..oder: aus ‘Doctor Love’ wird “Mr. Freeze” – Klimaanlage sei Dank..
er diesjährige Sommer ist so ziemlich der aprilhafteste an den ich mich erinnern kann. Waren es am Sommer-Anfang unvorhersehbare Regengüsse im Sintflutformat, die einem verleideten sich in ein Straßencafé zu setzen, sind es nun die extrem hohen Temperaturen, die einen lieber in die wunderbar kühle Molkereiprodukte-Abtlg. der Einkaufs-Mall treiben, als auf einen in praller Sonne stehenden, gefühlte 100° C. heißen Plastikstuhl der Dortmunder Straßencafés. Brandblasen am Hintern sind nun wirklich nicht jedermanns Sache.
Momentan hat das Hoch Achim Deutschland mit tropischen Temperaturen mit bis zu 40° Celsius fest im Griff! Damit einher gehen ein paar physikalisch bedingte Phänomene:
1. Literweise eiskaltes Bier zu trinken um sich abzukühlen, ist als würde man Benzin zum löschen eines Brandes benutzen.
2. Im Wald ist es kühler als in der Stadt
3. In einem mehrstöckigen Haus wird es exponentiell wärmer, je höher man die Treppe steigt.
Punkte 1 und 2 kann ich durch Selbstversuch bestätigen. Punkt 3 betrifft mich leider persönlich sogar selber, denn leider wohne ich in der zweiten Etage eines dreistöckigen Hauses, und pro erklommener Treppenstufe fühlt man sich Schritt für Schritt immer mehr wie Ikarus, der der Sonne zu nahe kommt. Nur dass sich bei mir nicht die Flügel auflösen, sondern die Klebenähte des Rucksacks, indem sich die durstlöschenden Getränke befinden.
Wenn man dann in die heimische Wohnung kommt, die einen mit erquickenden 30° Celsius empfängt, weil Sie glaubt, man würde gerne Eier ausbrüten, dann gibt es 2 Möglichkeiten: Leiden, schwitzen und irgendwann einen Kreislauf Kollaps kriegen, oder ein bisserl ans Gesparte gehen und 2 Stunden Arbeit investieren, um danach eine Wohnung zu haben, die Kühlhaus-Charakter hat.
(Aus Doctor Love wird Mr. Freeze! Vorbei die Zeiten, in denen man bei jedem Schritt Schweißtropfen auf dem Teppich in der Wohnung hinterließ. Das Zauberwort heisst: KLIMAANLAGE)
Ich habe Option 2 gewählt und mein Wohnzimmer zu einem Eisschrank mutieren lassen. Das ganze ging sogar ziemlich easy, weil meine Balkontür im unteren Bereich eine Kunststofffüllung hat, die man leicht mit einer Bohrmaschine bearbeiten kann.
Doch kommen wir zur Durchführung – was braucht man?
Zuerst mal ein Klimagerät. Und ich meine eine richtige Kimaanlage (und hier ein Monogerät; also keine Split-Anlage – warum erfahrt Ihr später). Also ein Teil, was mittels Kompressor und einem geschlossenem System mit Kühlmittel, die Raumluft abgekühlt – nicht diese Mogelpackungen, in denen kalte Luft über eine Schale mit Eiswürfeln gepustet wird. Diese Dinge werden häufig im Internet angeboten und sind purer und dazu überteuerter Müll. Ich spreche von echten Klimageräten. Waren die Geräte vor einigen Jahren noch ziemlich teuer, bekommt man heute ein leistungsfähiges Gerät für einige hundert Euro. Wie gesagt würde ich ein Monogerät empfehlen. Diese erkennt man optisch schon daran, dass Sie die warme Luft über einen groß dimensionierten Schlauch aus der Wohnung blasen. Splitgeräte haben keinen Schlauch, sondern der heiße Luft abgebende Wärmetauscher ist außerhalb der Wohnung (Fassadenmontage o.ä.) und über wesentlich kleinere Kühlschläuche verbunden. Die Lösung ist relativ teuer, da nur mit viel Aufwand realisierbar.
