wäre dort wohl etwas fehl am Platze. Er meinte, ich solle Widerspruch einlegen, und den VG wenn nötig einklagen. Denn er kenne auch die Problematik der Individual-Bewerbungen bei normalen Stellenanzeigen. Vielen Firmen ist es einfach zu teuer, sich durch 500 Mappen zu wühlen, und geben ihre Job-Offerten gleich an die privaten Arbeitsvermittler. Der gibt ihnen dann statt 500 nur 3-5, die aber auf die Stelle passen. Dadurch gewinnt sowohl die Firma, wie auch der Arbeitsvermittler. Dieses Verfahren setzt sich immer mehr durch…

    Ich darf also jetzt mindestens 4 Monate lang, alle 14 Tage dort hin dackeln (was dann 8 volle Tage Coaching macht!.. Huuh, wenn man wollte, könnte man das aber auch locker auf 2 Wochen am Stück straffen. Aber dann wären die Leute ja wieder in der Arbeitslosenstatistik). Schön, wie man hier Steuergelder versenkt, um die Statistiken zu schönen. Wenn man deshalb aber keinen Job bekommt, ist’s nicht witzig!!

    Achja.. Mein Fallmanager bei der Agentur für Arbeit ist meiner Meinung nach ein Idiot!!

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