Kommen wir also zurück zu den auch gebräuchlichsten Geräten: den Mono-Geräten.
(Die Besonderheit des Suntec Gerätes: Extrem hohe Kühlleistung von 4 KW, sowie die Möglichkeit das Gerät außerhalb der Wohnung zu stationieren und die kalte Luft über das rechts abgebildete “Komfort-Kit” in die Wohnung zu ballern.)
Ich würde hier nicht am falschen Ende sparen – ein vermeintliches Schnäppchen mit zu geringer Leistung kann schnell zu Unmut führen, weil die Raumtemperatur nur um Zehntelgrade sinkt, der Stromzähler aber mit Lichtgeschwindigkeit rotiert. Beim Kauf sollte man beachten, das es sich bei den angegebenen Raumgrößen meistens um Kubikmeter und nicht um Quadratmeter handelt – die Grundfläche des Zimmers (Länge x Breite) muss also noch mal mit der Höhe (meistens 2,5 Meter) multipliziert werden. Ein Raum mit einer Grundfläche von 4×5 Metern hat bei 2,5 Meter Raumhöhe also 50 Kubikmeter.
Hat man das passende Klimagerät gefunden, kommt die Montage. Jetzt wird’s schon mal knifflig. Ein Fenster oder eine Balkontür, welche sich öffnen lassen, wird man sicher finden – aber dies ist erst die halbe Miete.
Einfach nur den Schlauch aus dem Fenster hängen bringt nichts: Die Wärme kommt durch die große Ritze sofort wieder hinein und die Kühlleistung geht gen Null. Besser ist, das Fenster ringsum abzudichten. Doppelseitiges Klebeband und Malerabdeckplane kann man dafür benutzen. Allerdings ist das entfernen der Klebstoffreste, wenn das gerät zum Winter nicht mehr benötigt wird, eine zeitraubende Sache.
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Besser ist eine Permanentinstallation, bei der ein fester Anschluss installiert wird, welcher bei Nichtnutzung mit einer Klappe geschlossen ist, und an den dann bei Bedarf die Klimaanlage angeschlossen wird.
Diese Lösung ist auch, sofern man das richtige Werkzeug hat, vom zeitlichen Aufwand her schneller, als das langwierige abkleben der Fensteröffnung.
Bei der Montage entschied ich mich dafür die untere Kunststofffüllung der Balkontür als Auslass zu benutzen – andere Optionen, wie Mauerdurchbrüche sind nicht möglich (und werden auch von den meisten Vermietern nicht toleriert).
Das benötigte Werkzeug ist überschaubar: Einen Permanent Marker um das Loch auf der Tür vor zu zeichnen, eine Bohrmaschine, diverse Metallbohrer und einen Schlitzschraubenzieher– mehr braucht es nicht zur Montage
Das schöne an den Türfüllungen ist, dass man nur eine Bohrmaschine braucht, um die entsprechenden Löcher zu bohren.
Im ersten Schritt suchte ich die optimale Position für das relativ große Loch, welches nun von Nöten war, um die Kühlluft in die Wohnung strömen zu lassen. In der Türfüllung war zwar eines von der alten Klimaanlage, doch da die neue einen doppelt so großen Schlauchdurchmesser hat, konnte ich das alte Loch nicht in der Form benutzen.
Das neue Loch musste dazu auch noch höher und nahe am Tür-Scharnier sein, damit der außen angebrachte Schlauch beim öffnen und schließen der Tür nicht zu lang gezogen werden würde. Die Schläuche sind zwar in der Länge flexibel, aber ziehen sich nicht automatisch wieder zusammen.
Das anzeichnen war kein Problem, denn die Blende der Rückseite des Komfort-Kits kann man gut als Schablone benutzen. Also die Blende angehalten, mit dem Marker den inneren Kreis nachgemalt und mit der Bohrmaschine und eingespanntem 4 Millimeter Bohrer Löcher auf die Markierung gebohrt. Dabei liess ich immer ungefähr ein Bohrloch Abstand – dadurch vermied ich das abrutschen des Bohrers in ein zuvor gebohrtes Loch. Nachdem ich reihum alle Löcher gebohrt hatte, zog ich mit dem Bohrer wie eine Fräse von einem Loch zum anderen und zertrennte die Verbindungs-Stege.
Dann noch 4 Löcher für die Befestigungsschrauben gebohrt und das Komfort-Kit konnte installiert werden.
(Fast fertig – unten links noch die Schraube rein und dann alles noch festziehen und den Schlauch aufstecken und verriegeln. Dann ist der Einbau vollbracht. Arbeitszeit ca. 45 Minuten!)
Danach konnte das Werkzeug schon wieder eingeräumt werden, denn nun musste nur noch das Kontrollkabel des Kits an das Klimagerät gestöpselt werden und der Kühlschlauch angeschlossen werden.
(Fertig – alles angeschlossen. Im Wohnzimmer ist es nun trotzdem kühl, aber das Klimagerät steht nicht länger im Weg)
Alles in allem hat die komplette Montage mit Nebenarbeiten, wie Schlauchversiegelung mit Silikon und aufräumen etwas über eine Stunde gedauert.
Da kann’s jetzt ruhig wieder mollig warm werden – ich bin Mr. Freeze!
Hallo Peter,
ich heiße ja nicht Pennywise, aber mich würde schon interessieren wie viel Kilowattstunden du jetzt zusätzlich bezahlen musst. Ich habe im Wagen eine sogenannte mechanische Klimaanlage. Die verbraucht keinen Sprit und zaubert schöne kühle Luft in den Wagen. Bis jetzt hat sie völlig ausgereicht. Bei Vattern ist natürlich eine echte Klimaanlage im Wagen. Da kann man sogar getrennt für Fahrer und Beifahrer die Temperaturen gradgenau einstellen. Wenn die richtig am Dröhnen ist, dann nimmt der Wagen schon mal gern 2 Liter mehr auf 100.
Hi Richie,
Die Aufnahmeleistung ist 2,5KW/h. bei meinem momentanen Tarif sind das (wenn das Gerät 24 Stunden rund um die Uhr läuft) knapp 13,00 € am Tag. Das ist natürlich ’ne Menge – kein Wunder, dass ich da Beischläferinnen.. ähh.. Mitbewohnerinnen suche, um die Kosten zu relativieren.. ^^
Tja, das ist ja mit dem spitzen Bleistift gerechnet. Es kommt einem am Anfang etwas teuer vor, aber man muss auch auf das ganze Jahr rechnen. Behandelst du die Mitschläferstudentinnen gut, dann kommen die auch im Winter und dadurch kannst du wieder Heizkosten einsparen. Äh, sorry ich meine natürlich, dass die auch im Winter erscheinen 😉 Freudsche Fehlleistung.
Klar ist das teuer! Luxus kostet nun mal – Glücklicherweise relativiert sich das auf’s jahr gerechnet, wenn man die Anlage nur kumuliert 2 Wochen im Jahr laufen lässt.
Ein High-End Pc oder Server, der Tag und Nacht läuft verursacht auch knapp 4,00 € Stromkosten am Tag. Früher habe ich die Kiste aus Bequemlichkeit Nachts laufen lassen – passiert mir jetzt auch nicht mehr.. ^^
P.S. Wegen der Nähe zur Uni und aus sozialer Verantwortung neraus, bin ich natürlich gerne bereit jungen Studenteusen, die Nachts in Ihren überhitzten Studentenbehausungen kein Auge zubekommen, eine angenehm klimatisierte Übernachtungsmöglichkeit zur Verfügung zu stellen..
Ich sag ja. Gelebte Nächstenliebe. Wenn doch alle menschen so einen sozialen Touch wie Peter hätten, dann wäre es auf der Welt viel schöner.
Ich denke auch. Irgendwann wird man mir ein Denkmal für Tugendhaftigkeit und Menschlichkeit setzen.. 🙂